Dienstag, 8. Mai 2012

Das Samenkorn

Ringelnatz’ Grab in Berlin
auf dem Waldfriedhof an der Heerstraße
Ein Samenkorn lag auf dem Rücken,
Die Amsel wollte es zerpicken.

Aus Mitleid hat sie es verschont
Und wurde reich dafür belohnt.

Das Korn, das auf der Erde lag,
Das wuchs und wuchs von Tag zu Tag.

 Jetzt ist es schon ein hoher Baum
Und trägt ein Nest aus weichem Flaum.

Die Amsel hat das Nest erbaut;
Dort sitzt sie nun und zwitschert laut.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
(zur Zeit alle Gedichte in einem Band für 9,99 €, bei Zweitausendeins)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen