Dienstag, 28. August 2018

Die moderne Medizin beschädigt unsere Seelen

Nie ist die menschliche Psyche verwundbarer als in den Stunden während und unmittelbar nach der Geburt. Weichen, die hier zum Guten oder Schlechten gestellt werden, können den gesamten Lebensweg eines Menschen beeinflussen. Umso schlimmer, wenn Ärzte in der entscheidenden Phase achtlos mit Mutter und Kind umgehen, wenn die Technologiegläubigkeit und der Ökonomismus unserer Zeit den Geburtsvorgang bestimmen. Selbst Gewalt gegen Gebärende im Namen ärztlicher Autorität ist in „modernen“ Kliniken keine Seltenheit.

Für die meisten Menschen beginnt ihr Leben erst nach der Geburt. Die ersten Geschichten über uns hören wir von unseren Eltern: Wie sie unsere Geburt erlebt haben, über ihre Erfahrungen mit uns als Babys. Oft gibt es dazu Fotos von den ersten Tagen nach der Geburt und unseren ersten Lebensjahren.

Heute gibt es professionelle Fotografen, die noch im Krankenhaus die neugeborenen kleinen Menschen in Szene setzen. Auch in meinem Wohnraum hängt ein großes Bild, auf dem meine beiden Enkel, es sind Zwillinge, wenige Stunden nach ihrer Geburt zu sehen sind.

Und dank der neuesten Ultraschallgeräte gibt es sogar vorgeburtliche Bilder, auf denen schon im Mutterleib die kleinen Händchen und Gesichter des Nachwuchses sehr genau zu erkennen sind.

Doch zurück zu den Geschichten, die uns über uns und unsere Geburt erzählt werden, vielleicht sogar darüber, wie unsere Mutter die Schwangerschaft mit uns erlebt hat: Es sind alles fremde Geschichten, die mit unserem eigenen Erleben wenig zu tun haben.

Wir selbst haben keine bewussten Erinnerungen an unsere Zeit im Mutterbauch, von unserer Geburt und unseren ersten Lebensjahren. Wir wissen aber heute aus der biologischen Zellforschung, dass es ein implizites Gedächtnis gibt, das heißt in unseren Zellen alle unsere Erfahrungen, die wir jemals in unserem Leben gemacht haben, gespeichert sind – auch unsere vorgeburtlichen Erfahrungen.

mehr:
- Die traumatisierte Gesellschaft – Die moderne Medizin beschädigt unsere Seelen. (Birgit Assel, Rubikon, 25.08.2018)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen