Montag, 19. Mai 2014

Arabischer Frühling – Die Revolution frißt ihre Kinder

Libyen – Abtrünnige Soldaten wollen Islamisten vertreiben (ZEIT Online, 19.05.2014)

Aus einem Kommentar von Der Schlaustehier zu einem weiteren Lybien-Artikel bei der Tagesschau:
»Die Lage in Libyen bleibt unübersichtlich:
Mit diesem Satz eröffnet der Artikel. Die "unübersichtliche Lage" wird aber recht gut an Hand dieses Artikels aufgelöst: Wir haben es in Libyen mit drei Akteuren zu tun:
1. islamistischen Milizen (in der Gut/Böse Bewertung dürften diese bei "Böse" einzuordnen sein)
2. Übergangs-Regierung
3. "Libysche Nationalarmee" von Chalifa Haftar
Bei den letzten beiden wird die Bewertung (Gut/Böse) etwas schwieriger aber auch auflösbar:
Beide sind eher auf der Seite der "Guten" (da beide gegen die "Bösen" (Islamisten) sind). Die Übergangsregierung tut lt. Haftar aber zu wenig, deshalb "erledigt" er es. Das wird von der Übergangsregierung als Putschversuch angesehen, von Haftar aber nicht so gesehen.
Die persönliche Beurteilung wer von den beiden Guten der Bessere oder Schlechte ist wird von der Frage abhängen, ob man Haftars Vorgegen im Kampf gegen Islamismus für nötig/angemessen erachtet oder nicht.«

Aus einem Kommentar von Mehrdimensional zu einem anderen Libyen-Artikel:
»Bilanz des Arabischen Frühlings:
Syrien: Bürgerkrieg, hunderttausende Tote, Diktator noch fest im Sattel, der "befreite" Teil des Landes wird zunehmend von Islamisten terrorisiert.
Ägypten: kurzes Schauspiel der Religiösen, bis sich die Mehrheit das Militär zurückwünschte, Wirtschaft am Boden, politisch nun gleicher Zustand wie unter Mubarak.
Libyen: Totales Chaos, permanente Bürgerkriegsgefahr, den meisten dürfte es wirtschaftlich erheblich schlechter gehen, Gefahr eines "failed states", ähnlich Somalia.
Tunesien: politisch relativ geordneter Prozess des Übergangs, andauerndes Wirtschaftswachstum. Die für ein islamisches Land relativ liberale Gesellschaft wird durch die Stärke der "moderaten" Islamisten von Ennahda, die vom Kalifat und der Befreiung Jerusalems schwafeln, jedoch stark gefährdet.«

Peter Scholl Latour rastet aus Syrien, Salafisten, Islam Der Talkshow Eklat [12:14]

Veröffentlicht am 05.09.2012

- Das Erste: ANNE WILL am 6. Juni 2012: Assad lässt Kinder töten - wie lange wollen wir noch zuschauen? (05.06.2012)
"Assad lässt Kinder töten - wie lange wollen wir noch zuschauen?" lautet das Thema bei ANNE WILL am Mittwoch, 6. Juni 2012, um 22.45 Uhr im Ersten.
Nach dem Massaker von Hula, bei dem über hundert Zivilisten, darunter viele Kinder, ums Leben kamen, zeigt sich der syrische Staatschef Baschar al-Assad unbeirrt. Nun hat die syrische Opposition den UN-Friedensplan von Kofi Annan für gescheitert erklärt. Es droht eine neue Eskalation der Gewalt. Die EU und Russland sind sich uneins über das weitere Vorgehen, und der französische Präsident Hollande denkt bereits über einen Militärschlag gegen Syrien nach. Auch in Deutschland werden Forderungen nach einer bewaffneten Intervention laut. Wie sollen wir uns angesichts der dramatischen Lage in Syrien verhalten?
Hierzu werden am 6. Juni bei Anne Will zu Gast sein:
Christian Springer (Kabarettist und Gründer von "Orienthilfe e.V.")
Jürgen Todenhöfer (Publizist)
Huberta von Voss-Wittig (Journalistin, Ehefrau des deutschen UN-Botschafters Peter Wittig)
Michael Wolffsohn (Historiker)
Theo Sommer (ehemaliger "Zeit"-Herausgeber, Journalist und Autor)
Julian Reichelt ("Bild"-Chefreporter)


