Die Geschichte Tibets ist wesentlich von Invasionen ausländischer Mächte geprägt. Auf die Epoche eines tibetischen Großreichs vom 7. bis 10. Jahrhundert folgten jahrhunderte mongolischer, später chinesischer Vorherrschaft, unterbrochen von mehr oder minder langen Phasen der Autonomie.
Chinesische Invasionstruppen bei der Überquerung eines Flusses in Tibet, Oktober 1950 |
Unmittelbar nach der Ausrufung der Volksrepublik China im Oktober 1949 erklärte Mao Zedong die »Heimkehr Tibets ins chinesische Mutterland« zu einem vorrangigen Ziel der neuen Machthaber. Heute vor 65 Jahren, am 7. Oktober 1950, begann die chinesische Invasion auf breiter Front, die Armee besetzte nach und nach das ganze Land. Im Mai 1951 wurde eine tibetische Delegation zur Unterzeichnung eines Abkommens zur »friedlichen Befreiung« genötigt. Der Vertrag gestand Tibet Autonomie unter Führung des Dalai-Lama zu. In den ersten Jahren der Besatzung übte sich Peking noch in Zurückhaltung und wahrte weitgehend die Autonomie. Schon 1954 kam es zu lokalen Rebellionen gegen die Fremdherrschaft, die 1959 in einen offenen, bewaffneten Aufstand mündeten. Die Tibeter erlitten eine verheerende Niederlage, der Dalai-Lama floh nach Indien.
Was am 7. Oktober noch geschah:
2006: In Moskau wird die regierungskritische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Anna Politkowskaja ermordet.
Harenberg - Abenteuer Geschichte 2015
Am 7. Oktober 1950 erreicht die Volksbefreiungsarmee die tibetische Stadt Chamdo, wo sie nur auf minimalen Widerstand durch die schlecht ausgerüstete tibetische Armee trifft. Als Befreiung »von der imperialistischen Unterdrückung« verbrämt China den Einmarsch seiner Truppen in Tibet, das damit seine nicht einmal 40 Jahre junge Unabhängigkeit wieder verliert.
mehr:
- Tibet, Eingliederung in die Volksrepublik_China (Wikipedia)
Nach der Machtübernahme der kommunistischen Partei
und Gründung der Volksrepublik China und der Mao Zedong im Oktober 1949
erwachte nämlich der Anspruch der kommunistischen Herrscher in Peking auf
Tibet. Der rote Kaiser aus dem fernen Peking Mau C-Ton hatte es sich in den
Kopf gesetzt, das friedfertige Tibet und seine in Bescheidenheit lebenden
Bewohner an der chinesische »Mutterland« anzuschließen. Die Absicht der
»Befreiung« Tibets vom »britischen, imperialistischen Joch« durch Chinas
Volksbefreiungsarmee wurde im Januar 1950 durch Radio Peking verkündet. Am 7.
Oktober 1950 erreichte die Volksbefreiungsarmee die tibetische Stadt Chamdo, wo
sie nur auf minimalen Widerstand durch die schlecht ausgerüstete tibetische
Armee traf. Einen Monat nach der Kapitulation der Armee in Osttibet durch den
Gouverneur von Kham, Ngabo Ngawang Jigme, übernahm in Lhasa der 14. Dalai Lama
im Alter von 15 Jahren, 3 Jahre früher als üblich, die Regierung Tibets. Ein
anschließender Appell an die Vereinten Nationen blieb durch die Ablehnung von
Großbritannien und Indien wegen des »ungeklärten Rechtsstatus Tibets«
erfolglos. (Sara Arnold-Korf: Ernst R. Borer, Für die freie und wehrhafte
Schweiz – Gegen deren Feinde, Zürich 2012, Kap. 9, Kampf an der Seite der
Tibeter)
Die chinesische Besatzung
löste in den 50er Jahren wachsenden Widerstand bei den Tibetern aus. Die
Situation eskalierte im März 1959, der Dalai Lama musste nach Indien fliehen.
Tseten Samdup beschreibt die Ereignisse um den 10. März, den die Tibeter jedes
Jahr begehen, um des Aufstands gegen die Besatzung zu gedenken.
Unmittelbar nach der
Machtübernahme im Jahre 1949 machte die Kommunistische Partei Chinas den
Anspruch geltend, dass Tibet ein Teil des chinesischen Territoriums sei und
dass das tibetische Volk nach „Befreiung“ von den „imperialistischen Kräften“
und vom „reaktionären Feudalregime in Lhasa“ dürste. Im Oktober 1950 war die
Volksbefreiungsarmee schon bis nach Chamdo, der Hauptstadt der tibetischen
Provinz Kham, vorgedrungen, wo das Ostkommando der tibetischen Armee sein
Hauptquartier hatte. Die Besatzer zerschlugen die Provinz und nahmen den
tibetischen Gouverneur, Ngawang Jigme Ngabo, gefangen. Auch in Amdo, der
nordöstlichen Grenzprovinz Tibets, fielen chinesische Truppen fast unbemerkt
ein. Sie vermieden militärische Zusammenstöße, die internationale
Aufmerksamkeit erregen könnten. Der damals 15-jährige Dalai Lama, sein Gefolge
und ausgewählte Regierungsbeamte verließen die Hauptstadt und bildeten in
Yatung nahe der indischen Grenze eine provisorische Verwaltung. Im Juli 1951
kehrte er nach Lhasa zurück.
