Dienstag, 28. November 2017

Von Skandal zu Skandal: Uber ist Ausgeburt des fiesen Kapitalismus

Das aggressive und dummdreiste Verhalten des Fahrtdienstvermittlers gehören zum Ekelhaftesten, was die Globalisierung hervorgebracht hat. Uber hat Verlogenheit zum Leitmotiv erhoben. Bei Bedarf vertuscht er sogar Datenklau.

Travis Kalanick und Donald Trump sind Brüder im Geiste. Dass der ehemalige Chef von Uber den US-Präsidenten unterstützte, wundert kein Stück. Kalanick ist wie Trump ein Zerstörer althergebrachter Regeln, der sich als Erneuerer ausgibt und keine Anstalten macht, sein aggressives und egomanisches Wesen zu verbergen. Auch er setzt auf Fäkalsprache, um Konkurrenten verächtlich zu machen. "Wir befinden uns in einer politischen Kampagne", hatte Kalanick vor drei Jahren verkündet, "in der der Kandidat Uber heißt und der Gegner ein Arschloch namens Taxi".

"Politische Kampagne" bedeutet bei Uber: Staatliche Vorgaben zu ignorieren und über intensive Lobbyarbeit zum Ziel zu kommen. "Uber baut in Berlin und Brüssel massiven Druck auf. Es handelt sich um die größte Lobbyorganisation aller Zeiten", zitierte die Zeitung "TZ" kürzlich den Chef des Münchner Taxiunternehmens Isar-Funk, Christian Hess. Zugekleistert wird die Strategie der Markteroberung mit Fortschrittsgeschwafel und Versprechen neuer Glückseligkeit auf dem Planeten. Das Unternehmen prognostizierte eine Million Arbeitsplätze bis 2020 - nur für Frauen. Da schreit jede Gleichstellungsbeauftragte vor Glück. Die Kurzformel von Uber lautet: mehr Jobs, mehr Umweltschutz, mehr Freiheit, mehr Parkplätze, mehr Chancen - und weniger Autos.

Wiederum garniert mit einem - für Uber-Verhältnisse bescheidenen - Versprechen, in den kommenden zwölf Monaten in Europa 40.000 zusätzliche Jobs zu schaffen, kündigte Kalanick im Januar 2015 "eine Partnerschaft mit EU-Städten" an. Damals gingen Taxifahrer auf die Barrikaden, weil Uber mit unfairen und - wie sich in diversen juristischen Entscheidungen herausstellte - gesetzeswidrigen Mitteln ihr Geschäft bedrohte. Kalanick wetterte gegen ein "geschütztes Monopol" der Taxi-Branche. "Aus Regeln, die Menschen schützen, wurden Regeln, die eine Industrie schützen."

mehr:
- Von Skandal zu Skandal: Uber ist Ausgeburt des fiesen Kapitalismus (Thomas Schmoll, n-tv, 26.11.2017)
Richter verschiebt Prozess "Ich traue den Uber-Anwälten nicht" (n-tv, 29.11.2017)

siehe auch:
- Fahrer ohne Versicherungen: Gericht verbietet Uber in Israel (n-tv, 27.11.2017)
Psychotricks zur Zeitkontrolle Wie Uber seine Fahrer ans Steuer fesselt (Diana Dittmer, n-tv, 04.04.2017)
- Milliardenverlust bei Uber: Das Übel des Knopfdruck-Kapitalismus (Stefan Schultz, SPON, 26.08.2016)
- Sharing Economy: Gutes Teilen, schlechtes Teilen (Nadine Oberhuber, ZON, 19.07.2016)
- Uber-Kapitalismus (Wolfgang Stieler, heise Technology Review, 22.10.2014)
aktualisiert am 04.12.2017

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