Freitag, 23. Dezember 2016

Die Prognose eines Lebenden und das Fazit eines Toten

Immer mehr Menschen schalten ihr Smartphone einfach aus. Sie blenden Nachrichten aus, die Angst machen. Und setzen auf Gespräche mit Nachbarn und Achtsamkeit. So lautet eine Prognose des Zukunftsforschers Matthias Horx. 

Jeder Trend hat einen Gegentrend. Das sagt der Zukunftsforscher Matthias Horx. Und deshalb sieht er im Interview mit der dpa für 2017 nicht schwarz: Der Populismus, der in der Politik gerade ängstlich beäugt und breit debattiert werde, bringe auch "eine neue Gegenbewegung der Hoffnung" hervor. Horx rechnet mit einer produktiven Debatte über die Zukunft der Demokratie. Und damit, dass wir noch sehr lange warten müssen, bevor Autos wirklich allein fahren.
mehr:
- Zukunftsforscher Horx: Autonomes Fahren erst in 20 Jahren (Petra Kaminsky interviewt Matthias Horx, dpa, heise News, 20.12.2016 – Zitat:)
»Der Verlust der Zukunft als eine Hoffnungskategorie ist die größte Gefahr. Im Grunde haben wir es mit einer gesellschaftlichen Depression zu tun, aus der die dumpfen Trommeln des Populismus nur besonders laut herausdringen. Die Gesellschaft weiß nicht, wo sie hin will, sie verliert ihre Zukunftsspannung.«
siehe auch:
- Roger Willemsen: Rede vom Weltgebäude herab (Iris Radisch, Besprechung des posthum erschienenen letzen Buches von Roger Willemsen, Wer wir waren, Zukunftsrede [S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2016; 64 S., 12,– €], ZON, 22.12.2016 – Zitat:)
Die Diagnose, die Willemsen der Welt stellt, mit der er uns allein gelassen hat, ist jedenfalls maximal desaströs. Die wichtigsten Ressourcen, die das Leben lebenswert machen, seien dramatisch verknappt worden: Stille, Schönheit, große Kunst. "Wir lebten als der Mensch", schreibt er, "der sich in der Tür umdreht, noch etwas sagen will, aber nichts mehr zu sagen hat."

Es ist die bestürzende Schlussabrechnung eines offensichtlich schwer enttäuschten Moralisten. Ein einziger Hoffnungsschimmer bleibt: Wenn Buße und Umkehr nicht dauerhaft unterbleiben, ist vielleicht doch noch nicht alles verloren. Was wir Zurückgebliebenen in Roger Willemsens Augen benötigen, ist eine Eigenschaft, mit der er selber im Übermaß gesegnet war: Geistesgegenwart.

Wenn es nur gelänge, schreibt er, wieder im Augenblick zu leben, "hier zu sein, in dieser Zeit anzukommen", in der "praktischen Welt, in der die Frage nach dem Überleben aller gerade neu gestellt wird", hätte man eine doppelte Rendite. Man könnte die Welt noch retten und die eigene Seele gleich mit. Eine eindringlichere Predigt für die Adventszeit wird man in diesen Tagen nicht so leicht finden.
- Diese Nasa-Bilder zeigen, wie dramatisch das Polareis tatsächlich schmilzt (bento, 05.12.2016)
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