Thomas Mann bei der Arbeit, um 1930 |
»Feindsender« zu hören, stand während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland unter Strafe. Dennoch taten es viele und hörten den unter den Nationalsozialisten als »Negermusik« verpönten Jazz oder lauschten im Verborgenen den Nachrichten, um sich über die Lage an den Fronten zu informieren. Einmal im Monat konnten die Deutschen, die sich trauten, von 1941 bis 1945 in der BBC auch Ansprachen von Thomas Mann hören, der in Kalifornien im Exil lebte.
Der berühmte Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger nahm dabei kein Blatt vor den Mund: Er konfrontierte die Hörer mit den deutschen Verbrechen an der Zivilbevölkerung in besetzten Ländern, sprach von Bombenterror, der Ermordung Behinderter, der brachialen Unterdrückung Oppositioneller, von medizinischen Experimenten an Menschen und Folter. Im September 1942 prangerte er besonders die systematische Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden an. In jenem Jahr lief die Vernichtungsmaschinerie in den Konzentrations- und Vernichtungslagern auf Hochtouren: In Auschwitz, Belzec, Treblinka, Sobibor und vielen kleineren Lagern wurden täglich Tausende Menschen ermordet.
Brockhaus - Abenteuer Geschichte 2012
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