Zitate Peter Scholl-Latour aus dieser Diskussionsrunde mit Anne Will:
- Der Titel dieser Sendung ist eine Vorwegnahme. Es ist eigentlich eine gehässige Formulierung. (»Assad läßt Kinder töten – wie lange wollen wir noch zuschauen?«, Diskussionsrunde vom 06.06.2012)
- Die Zeugenaussagen sind sehr einseitig.
- Die Freiheitskämpfer [in Libyen] benehmen sich genauso schlimm wie die Truppen Gaddhafis. […] Er ist gefoltert und gepfählt worden. Das sind die Methoden der Freiheitskämpfer. Man soll nicht so furchtbar einseitig schwarz-weiß denken und daran denken, daß der libanesische Bürgerkrieg 15 Jahre lang gedauert hat.
- Die Jungs, die da mit Facebook rumspielen, das sind Dilettanten.
- Um eine Revolution zu machen muß man Schläger haben und Ganoven haben und nicht irgendwelche jungen Leute, Idealisten.
- Dieses humanitäre Geschwafel bin ich leid.
- Wir werden da nicht 10.000 Tote haben in Syrien, wie jetzt, sondern wie in Algerien 200.000 Tote. (Mitte 2013 sprachen SPIEGEL und BILD übereinstimmend von 100.000 Toten in Syrien.)
(Theo Sommer sprach in dieser Sendung noch von 160.000 Toten im Irak. Eine US-Studie 2012: 500.000 Tote, Heutiger Stand [Schätzung IPPNW]: 1,5 Millionen)
- Ich komme doch noch mal auf die Religion zurück, verdammt nochmal. Es gibt 12 Millionen Alawiten dort [in Syrien]. Das ist eine Sekte, das sind keine Schiiten (Wikipedia rechnet sie den Schiiten zu), das ist sehr viel komplizierter. Und die Leute sind eingeschworen auf das Regime, die haben da die Schlüsselstellungen inne. Wenn die Salafisten siegen – das ist die Gegenkraft, […] dann werden die nicht nur ihre Posten und ihren Reichtum verlieren, die werden massakriert werden. Die Leute werden bis zum letzten kämpfen.
Anne Will: Ein militärisches Eingreifen – sehen Sie’s ähnlich risikolos wie Julian Reichelt?
Scholl-Latour [etwas fassungslos]:
- Wir haben den Afghanistan-Krieg verloren, wir haben im Irak 'n Krieg verloren. Wir sind aus Somalia abgehauen. Was soll man noch verlieren? Das mit Libyen, das ist total schiefgegangen.
- Wir haben das Kernproblem überhaupt nicht berührt, Frau Will! Das Kernproblem ist überhaupt nicht zur Sprache gekommen. Daß nämlich Syren das Bindeglied ist zwischen dem Iran und dem Libanon, und daß dieses Bindeglied herausgebrochen werden soll.
- Im Irak ist alles schiefgelaufen, und wir reden von einer neuen militärischen Intervention, da muß man doch verrückt sein…

Link zu einem Youtube-Video der gesamten Sendung:
Anne Will "Assad lässt Kinder töten - wie lange wollen wir noch zuschauen?"

Das Bild hängt schief - Erinnerungen an Loriot [3:14]


Hochgeladen am 26.08.2011
Mehr TV-Kult: http://www.youtube.com/playlist?list=...
Tags: Loriot Das Bild hängt schief Radio Bremen NDR Evelyn Hamann Wohnzimmer Einrichtung

