► Herr Mausfeld, Sie sind vor allem bekannt für Ihre Vorträge, in denen es um die verdeckte Rolle von Machteliten in unserer Gesellschaft geht. Dafür werden Sie von vielen Seiten angegriffen. Der ehemalige ARD-Journalist Hans Jessen wirft Ihnen im Podcast von Tilo Jung ein "geschlossenes Weltbild" vor, der Amerikanistik-Professor Michael Butter entdeckt in Ihrer Arbeit "verschwörungstheoretische Züge" - was umgehend in den Wikipedia-Artikel zu Ihrer Person eingearbeitet wurde. Überrascht Sie die Vehemenz solcher Kritik?
Rainer Mausfeld: Wir müssen natürlich Kritik und Diffamierung unterscheiden. Kritik zielt auf die Sache, Diffamierung auf die Person. Kritik beruht auf Argumenten, Diffamierung arbeitet mit einem Diffamierungsvokabular. Worum geht es mir in meinen politischen Beiträgen in der Sache? In meinen Vorträgen geht es mir weniger um Vermittlungen konkreter Inhalte und Positionen. Denn hier gibt es wie stets bei der Betrachtung komplexer Systeme einen großen Spielraum für unterschiedliche Perspektiven; ich lege jedoch in meinen Beiträgen stets offen, dass meine Perspektive durch die radikaldemokratische Tradition der Aufklärung geprägt ist. Mir geht es in meinen Vorträgen vor allem um die Vermittlung einer Denkmethodologie, also gleichsam um das Handwerk des Denkens, mit der wir unsere alltäglichen politischen Erfahrungen wieder in einen Sinnzusammenhang einordnen können. Denn nur so können wir wieder ein Stück Autonomie gewinnen und angemessene Handlungskonsequenzen aus unseren Erfahrungen ziehen.mehr:
"Wir leben in einer Zeit der Gegenaufklärung" (Paul Schreyer interviewt Rainer Mausfeld, Telepolis, 02.10.2018)
siehe auch:
- Prof. Mausfeld: Die »verwirrte Herde« auf Kurs halten… (28. Pleisweiler Gespräch) (Post, 03.11.2017)
- „Wie werden Meinung und Demokratie gesteuert“ (Post, 31.05.2017)
- Warum schweigen die Lämmer? – Der Mensch im Geflecht von Medien, Manipulation und Macht (Post, 14.07.2016)
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