Zum hybriden Krieg, das haben wir mittlerweile von Militärstrategen und Politikern vernommen, gehören Propaganda und Informationsmanipulationen. Das wird seit dem Ukraine-Konflikt den russischen Staatsmedien vorgeworfen, weswegen nun auch die EU und in Deutschland der Deutschlandfunk zurückschießen (Propaganda machen immer nur die anderen). Die alten Propagandamedien des Kalten Kriegs wie Radio Free Europe, auch Radio Liberty genannt, existieren weiterhin und man weiß auch, dass die US-Regierung mit einem Propagandacoup bzw. mit einer Desinformationskampagne den Krieg gegen den Irak angezettelt und dann an entsprechenden medialen Beeinflussungskampagnen gearbeitet hat.
Aber im Westen bleiben die Russen die Bösen, auch wenn ebenfalls seit dem Ukraine-Konflikt das Misstrauen gegenüber den großen Medien in Deutschland gewachsen ist, einseitig zu berichten. Mittlerweile ist daraus der von manchen pauschal-summ geäußerte Vorwurf der Lügenpresse geworden, die Öffentlichkeit hat sich medial gespalten, die Medienkritiker haben oft genug Zuflucht bei Alternativmedien gesucht, die wahrhaft manipulativ arbeiten wie Compact oder sehen die russischen staatlichen Medien als Korrektiv. Geändert hat sich allerdings an der Schwarz-Weiß-Malerei hierzulande ebenso wenig wie an der bei den rechten Alternativmedien oder den russischen Staatsmedien, was sich wiederum nun an oft einseitiger Darstellung des Syrien-Konflikts offenbart, wo die Russen die Bösen spielen müssen, während der Westen mit den Allierten Türkei oder Saudi-Arabien, das einen brutalen Krieg gegen Rebellen in Jemen führt, als die gute Partei geschildert wird, die nur die "gemäßigten Rebellen" in Syrien unterstützt.
mehr:
- Kanzleramt will Aufklärung über mögliche russische Medienkampagne (Florian Rötzer, Telepolis, 19.02.2016)
siehe auch:
- Allensbach: Deutsche haben mehr Angst (Thomas Pany, Telepolis, 17.02.2016)
►Insgesamt lässt sich die erheblich gewachsene Beunruhigung mit der faktischen Entwicklung der Kriminalität nur teilweise erklären. Die wachsende Besorgnis verändert jedoch das Verhalten und die Erwartungen an die Politik.◀︎[…]
►Die Bürger setzen vor allem auf eine Verstärkung und Aufrüstung der Polizei, auf Maßnahmen zur Überwachung und Kontrolle sowie die konsequente Abschiebung von straffälligen Asylbewerbern. 92 Prozent unterstützen mehr Personal für die Polizei, 90 Prozent eine bessere Ausrüstung der Sicherheitskräfte. Zwei Drittel möchten der Polizei auch mehr Rechte und Kompetenzen zuweisen, unter anderem auch die Möglichkeit, Terrorverdächtige ohne Nachweis einer konkreten Straftat in Sicherungsverwahrung zu nehmen.◀︎ [Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach im FAZ-Monatsbericht]siehe dazu auch:
- Die Lügenpresse (Post, 04.02.2016)
- Medien: intellektuelle Korruption in Konfliktzeiten (Post, 06.02.2016)
Die Frage eines Psychotherapeuten:
Wenn ein Erwachsener einem Kind ständig Filme zeigt, die dem Kind Angst machen und das Kind dann beruhigt, warum tut er das?
Was hat er davon?
Wenn der Präsident der russischen Föderation in unseren Medien unisono (welches Medium sagt etwas anderes??) ständig als »Zar« oder psychisch krank und mit expansionistischen Bestrebungen agierend dargestellt wird,
was ist der Vorteil?
Wie kommte es, daß Tagesschau, ZDF-heute, ZEIT, SPIEGEL, Welt, FAZ, Süddeutsche, usw. mit fast gleichem Wortlauf dasselbe erzählen?
Wie kann das sein, daß in Bezug auf Putin zwischen politisch linken und politisch rechten Medien nicht mehr unterschieden werden kann?
Wie kommt es, daß die Tagesschau in bester Propaganda-Manier Putin nach der sogenannten Krim-Annexion auf dem G20-Gipfel in Melbourne als »einsam und verlassen« darstellt
- Tagesschau sachlich und objektiv: »Putin, einsam und verlassen« (Post, 19.11.2014)
- Unsere Qualitätsmedien: Das sind keine Irrtümer; das sind Lügen, Propaganda und Zensur! (Post, 19.11.2014)
obwohl für jeden ARD-Redakteur klar gewesen sein muß, daß halbwegs interessierte Leute ihnen innerhalb weniger Tage auf die Schliche kommen?
