Montag, 18. März 2019

Persönlichkeitsrechte: Bundespolizei speichert bei Amazon

Eine neue Form von Public-Private-Partnership: Die Bundespolizei speichert Bodycam-Aufnahmen auf Servern von Amazon

Eine ganz neue Form von Public-Private-Partnership ist offensichtlich die deutsche Bundespolizei eingegangen. Kürzlich wurde bekannt, dass die Strafverfolgungsbehörde die Aufnahmen ihrer mit Bodycams ausgestatteten Einsatzkräfte nun auf den Servern von Amazon speichert.

Diese Körperkameras, die bereits seit 2014 verstärkt zum Einsatz kommen, sollen Polizisten im Einsatz vor aggressiven Angriffen schützen und darüber hinaus dabei helfen, Straftäter zu identifizieren. Es handelt sich also um sensibles Datenmaterial, das da auf den Servern eines amerikanischen Privatunternehmens gespeichert wird. Das zuständige Ministerium begründete diesen Schritt damit, dass der amerikanische Internetgigant in Deutschland derzeit der einzige Anbieter sei, der eine vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifizierte Cloudlösung anbieten kann. Die Daten seien selbstverständlich verschlüsselt und ausschließlich auf Servern gespeichert, die in Deutschland stehen.

Deutsche Behörden wie die Bundespolizei verfügen also offensichtlich nicht über die nötigen Rechenzentren und Speicherkapazitäten, um das Datenmaterial, das ihre eigenen Mitarbeiter im Einsatz sammeln, unter eigener Regie und Kontrolle zu speichern. Denn wer weiß schon, ob nicht auch amerikanische Sicherheitsbehörden Zugriff auf die hier abgelegten Daten haben. Immerhin ist auch die CIA mit einer "Secret Cloud" auf den Servern der Amazon Web Services (AWS) Zuhause, was bei Bedarf doch kurze Wege für NSA & Co. garantiert.

Die Frage sei erlaubt, was Dorothee Bär, die für Digitalisierung zuständige Staatssekretärin im Kanzleramt, eigentlich den lieben langen Tag so macht? Von Flugtaxis träumen, aber die Basics nicht auf die Reihe kriegen, wie zum Beispiel den Aufbau einer gut funktionierenden IT-Infrastruktur für die bundeseigenen Behörden.

mehr:
- Bundespolizei goes Amazon (Johannes Bröckers, Telepolis, 18.03.2019 – Hervorhebung von mir)

mein Kommentar:
Der Datenschutz hierzulande scheint sich derzeit einzig auf die Produktion von zigtausend Tonnen von Datenschutz-Erklärungen zu beschränken…
Als Selbständiger muß ich jedem Kunden eine mehrere Seiten lange Datenschutz-Erklärung vorlegen, die wir beide unterschreiben, und die Polizei speichert ihre Bodycam-Aufnahmen bei einem der größten Steuervermeider.
Und »latürnich« stehen die Server in Deuschland!
Ich glaube, es wird langsam Zeit für Gelbwesten in Deutschland – aber erst, wenn wir aus dem Merkel-Schlaf aufgewacht sind.
Da paßt doch der folgende Artikel ganz ausgezeichnet:
- Die Verbrecher drohen den Richtern. Von Oskar Lafontaine (Oskar Lafontaine, NachDenkeSeiten, 18.03.2019)
"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."
[Martin Niemöller, martin-niemoeller-stiftung.de mit Erläuterungen hier sowie in: "Was würde Jesus dazu sagen?" martin-niemoeller-stiftung.de mit Erläuterungen hier sowie in: "Was würde Jesus dazu sagen?" Pahl-Rugenstein Frankfurt/Main 1986  history.ucsb.edu pdf S. 9/13 – gefunden bei Wikiquote]
Mein Kommentar:
Aber Martin Niemöller ist zu Dschungelcamp- und DSDS-Zeiten einfach hoffnungslos out!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen