Dienstag, 14. März 2017

feministische Pornos: »Ich überlasse vieles dem Zufall«

Die Opernsängerin Adrineh Simonian sah sich weder als Feministin noch als politischer Mensch – bis sie damit begann, Pornofilme zu drehen.

Sex zieht, aber dass es gleich so viel Sex sein muss? Das Publikum im prall gefüllten Wiener Ateliertheater ist hörbar überfordert vom keineswegs jugendfreien Treiben auf der Leinwand. In Stuhlreihe 14 kichern Mittvierzigerinnen wie peinlich berührte Teenager. Vier Kurzfilme werden an diesem Abend gezeigt. Porno war bei der Werkschau der Wiener Regisseurin Adrineh Simonian zwar angekündigt worden, aber der Zusatz vom Porno mit "neuem, ästhetischen und feministischen Zugang" werde oft missverstanden. "Viele glauben, wir zeigen Blümchen- oder Lesbensex", sagt Simonian nach der Vorstellung und stellt gleich mit aller Vehemenz klar: "Aber es ist Porno!"

Seit Anfang vergangenen Jahres vertreibt Adrineh Simonian, 44 Jahre alt, geboren in Teheran, aufgewachsen in Wien, mit ihrer Produktionsfirma Arthouse Vienna Pornofilme, die keine frauenfeindliche Masturbationsvorlage sein sollen. Simonian spricht lieber von Sexualstudien, mit denen sie Pornografie neu definieren möchte: Wie entsteht Erregung? Was macht der Körper? Wie erleben Frauen ihre Lust? Interesse für die cineastische Auseinandersetzung mit solchen Fragen gibt es, das zeigt nicht nur der volle Saal im Ateliertheater. Adrineh Simonian ist als Regisseurin und Produzentin in kürzester Zeit zu einer Marke geworden, über die in der Süddeutschen Zeitung geschrieben und die ins TV-Studio von Willkommen Österreich eingeladen wird. Das liegt auch an der Geschichte der erfolgreichen Quereinsteigerin ins Film- und Sexfach: Noch vor zweieinhalb Jahren stand die heutige Pornografin auf der Opernbühne.

mehr:
- Pornofilme – Sex in der Blackbox (Judith E. Innerhofer, ZON, 06.03.2017; Beachte auch die Kommentare!)

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