Die Sitzordnung für das Mittagsmenü stand schon einen Tag später im Netz:
am 15. November 2015 getwitterter Sitzplan |
Hat sich irgendein verantwortlicher ARD-Redakteur einmal darüber Gedanken gemacht, was das für gesellschaftliche Konsequenzen hat, wenn sich Tagesthemen-Moderator Thomas Roth für eine falsche Ukraine-Berichterstattung entschuldigt,
- “Tagesthemen”-Moderator Thomas Roth entschuldigt sich on Air für Ukraine-Patzer (Post, 02.10.2014)
sie (natürlich) mit »Versehen aus Zeitdruck« erklärt, andererseits die ARD aber in den Tagesthemen solch einen Propaganda-Bericht ausstrahlt, der mit voller Absicht Westpropaganda-konform gefärbt ist?
Was geschieht mit einer Bevölkerung, die solche einer Fehlkommunikation, solchen Lügen und solchen Doppelbotschaften ausgesetzt ist?
Was geschieht mit einer Bevölkerung, die von den Mainstream-Medien »A« hört, innerhalb kurzer Zeit aber merkt, daß »B« geschieht –
Was geschieht mit einer Bevölkerung, die von ihrem höchsten politischen Repräsentanten – einem ehemaligen Pfarrer, vorgebetet bekommt, man werde die »westlichen Werte auch militärisch verteidigen [darauf springt sogar das Intellektuellen-Blatt »Cicero« an]
„Weil wir am Recht festhalten, es stärken und nicht dulden, dass es durch das Recht des Stärkeren ersetzen wird, stellen wir uns jenen entgegen, die internationales Recht brechen, fremdes Territorium annektieren und Abspaltung in fremden Ländern militärisch unterstützen. Deshalb stehen wir ein für jene Werte, denen wir unser freiheitliches und friedliches Zusammenleben verdanken. Wir werden Politik, Wirtschaft und Verteidigungsbereitschaft den neuen Umständen anpassen.“- Die westlichen Werte stehen auf dem Spiel (Judit Hart, Cicero, 03.09.2014)
während das, was angeblich nach außen verteidigt werden soll, im Inneren ausgehöhlt wird…
… und genau diese innere Aushöhlung wird verleugnet.
Was geschieht mit einer Bevölkerung, die eine solche Diskrepanz (meist nur diffus) mitbekommt?
Hat sich das jemand überlegt?
Was hier auf der politischen und gesellschaftlichen Ebene abläuft, darüber wurde im Rahmen der Schizophrenie-Forschung schon in den 50er/60er Jahren geforscht.
Man nannte das – und nennt es noch heute – »schizophrenogene Kommunikation«:
[…] Das heißt, sie hatte meine Mitteilung aufgegriffen und sie neu eingeordnet. Sie änderte jenes Etikett, das die Mitteilungsart bezeichnet, und genau das, so glaube ich, macht sie ständig. Ein endloses Aufnehmen der Mitteilung eines anderen und darauf Erwidern, als sei es entweder eine Darstellung von Schwäche seitens des Sprechers oder ein Angriff gegen sie, der in eine Schwäche auf seiten des Sprechers umgewandelt werden muß; und so weiter.“ [Bateson, Gregory: Epidemiologie einer Schizophrenie, Original: How the Deviant Sees His Society In: The Epidemiology of Mental Health [Mimeographed], 1955, 5. 25-3 1), 5. 262f.zitiert in Walker, Abenteuer Kommunikation, Stuttgart: Klett-Cotta, 1996]====================================
Gregory Bateson (* 9. Mai 1904 in Grantchester, Cambridgeshire; † 4. Juli 1980 in San Francisco) war ein angloamerikanischer Anthropologe, Biologe, Sozialwissenschaftler, Kybernetiker und Philosoph. Seine Arbeitsgebiete umfassten anthropologische Studien, das Feld der Kommunikationstheorie und Lerntheorie, genauso wie Fragen der Erkenntnistheorie, Naturphilosophie, Ökologie oder der Linguistik. Bateson behandelte diese wissenschaftlichen Gebiete allerdings nicht als getrennte Disziplinen, sondern als verschiedene Aspekte und Facetten, in denen seine systemisch-kybernetische Denkweise zum Tragen kommt.Batesons Gedanken und Arbeiten waren vor allem geprägt von philosophischen Überlegungen Platons, psychologischen Überlegungen Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs, der Typentheorie Bertrand Russells sowie von Kybernetikern wie Norbert Wiener, Warren McCulloch, John von Neumann und Claude Shannon mit seiner Informationstheorie. Bateson seinerseits hatte großen Einfluss auf die System- und Familientherapie und beeinflusste verschiedene theoretische Strömungen in der Soziologie und Anthropologie. (Gregory Bateson, Wikipedia)
1951 veröffentlicht Bateson gemeinsam mit dem Psychiater Jürgen Ruesch Kommunikation: Die soziale Matrix der Psychiatrie. Nebst ontogenetischen Analysen versucht vor allem Bateson, auf der Grundlage von Untersuchungen der Kommunikation zwischen Maschine, Tier und Mensch ein formales Bild von Kommunikation zu zeichnen. 1952 ergründete Bateson gemeinsam mit Don D. Jackson, John H. Weakland und Jay Haley in der sogenannten Palo-Alto-Gruppe Paradoxien der Abstraktion in der Kommunikation, so der Titel des Forschungsprojekts, mit Hauptaugenmerk auf daraus resultierende psychische Erkrankungen. Die ersten grundlegenden Theorien zur menschlichen Kommunikation[2], namentlich die Doppelbindungstheorie, waren Ergebnis dieser Arbeit.