Am 9. September 1951
marschierte eine Vorhut der „Befreiungsarmee“ in einer Stärke von 3000 Mann in
die Hauptstadt Lhasa ein. 1954 waren schon 222.000 chinesische Soldaten in
Tibet stationiert. Eine Hungersnot breitete sich aus, da die krisenanfällige
Landwirtschaft des Landes über die Maßen strapaziert wurde. Im April 1956
setzten die Chinesen in Lhasa das Vorbereitungskomitée für die „Autonome Region
Tibet“ unter der Leitung S.H. des Dalai Lama ein. Offiziell sollte das Komitée
die Modernisierung Tibets vorantreiben, tatsächlich war es aber nur ein
willenloses Werkzeug zur Legitimierung der chinesischen Herrschaft.
In den späteren fünfziger
Jahren nahm die Politisierung in Lhasa immer mehr zu, es entstand ein
gewaltfreier Widerstand, der von der Mimang Tsongdu, einer populären
tibetischen Bürgergruppe, organisiert wurde. Plakate, auf denen gegen die
Besetzung des Landes protestiert wurde, tauchten auf. Steine und getrockneter
Yakdung wurden gegen chinesische Straßenaufmärsche geschleudert. In dieser Zeit
setzte die Pekinger Führung noch darauf, die Tibeter zu umwerben, und nur die
Führer der Mimang Tsongdu mussten mit Verhaftung rechnen. (Tseten Samdup, Der Aufstand in Lhasa und die Flucht des
Dalai Lama – Über die dramatischen Ereignisse um den 10. März 1959,
Buddhistisches Meditations- und Studienzentrum,)
Am 5. Oktober 1950
überquerten die Truppen der Volksbefreiungsarmee den Yangtse und nahmen nach 3
Wochen die Stadt Chamdo ein. Der Oberbefehlshaber der tibetischen Armee In
Osttibet und Gouverneur von Kham, Ngabo Ngawang Jigme, ergab sich den Chinesen.
Erleichtert wurde die Okkupation aus Tibets durch die schlechte Ausrüstung der
tibetischen Armee, aber auch durch die Unterstützung einiger hoher geistlicher Würdenträger
wird des erst dreizehnjährigen Panchen Lamas, dessen Berater in seinem Namen
Mao Zedong ein Telegramm schicken, indem sie seinen Wunsch zur »Befreiung«
Tibets ausdrückten. Nicht nur in Kham, sondern auch in der Zentralregierung in
Lhasa gab es eine Reihe von Sympathisanten der Chinesen. So beeinträchtigte
neben der militärischen Schwäche vor allem die Gespaltenheit der religiösen und
politischen Eliten des Landes in eine pro-und eine antichinesische Partei den
tibetischen Kampf um die Unabhängigkeit.
Obwohl der Fall von Chamdo
der Volksbefreiungsarmee den Weg nach Lhasa öffnete, rückten die chinesischen
Truppen zuerst nicht weiter vor, sondern versuchten über Propaganda die Tibeter
von den Vorteilen eines Anschlusses an China zu überzeugen. Einen Monat nach
der Besetzung von kam wurde in Lhasa, nach der Befragung der beiden
Staatsorakel Nechung und Gedong, der erst fünfzehnjährige Dalai Lama 3 Jahre
früher als üblich als weltliches und geistliches Oberhaupt Tibets
inthronisiert. Der Regent Taktra trat von seinem Amt zurück. Im gleichen Monat
appellierte Tibet an die Vereinten Nationen. Da sich Großbritannien und Indien
wegen des »ungeklärten Rechtsstatus« Tibets gegen eine Behandlung der
Tibetfrage aussprachen, blieb der Appell ohne Erfolg. (aus: Karénina
Kollmar-Paulenz: Kleine Geschichte Tibets, C.H. Beck, München, 2006)
Kampf um Tibet - Die chinesische Lüge [Arte Dokumentation deutsch] [51:41]
Veröffentlicht am 13.12.2013
ORF III zeigt die Dokumentation von Bernard Debord, die die chinesische Propaganda Zeitzeugenberichten und Experteninterviews gegenüberstellt und zeigt, wie Geschichte manipuliert wird.
