Sicherheit ist auch eine Frage der Nachlässigkeit. Am Reaktor Leibstadt haben Arbeiter für das Aufhängen von Handfeuerlöschern mal eben das Primärcontainment des AKW angebohrt
Das Schweizer AKW Leibstadt liegt direkt an der Grenze zu Baden-Württemberg. Wie erst jetzt aufgefallen ist, waren 2008 für den Schutz im Brandfall Feuerlöscher installiert worden. Anscheinend erschien den Arbeitern dafür die Stahlhülle des Primärcontainments am robustesten, um die Dübel zu halten, so dass sie sechs [korrigiert:] 6 mm breite und 3,8 Zentimeter tiefe Löcher in den Sicherheitsbehälter trieben. Nach Bekanntwerden dieser improvisierten Arbeiten am Schutzbehälter kommentierte Jörg Gantzer vom Landratsamt Waldshut: "Es ist ein unglaublicher Vorgang, dass jemand auf die Idee kommt, die Stahlhülle des Primärcontainments anzubohren ... Kaum auszudenken wenn es in dieser Zeit einen Störfall mit einem Druckanstieg im Reaktor gegeben hätte."
Anmerkung von mir: Wir reden hier nicht von Afrika, dem Nahen Osten oder Osteuropa, wir reden von der Schweiz!!
siehe dazu auch:
Atomkraftwerk – Russische Energie wird wichtiger: Belgien schaltet drei Atomkraftwerke ab (DeutscheWirtschaftsNachrichten, 24.08.2014)
Belgien muss drei seiner Atom-Reaktoren abschalten. In einem Fall gehen die Behörden von Sabotage aus, in zwei weiteren Kraftwerken wurden Haarrisse entdeckt. Durch die Abschaltungen könnte ein Viertel der belgischen Stromversorgung dauerhaft wegfallen. Damit wird die EU noch abhängiger von Energie-Lieferungen aus Russland.
Die belgischen Behörden haben wegen Sicherheitsbedenken drei der landesweit sieben Atomreaktoren längerfristig abgeschaltet. In Doel bei Antwerpen ist die Dampfturbine eines Reaktors heißgelaufen und ausgefallen, weil Öl ausgelaufen ist. Als Ursache wird Sabotage durch einen Mitarbeiter vermutet, der ein Ventil offen gelassen haben soll, die Staatsanwaltschaft ermittelt. In zwei weiteren Reaktoren wurden Haarrisse in Behältern gefunden. Die Reaktoren könnten für immer abgeschaltet bleiben, denn sollten sich die Risse ausdehnen könnte Wasser austreten.
Zwei weitere Blöcke sind in Doel bereits abgeschaltet, weil im November 2012 bei einer Routineinspektion mit Ultraschall tausende von Rissen in den Reaktordruckbehältern entdeckt worden waren. Zunächst waren die Anlagen nach einer Prüfung im Juni 2013 wieder hochgefahren worden, dann wurden sie im März 2014 wieder abgeschaltet, weil die belgischen Behörden nicht sicher waren, dass die Behälter mechanisch wirklich noch belastbar sind.
siehe dazu auch:
- Zwei belgische Atommeiler vor der definitiven Abschaltung? (Telepolis, 20.08.2014)
Notfallpläne werden geschmiedet, die gefährlichen Risse können in Reaktorbehältern auch in der Schweiz, den Niederlanden, Schweden, Spanien, den USA und Argentinien auftreten
Der flämische Rundfunk VRT berichtet, dass die beiden Atommeiler Doel 3 und Tihange 2 vermutlich wohl nicht mehr ans Netz gehen können. Schon 2012 waren sie abgeschaltet worden, weil 8.000 Risse bei einer Ultraschallprüfung am Reaktorbehälter in Doel 3 entdeckt wurden, weshalb der baugleiche Meiler in Tihange zur Sicherheit ebenfalls vom Netz genommen worden war (Risse an Reaktorbehältern). Allerdings wurde später berichtet, dass die Probleme mit dem verwendeten Stahl schon seit 1979 bekannt waren.
- Atomkraft in Belgien (Überhauptgarnix, 23.08.2014)
Der belgische Atomreaktor BR-3 im Studienzentrum für Kernenergie war der erste kommerzielle Reaktor des Landes. Er wurde am 30. Juni 1987 endgültig stillgelegt.
Derzeit [August 2014] sind in Belgien noch die beiden Atomkraftwerke Doel und Tihange
mit insgesamt 7 Reaktorblöcken in Betrieb. Sie verfügen über eine
installierte Bruttogesamtleistung von 6.104 MW und decken einen Anteil
von etwa 54% der gesamten Stromerzeugung Belgiens. Betreiber der beiden
Atomkraftwerke ist der belgische Konzern Electrabel der wiederum zum französischen Energiekonzern GDF Suez gehört.
siehe dazu auch:
- Atom: Der ganz normale Pfusch (Telepolis, 06.09.2014)
Wieder einmal wurde in Deutschland beim Umgang mit hochradioaktivem Material geschlampt. In Japan startet derweil die Regierung ein neues Manöver, um einen Teil der dortigen AKW wieder ans Netz zu bringen
Nach einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks hat die Bundesanstalt für Materialforschung 44 sogenannte Castor-Behältern für hochradioaktiven Müll zurückgerufen. Sie sollen noch einmal zum Hersteller, der Gesellschaft für Nukleare Sicherheit, weil Teile der Behälter nicht ausreichend geprüft worden seien. In vier Fällen käme der Rückruf aber zu spät, da sie bereits mit abgebrannten Brennelementen befüllt seien.
aktualisiert am 06.09.2014
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