Da denkt man noch: Wenn es erst einmal Maschinenintelligenz gibt, dann wird eine Welt voller unglaublich guter Dinge entstehen. Bis man ein wenig anfängt, bisher Vorhandenes zu recherchieren
Auf der Isle of Man gab es zu Zeiten der UMTS Euphorie einen Feldversuch. UMTS? Ach, das waren diese heutzutage irrsinnig langsamen mobilen Netzverbindungen, deren Lizenzen für Milliarden gehandelt wurden, weil man sich davon das große Geld versprochen hat. Datenübertragung sollte ein irres Business werden. Sogar mit Video. Gut, dann kam das Internet, das mobile Internet, es kamen 4G und 5G (die ja irgendwie die besserwisserischen Kinder von UMTS sind), aber das wollte ich gar nicht erzählen.
Auf der Isle of Man jedenfalls gab es diesen Feldversuch, was man denn so machen könne, wenn man UMTS erst einmal flächendeckend ausgerollt hat. Dann würden einem ja unglaubliche Anwendungen einfallen, die das Leben der Menschen verändern würden. Gut, Facebook gab es damals noch nicht, das Display eines Handys sah auch mehr nach dem Sehschlitz eines Panzers aus. Aber das Dilemma war groß. Es fiel den Feldversuchlern so gar nichts ein. Die einige einigermaßen passable und erfolgreiche Anwendung beim Testpublikum war ein Service, das nächste Klo auf der Insel zu finden.
Hat sich nicht durchgesetzt, einzelne gehen noch heute am Strand der Insel pinkeln. Aber egal.
Warum ich das erzähle? Weil die ersten Produkte auf uns zukommen, die die neuen Segnungen der aufkeimenden Maschinenintelligenz an Bord haben. Mein Liebling stammt derzeit vom Autobauer Volvo. Der dort in der Mache befindliche Bus mit fahrerfreier Steuerung löst das Dilemma, evt. Fußgänger oder andere ummotorisierte Verkehrsteilnehmer zu überfahren, mittels einer verblüffend einfachen Einrichtung.
Der Bus hupt alles unglaublich laut an, das bei drei von der Straße weg auf dem nächsten Baum sein soll. Einmal europaweit ausgerollt stelle ich mir vor, wie das akustische Grundklima auf den Straßen eher der Rushhour von Bangkok oder Kalkutta zu gleichen beginnt. Und die ersten Spaziergänger mit Hörschaden werden Volvo auf Milliarden verklagen. Zumindest wissen Rettungskräfte schon rein schalltechnisch gleich, wo es wohl in der Stadt gekracht haben muss. Toll.
mehr:
- Für intelligent, dreimal hupen (Harald Taglinger, Telepolis, 06.10.2016)
siehe auch:
- Der Computer als Gott (Michael Matzer, Rezension von Frank Herbert, Bill Ransom, Ein Cyborg fällt aus, Phantastik-Couch, ca. 2007)
Donnerstag, 6. Oktober 2016
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