Mehr als 50 Jahre ist es her, dass der Dalai Lama ins Exil ging. 50 Jahre, in denen seine Heimat Tibet unter der chinesischen Besetzung zur Hölle auf Erden wurde.
Bernard Debord, anerkannter Experte für Tibet, beleuchtet den 50 Jahre dauernden Kampf einer Nation um ihr kulturelles Erbe und ihre Identität.
Die chinesische Propaganda wird Zeitzeugenberichten und Experteninterviews gegenübergestellt und zeigt die kontrastreiche Geschichte des „Daches der Welt".
Die Dokumentation wirft einen kritischen Blick auf die Techniken mit denen Geschichte manipuliert wird.
Dokumentation, 2009
Veröffentlicht am 22.11.2015
Kampf um Tibet - Die chinesische Lüge // Die Dokumentation zeigt, wie die chinesische Regierung zuerst die Tibeter und dann die eigene Bevölkerung und die ... Die Zahlen sind alarmierend: 40 Prozent des Wassers in den grössten Flüssen Chinas ist giftig, und unzählige Bachbette sind ausgetrocknet. Das hat happige ...
Wie würde unsere Welt aussehen ohne die Meere? Zöge man einen imaginären Stöpsel am Meeresboden, um die tiefen Becken zu leeren, läge die Sicht frei ...
Kampf um Tibet - Die chinesische Lüge // Die Dokumentation zeigt, wie die chinesische Regierung zuerst die Tibeter und dann die eigene Bevölkerung und die ...
Eine Produktion der LÄNGENGRAD Filmproduktion im Auftrag des WDR und NDR, in Zusammenarbeit mit ARTE, mit Unterstützung des MEDIA Programms der ...
Es ist grün hier im Süden Chinas, leuchtend grün. Das macht der Regen, Wasser gibt es genug in dieser bizarren Landschaft. Ganz in den Westen der Provinz ...
Alter Infotext:
Veröffentlicht am 28.06.2015
Kampf um Tibet - Die chinesische Lüge // Die Dokumentation zeigt, wie die chinesische Regierung zuerst die Tibeter und dann die eigene Bevölkerung und die ganze Welt belogen hat. Fast kein Chinese weiss, dass Mao Tsetung den Dalai Lama nicht nur getroffen hat, sondern ihn auch in prunkvollen Gewänder hat feiern lassen, und das in Peking. Dafür glaubt praktisch jeder Chinese, durch den Propaganda-Film "Der Leibeigene", der in China Pflicht war, dass die Tibeter blutrünstige Gewalttäter seien und der Dalai Lama ein Sklaventreiber. Genau wie jede Aussage über das Tian’anmen-Massaker strengsten verboten ist, so steht auch nur das Aussprechen des Namen des Dalai Lamas unter Strafe. Richard Gere meint, das chinesische Volk werde sich langsam aber sicher über die Lügen der eigenen Regierung in Bezug auf Tibet bewusst, mit vielleicht weitreichenden Folgen.
Die Dokumentation beleuchtet die 50 jährige Leidensgeschichte Tibets durch früheres Filmmaterial, Recherchen, Analysen und Interviews mit Aktivisten wie Richard Gere oder die Chinesen Lixiong Wang und Li Jianglin, die, trotz der Gefahren, das Buch "Unlocking Tibet" veröffentlicht haben und versuchen, die chinesiche Bevölkerung aufzuklären.
Der Geograph Wang Weiluo, der grösste Experte chinesischer geopolitischen Wasserversorgungspolitik, weist auf die Tatsache hin, dass sich China durch die Eroberung und Besetzung Tibets, die Quellen für das Trinkwasser von mehr als 1 Milliarde Menschen gesichert hat, teils auch in Indien und runter bis zum goldenen Dreieck. Die Chinesesn planen und bauen zur Zeit an mehr als 100 Staudämme in Tibet, dokumentieren lässt sich das nur mit Satellitenbildern. Ausserdem spricht der Geograph von einem Jahrhundertprojekt, den "Himmlischen Fluss", der das grösste Wasserumleitungsprojekt der Geschichte wäre: Dabei geht es um die Versorgung der grossen Metropolen in China mit Trinkwasser, und die Abzweigung würde vielen Ländern das lebensnotwendige Trinkwasser entziehen. Trotz kategorischer Leugnung der chinesischen Regierung hält der Geograph dieses Projekt für eine sehr realistische Einschätzung der Ereignisse der nächsten Jahre, die zwangsläufig früher oder später zu Krieg führen werden.
Die Dokumentation macht deutlich wie die Okkupation Tibets nicht nur den Tibetern selbst unglaubliches Leid und Destruktion beschert hat, sondern auch zum geostrategischen Problem für einen ganzen Kontinenten werden könnte.
Erstaustrahlung: WDR 2013
Aufgenommene Ausstrahlung: WDR 26.06.2015
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siehe auch:
- xxx
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