Man muss die Zeitung zuweilen schon sehr genau studieren, um von aufschlussreichen Aussagen von Spitzenmanagern der Wirtschaft zu erfahren, die einem über das Denken der Unternehmensführer zu drängenden Fragen unserer Welt einen weit tieferen Eindruck verschaffen als alle Leitartikel und Kommentare von Journalisten. Oft stolpert man dann über Sätze und Aussagen, die zunächst sehr harmlos klingen und auch keine unmittelbaren Wahrheitsverdrehungen darstellen, bei näherer Betrachtung indes in ihrer Unverfrorenheit und Selbstgerechtigkeit keinen Vergleich zu scheuen haben.
So ergab sich für aufmerksame Leser kürzlich die Möglichkeit, Zeuge eines besonders unverhohlenen Beispiels der ethischen Indifferenz eines Unternehmensführers zu werden. In den Wirtschaftsseiten der Tageszeitungen war von einer Aussage des Chefs der hochumstrittenen Rohstofffirma Glencore aus dem beschaulichen Baar im Schweizerischen Kanton Zug die Rede. Auf einer Investorenkonferenz hatte sich Ivan Glasenberg zu den Aussichten seiner Firma, die es an Skandalen und unethischem Verhalten in den letzten Jahren so ziemlich an nichts hat fehlen lassen, geäußert.
Korruptionsvorwürfe, Verstöße gegen Umweltauflagen, Ausbeutung von Land und Bevölkerung in Drittwelt-Staaten, umstrittene Geschäfte im Kongo oder in Venezuela, entsprechende Untersuchungen der US-Justiz und kanadischer Behörden, Klagen von Aktionären - die Liste der Vergehen, derer sich Glasenbergs Konzern angeklagt sieht, ist unüberschaubar lang. Zugleich setzt Glencore in seinem Geschäftsmodell sehr stark auf die Förderung und den Vertrieb von Kohle, was aufgrund der damit verbundenen Klimaerwärmung sehr umstritten ist. So investiert eine wachsende Zahl von Anlegern und Vermögensverwaltern, die auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein setzen, schon längst nicht mehr in die Aktie von Glencore.
mehr:
- Von der umweltethischen Indifferenz der Wirtschaftsführer (Lars Jaeger, Telepolis, 10.12.2018)
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Am 17.07.2017 veröffentlicht
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