siehe dazu:
Talkshow – Syrien-Spezial: Scholl-Latour attackiert Anne Wills ARD-Spezial zu Syrien mit dem suggestiven Titel Assad lässt Kinder töten (Daniel D, Kriegsberichterstattung, 06.06.2012)
Humanitäres Geschwafel oder intelligenter Krieg? (Stern, 07.06.2012)
- Kindermord bei Anne Will. Todenhöfer sagt ab. Bild-Reporter gibt die Richtung vor (Hintergrund, 07.06.2012)
„Assad lässt Kinder töten - wie lange wollen wir noch zuschauen?“, mit dieser Überschrift warb die ARD für ihre am Mittwochnacht im Ersten ausgestrahlte Talkshow „Anne Will“. Die Zeile ist so suggestiv, dass ein ausgewogenes Gespräch nicht zu erwarten war. Ein Talkshowgast sprang daher gleich ab: Jürgen Todenhöfer, ehemaliger CDU-Politiker und Burda-Vorstand, der die Region aus eigener Anschauung gut kennt und sich seit Jahren als engagierter Kritiker der westlichen Kriegspolitik hervortut, wollte seinen Sachverstand nicht in eine Diskussion einbringen, deren Ergebnis von der Redaktion anscheinend schon vorher festgelegt worden war.
Es lautet in aller Kürze: Die syrische Regierung ist alleine schuld an dem Konflikt in ihrem Land. Sie alleine trägt die Verantwortung für geschätzt zehntausend Toten. Dementsprechend war die Diskussionsrunde von der Redaktion zusammengestellt worden. Ein Repräsentant der Friedensforschung war ebenso wenig darunter, wie ein Kriegskritiker von Seiten der Linken oder gar ein Pazifist. Die seit Monaten von der Regierung Assad erklärte Bereitschaft zu demokratischen Reformen blieb ebenso unerwähnt wie die zahlreichen Berichte über Kriegsverbrechen und systematische Folterungen von Seiten der Rebellen. Im Grunde fiel nur dem als Ersatz für Todenhöfer eingeladenen konservativen Journalisten Peter Scholl-Latour die undankbare Rolle zu, als einsamer Rufer in der Wüste ab und zu ein paar Fakten in die Diskussion zu nuscheln.


Noch einmal zur Ukraine: Wenn der Westen klug wäre – und ich kann nur beten, daß es noch ein paar kluge Leute gibt, die was zu sagen haben –, würde er sich aus den innenpolitischen Angelegenheiten der Ukraine draußen halten. Als damals von der gemeinsamen EU-Währung gesprochen wurde, wurden Beitrittskriterien festgelegt (die von den Griechen – unter Augenzwinkern – umgangen wurden). Wollen wir allen Ernstes jetzt die Ukrainer, die noch weniger auf die Reihe kriegen als die Griechen, mit an den Tisch holen? Aber die schlechtere der beiden Möglichkeiten wäre anscheinend, wenn es in der Ukraine 10 bis 15 Jahre lang Bürgerkrieg gäbe, und wir schauten zu. Das könnten wir Gutmenschen nicht aushalten!
Umfrage: Mehrheit gegen stärkeres Engagement Deutschlands in der Welt (Das Allgäu online, 20.05.2014)
Und wir brauchen eine (politische?) Moral, die das aushält!
Keiner der vom arabischen Frühling beglückten Staaten ist für eine Demokratie kulturell weit genug entwickelt. Dann sollten wir im »Freiheit und Demokratie«-hypnotisierten Westen endlich damit anfangen, nicht ständig »Hurra« zu schreien, wenn es irgendwo einer despotischen Clique an den Kragen geht!


aus einem Interview mit der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie über die entführten Mädchen bei Faz.net (Unser lächerlicher Optimismus)

»Ich hatte wegen der entführten Mädchen ungefähr zweitausend Interviewanfragen aus dem Westen. Aber ich spüre da auch einen arroganten Zug in diesen Bemühungen, im Sinne von: Wieso reißen sich diese verrückten Nigerianer nicht mal zusammen?
[…]
Deswegen denke ich ja, dass es unser eigenes Problem ist. Ich wünsche mir auf jeden Fall mehr Komplexität. Hört auf, es euch so leicht zu machen! Es ist nicht wie mit den Taliban. Nicht alles in der Welt muss in eure vorgefertigten kleinen Schubladen passen. Und hört auf, Präsident Jonathan zur Karikatur abzustempeln. Was er tut, ist verwerflich und nicht zu entschuldigen, aber wenn man den politischen Kontext kennt, werden seine Handlungen verständlicher. Die Boko Haram sind in der Vergangenheit von nigerianischen Politikern unterstützt worden. Ich frage mich, warum niemand mal mit denen redet. Ich habe viele Fragen, aber die Medien beantworten sie nicht, weder die in Nigeria noch die von außerhalb.«
 

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