Grundbedingung jedweder Kommunikation sind Wahrnehmung und die komplexe Verarbeitung von Information in einem Organismus, der in einem Subjekt-Objekt-Verhältnis zu existieren weiß, ferner Gestaltwahrnehmung sowie Abstraktionsebenen im Kommunizierenden. Kommunikation funktioniert folglich in der Introspektion sowie zwischen interagierenden Subjekten, Gruppen und Kulturen: Ist dies gegeben, erscheint die Welt, nach erfolgter Kodierung, im Subjekt, und wird nach einer Evaluation der Bildteile subjektiv in der Gewichtung modifiziert. Die folglich prinzipiell stark subjektiv interpretierte Welt, wird durch jede Mitteilung beziehungsweise Information weiter subjektiviert: Eine Information motiviert, indem sie etwas über sich sagt, eine vom Subjekt konstituierte Information über die Vergangenheit (der Nachrichtenaspekt jeder Information) und über die Zukunft (der Kommandoaspekt jeder Information).
In Kommunikation zwischen Menschen ist zudem Metakommunikation eine außerordentlich wichtige Säule des gegenseitigen Verständnisses: Metakommunikation ist ein, wenn man so will, kommunikativer Oberton beziehungsweise eine tatsächlich ausgesprochene Mitteilung, die eine andere Mitteilung klassifiziert, in einen anderen Kontext oder in einen präziseren Kontext bringt. Widersprüche zwischen Mitteilung und Metamitteilung, dementsprechend kommunikative Paradoxa, sind Bestandteil des Spiels, des Humors und der Kreativität, außerhalb dieser Bereiche jedoch pathologisch und führen nach Batesons (heute so nicht mehr anerkannten) Theorie unter Umständen zu Schizophrenie, respektive mit der zusätzlichen Perspektive der Lerntheorie zur Doppelbindung.
In Batesons Theorien ist sonach vor allem der Begriff des Kontexts zentral. Kontext ist als Muster in der Zeit zu verstehen: Kommunikation, Handlungen, Zustände sind ohne Kontext bedeutungslos bzw. irreführend – sie können sich nicht selbst erklären, sondern müssen in Relation gesetzt werden. So bedarf es in menschlicher Kommunikation (wie auch in der Kommunikation der genetischen Programmierung des Einzellers mit dem tatsächlichen Werden des Einzellers) des Kontexts. (Gregory Bateson, Kommunikationstheorie, Wikipedia)====================================
Zum Schluß lasse ich Vladimir Putin selbst zu Wort kommen:
Die Menschheitsgeschichte kennt natürlich auch Perioden monopolaren Zustandes und des Strebens nach Weltherrschaft. Alles war schon mal da in der Geschichte der Menschheit. Aber was ist eigentlich eine monopolare Welt? Wie man diesen Terminus auch schmückt, am Ende bedeutet er praktisch nur eines: es gibt ein Zentrum der Macht, ein Zentrum der Stärke, ein Entscheidungs-Zentrum.
Es ist die Welt eines einzigen Hausherren, eines Souveräns. Und das ist am Ende nicht nur tödlich für alle, die sich innerhalb dieses Systems befinden, sondern auch für den Souverän selbst, weil es ihn von innen zerstört.
Das hat natürlich nichts mit Demokratie gemein. Weil Demokratie bekanntermaßen die Herrschaft der Mehrheit bedeutet, unter Berücksichtigung der Interessen und Meinungen der Minderheit.
Nebenbei gesagt, lehrt man uns - Russland – ständig Demokratie. Nur die, die uns lehren, haben selbst, aus irgendeinem Grund, keine rechte Lust zu lernen.
Ich denke, dass für die heutige Welt das monopolare Modell nicht nur ungeeignet, sondern überhaupt unmöglich ist. Nur nicht, weil für eine Einzel-Führerschaft in der heutigen, gerade in der heutigen, Welt weder die militärpolitischen, noch die ökonomischen Ressourcen ausreichen. Aber was noch wichtiger ist – das Modell selbst erweist sich als nicht praktikabel, weil es selbst keine Basis hat und nicht die sittlich-moralische Basis der modernen Zivilisation sein kann. […] "Ich denke, dass für die heutige Welt das monopolare Modell nicht nur ungeeignet, sondern überhaupt unmöglich ist" – Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der 43. Münchner "Sicherheitskonferenz" [diese fand vom 9.-11. Februar 2007 statt, Anmerkung von mir] in deutscher Übersetzung [Quelle: Die Internetzeitung russland.ru; veröffentlicht bei der AG Friedensforschung, Kassel]
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