In den USA und in Frankreich war die Erregung über die angebliche russische Einmischung groß, jetzt findet man das Fehlen vor der Bundestagswahl bedrohlich
In Deutschland herrscht Ruhe vor der anstehenden Bundestagswahl. In Umfragen bewegt sich wenig, mal geht es um einen Punkt nach oben, mal um einen nach unten. Die FDP wird in den Bundestag wieder einziehen, die AfD auch, die in Konkurrenz mit der Linken und der FDP vielleicht die stärkste Oppositionspartei werden könnte, wenn auch nur knapp, die Angst vor den Fremden und das Nationale lockt auch mit immer neuen Provokationen keine weiteren Anhänger mehr hervor, die Union, aber auch die SPD sind weiter nach rechts gerückt, um eine weitere Erosion zu verhindern. Dass es so weitergeht wie bislang mit einer Großen Koalition deutet sich bereits an, SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz hat schon mal genannt, was angeblich unverrückbare Forderungen für eine Fortsetzung der Koalition sein sollen.
Auch sonst ist es im Land ruhig. Befürchtet wurde, dass russische Hacker irgendwie in die Wahl eingreifen könnten, wie sie dies angeblich in den USA und in Frankreich gemacht hatten, oder dass russische Trolle und staatliche Medien Fake News verbreiten. Als es vor zwei Jahren ein Angriff auf die Server des Bundestags stattfand, bei dem angeblich 16 Gigabyte an Daten von einigen Abgeordnetenbüros geklaut worden sein sollen, darunter auch vom Wahlkreisbüro von Angela Merkel, wurde dies russischen Hackern zugeschrieben, die auch bei den Hacks im amerikanischen Wahlkampf eine Rolle gespielt haben sollen und nach ihren Methoden und Werkzeugen APT28, Fancy Bear oder Pawn Storm benannt werden.
Ob es tatsächlich russische Hacker im Dienste des russischen Geheimdienstes waren, stützt sich in allen Fällen weiter auf mehr oder weniger schlüssige Vermutungen. Angeblich, so heißt es mittlerweile eher, würde Russland nicht wirklich einen Kandidaten unterstützen - und man hätte sich mit Trump wohl auch keinen Gefallen getan und wäre mit Macron gescheitert -, sondern angezielt werde, Misstrauen in den demokratischen Prozess zu schüren und für politische Instabilität zu sorgen.
mehr:
- Was ist los? - Bundestagswahl ohne russische Beeinflussungskampagne (Florian Rötzer, Telepolis, 13.09.2017)
mein Kommentar:
»mehr oder weniger schlüssige Vermutungen«…
Ich vermute auch mal: Die spinnen einfach alle!
Um die Angst vor diesem russischen expansionistischen Narzissten aufrecht zu erhalten, sind seit Beginn der Ukraine-Krise ständig Katastrophenmeldungen medial verbreitet worden: gepanzerte russische Konvois, gefährliche EU-Luftraumverletzungen, geheimnisvolle U-Boote, und als dann in den USA der nächste Narzisst gewählt wurde, waren Abgehängte, Enttäuschte und Wutbürger die Verantwortlichen, und um das Narrativ der unverdienten Clinton-Niederlage abzurunden, wurden russische Manipulationen von Wahlmaschinen ins Feld geführt und medial verbreitet. Diese Angst (vor einer Entdämonisierung Putins) schwappt transatlantisch nun in unsere Medien, die im Prinzip ähnlich mit Fake-News jonglieren wie irgendwelche Netzwerke.
dazu:
- "Stoppt Putin jetzt!"-Cover war nur halbschlimm (Post, 11.09.2014)
Mittwoch, 13. September 2017
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