Mittwoch, 24. Februar 2016

Putin 2 – 2001: Das Werben vor dem Deutschen Bundestag: zukunftsfähiges Angebot oder Schreckensnachricht?

Diese Botschaft löste entsetzte, jedenfalls nachdenklich uninteressierte Gesichter auf der Regierungsbank aus. Hier sehen Sie den damaligen Außenminister Joschka Fischer und den Innenminister Schily. Sie sehen aus, als sei ihnen nicht ein zukunftsfähiges Angebot sondern eine Schreckensnachricht übermittelt worden.

Da diese schreckliche Gefahr heute besteht und sie sozusagen täglich dadurch verschärft wird, dass die Entstehung des Konfliktes zwischen West und Ost falsch dargestellt wird, werden die NachDenkSeiten immer wieder Material zur sachgerechteren Beurteilung liefern. Wir bitten unsere Leserinnen und Leser, diese intensive Beschäftigung mit den Kriegen und Kriegsgefahren und ihrer propagandistischen Vorbereitung zu entschuldigen. Wir bitten Sie zugleich bei der Aufklärung mitzuhelfen, damit wenigstens die Kriegshetze kein breites Gehör findet und damit gebrochen wird.

Viele unserer Leserinnen und Leser sind sehr aktiv. Den Hinweis auf die Bundestagsrede des russischen Präsidenten im Jahre 2001 und die Reaktion Fischers und Schilys erhielt ich von einer Leserin der NachDenkSeiten. Das Foto mit den entsetzten bis gelangweilten Gesichtern der beiden Minister war mir schon beim Anschauen dieses Films über Putin aufgefallen

Da die Leserin der NachDenkSeiten die wesentlichen Passagen zusammengefasst hat und die Links auf die Dokumente eingebaut hat, geben wir den Text Ihrer E-Mail einfach wieder:

„Als ich Jens Bergers Artikel vom 15.2. zur Berichterstattung über Medwedews Rede in München gelesen habe, fiel mir Wladimir Putins Rede im Deutschen Bundestag von 2001 dazu ein. Ich finde, sie wäre eine schöne Ergänzung zu Herrn Bergers Text. Schon damals wirbt Putin um eine enge Zusammenarbeit zwischen Russland und Europa.


mehr:
- Russlands Präsident hat schon 2001 im Deutschen Bundestag angeboten, die Potenziale Russlands mit denen der anderen Teile Europas zu vereinigen (Albrecht Müller, NachDenkSeiten, 17.02.2016, Hervorhebung von mir)
„Niemand bezweifelt den großen Wert der Beziehungen Europas und der Vereinigten Staaten. Doch bin ich einfach der Meinung, dass Europa sicher und langfristig den Ruf eines mächtigen und real selbstständigen Mittelpunkts der Weltpolitik festigen wird, wenn Sie Ihre eigenen Möglichkeiten mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen, mit dem Wirtschafts-, Kultur- und Verteidigungspotential Russlands vereinigen würden.“
Ich würde dem nicht widersprechen wollen. Direkt danach richtet sich die Kamera auf Otto Schily und Joschka Fischer. Ihre Reaktion auf dieses großartige Angebot des russischen Präsidenten finde ich wirklich bemerkenswert: Für mich sehen sie aus, als habe man ihnen gerade eine Schreckensnachricht eröffnet. Erstaunlich. Und merkwürdig: auf dem Video in der Mediathek des Bundestags ist es nicht zu sehen.
Ich habe mir die Zeit genommen, das YouTube-Video von Putins Rede und das Video in der Mediathek des Bundetages miteinander zu vergleichen: Die Aussage ist richtig, die Reaktionen von Schily und Fischer sind im Bundestags-Video nicht zu sehen.

mein Kommentar:

Man kann sich auch in was verbeißen. Die Reaktion von Fischer und Schily scheint mir überbewertet. Die Differenz zwischen den Videos hat wenig Bedeutung. (Vielleicht ist das Mediathek-Video das Original, in das die Reaktionen von Fischer und Schily reingeschnitten wurden)

siehe auch:

- Bundestagsrede – Putin: „Russland ist ein freundliches Land" (FAZ, 25.09.2001)
- Putin im Bundestag: "Alle sind schuldig, vor allem wir Politiker" (SPON, 25.09.2015
Russische Zeitungen: "Putin nahm den Reichstag ein" (Alia Begisheva, SPON, 25.09.2015)

- Die erste Rede eines russischen Präsidenten im Deutschen Bundestag (Rolf Wiggershaus, Deutschlandradio Kultur, 25.09.2011)
- Altkanzler beim Wirtschaftstreffen – Gerhard Schröder – der Russlandversteher (Armin Lehmann, Tagesspiegel, 01.10.2014)
- Tschetschenien und Kaliningrad (in: Katrin Bastian, Die Europäische Union und Russland: Multilaterale und bilaterale Dimensionen in der europäischen Außenpolitik, Juni 2006)
- Ex-Verteidigungsminister Rühe: "Putin hat versagt" (Interview mit Benjamin Bidder, SPON, 20.03.2014)
- Russland – Enttäuschte Liebe (Holger Schmale, Berliner Zeitung, 03.04.2014)

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