Es ist Augenwischerei zu glauben, dass aus dem einstigen Kriegsgebiet ein stabiler oder sogar prosperierender Staat geworden ist. Den Verantwortlichen in Pristina ist dieses Problem aber ganz recht.
Im Schatten der Euro-Krise kaum beachtet, hat in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, eine historische Stunde geschlagen. Das Parlament des ehemaligen UN-Protektorats feierte die Entlassung in die volle Souveränität.
Seit Kriegsende im Sommer 1999 bestimmten ausländische Experten und Militärs die Geschicke der ex-jugoslawischen Provinz. Künftig werden sich zumindest offiziell keine von der internationalen Gemeinschaft entsandten Technokraten mehr einmischen, wenn der kleine Staat über seine Zukunft entscheidet.
Gescheitertes Projekt
Wenn die EU an diesem geschichtsträchtigen Tage eine ehrliche Analyse wagen würde, müsste sie zu dem unangenehmen Ergebnis kommen, dass das Projekt Kosovo in weiten Teilen einen "failed state" hervorgebracht hat – trotz der 3,3 Milliarden Euro, die seit 1999 allein aus EU-Töpfen auf den Balkan geflossen sind.
Trotz des Einsatzes von Zehntausenden Soldaten, die dort einen weitgehenden Frieden garantiert haben. Trotz unzähliger Konferenzen und Brüsseler Diplomatenkunst, um die auf die Macht pochenden Serben mit Zuckerbrot und Peitsche im Zaum zu halten.
Es ist Augenwischerei, zu glauben, dass das einstige Kriegsgebiet den Schritt zu einem stabilen oder sogar prosperierenden Staat gemacht habe. Noch immer ist fast jeder Zweite ohne Arbeit, ein Drittel der Menschen lebt unter der Armutsgrenze.
mehr:
- Kosovo – die labile Freiheit eines "failed state" (Stefanie Bolzen, Welt, 10.09.2012)
mein Kommentar: Jetzt wissen wir, was auf die Ukraine zukommt…
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