Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli hat Zhang Danhong die Augen geöffnet. Seitdem entdeckt die Kolumnistin Sexismus an allen Ecken in Deutschland, nicht zuletzt auch bei sich selbst.
Vor 16 Jahren wollte ich mich über Anlagemöglichkeiten informieren und machte einen Termin bei einem Finanzberater. Ich wartete im Eingangsbereich. Ein gutaussehender junger Mann sprang förmlich die Treppe herunter und gab mir lächelnd die Hand: "Tag, Frau Zhang!" Etwas verdutzt lächelte ich zurück: "Um ehrlich zu sein, habe ich einen älteren Herrn mit grauen Schläfen erwartet."
Nun las ich vergangene Woche, dass Sawsan Chebli schwer unter Schock steht, weil ein Botschafter a.D. sie nicht als Staatssekretärin erkannt hat mit der Begründung, sie sei so jung und schön. "Ich erlebe immer wieder Sexismus. Aber so etwas wie heute habe ich noch nie erlebt", schreibt die SPD-Politikerin auf ihrer Facebook-Seite.
Wenn ich im Publikum gesessen hätte, hätte ich spontan gedacht: Ein etwas missglücktes Kompliment, aber lieb gemeint. Doch zum Glück gibt es ja Politiker, welche die Dinge für uns einordnen: Sexismus ist es also, weil die Aussage des älteren Herrn impliziert, dass ein solch hohes Amt keiner jungen Frau zugetraut werden kann.
Sofort fiel mir die Begegnung mit meinem Finanzberater ein. In meiner Aussage schwang doch auch Zweifel an seinen Beraterqualitäten aufgrund seines Alters mit. Außerdem habe ich ihn indirekt auf sein Geschlecht und Aussehen reduziert. Sexistischer geht's ja wohl nicht!
mehr:
- Kolumne – Mein Deutschland: #MeToo: Auch ich bin sexistisch! (Zhang Danhong, Deutsche Welle, 26.10.2017)
der AlteMann hat in seiner unnachahmlichen Art einen saftigen Kommentar verfasst, über den ich auf obigen Artikel gestoßen bin:
- Asylpolitik durch eine chinesische Brille (AlterMann auf seinem Blog, 04.12.2017)
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