Mittwoch, 23. Juli 2014

Nick Hanauer: »Ich sehe Mistgabeln«

In Zeiten wo Menschen wie Du und ich über die Plutokratie träumen, liegt der Rest des Landes, die 99,9%, weit im Rückstand. Die Kluft zwischen arm und reich wird immer schlimmer. Und sie wächst schnell. Im Jahr 1980 kontrollierten die Top 1 etwa 8% des US-Volkseinkommens. Heute kontrollieren die Top 1 rund 20%. Aber das Problem ist nicht die Ungleichheit an sich, Diese ist immer untrennbar mit jeder kapitalistischen Wirtschaft verbunden. Das Problem ist, dass dies Ungleichheit auf einem historischem Hoch angelangt ist und von Tag zu Tag schlimmer wird. Unser Land entwickelt sich von einer kapitalistischen Wirtschaft zu einer feudalen Gesellschaft. Wenn sich unsere Politik nicht dramatisch ändert, wird die Mittelschicht verschwinden und wir werden wieder im späten 18. Jahrhundert in Frankreich sein. Vor der Revolution.
Uns so habe ich eine Botschaft für meine steinreichen Kollegen und Kolleginnen und alle, die in dieser Blase leben: Wachen Sie auf ! Es wird nicht mehr lange dauern. Wenn wir nicht bald etwas tun um die eklatanten Ungerechtigkeiten in dieser Wirtschaft zu beheben, werden die Mistgabeln zu uns kommen. Keine Gesellschaft kann diese Art von wachsender Ungerechtigkeit auf Dauer aufrechterhalten. Es gibt in der Tat kein einziges Beispiel in der Geschichte der Menschheit, wo Reichtümer wie diese angesammelt wurden und nicht irgendwann Mistgabeln gekommen sind. Am Anfang ist es ein Polizeistaat, dann kommen die Aufstände.
Viele von uns denken, sie wären etwas Besonderes, weil „Das ist Amerika“. Wir denken, wir sind immun gegen diese Kräfte wie den arabischen Frühling, die französische oder russische Revolution. Ich weiß, dass die 0,01% dazu neigen, diese Art von Argumenten zurückzuweisen. Viele von euch sagten mir schon ins Gesicht, ich sei verrückt. Ich sage euch, ihr lebt in einer Traumwelt. Jeder Geschichtsstudent weiß, wie es passiert. Revolutionen, Konkurse kommen nach und nach. Und dann plötzlich setzt jemand etwas in Brand und dann kommen tausende Menschen auf die Strassen und bevor man sich versieht, steht das ganze Land in Flammen. Und dann werden wir keine Zeit mehr haben zum Flughafen zu fahren, in unsere Gulfsream V zu steigen und nach Neuseeland zu fliegen. Wenn die Ungleichheit weiter so zunimmt, wird es passieren. Wir werden nicht in der Lage sein, vorherzusagen wann es passiert. Aber wenn es passiert wird es schrecklich. Vor allem für uns.
[mehr: Ich sehe Mistgabeln. – Offener Brief des US-Milliardärs Nick Hanauer an seine reichen Freunde – Deutsche Übersetzung, Independant24, 03.07.2014 – Hervorhebung von mir]

Die Menschheitsgeschichte kennt natürlich auch Perioden monopolaren Zustandes und des Strebens nach Weltherrschaft. Alles war schon mal da in der Geschichte der Menschheit. Aber was ist eigentlich eine monopolare Welt? Wie man diesen Terminus auch schmückt, am Ende bedeutet er praktisch nur eines: es gibt ein Zentrum der Macht, ein Zentrum der Stärke, ein Entscheidungs-Zentrum.
Es ist die Welt eines einzigen Hausherren, eines Souveräns. Und das ist am Ende nicht nur tödlich für alle, die sich innerhalb dieses Systems befinden, sondern auch für den Souverän selbst, weil es ihn von innen zerstört.
Das hat natürlich nichts mit Demokratie gemein. Weil Demokratie bekanntermaßen die Herrschaft der Mehrheit bedeutet, unter Berücksichtigung der Interessen und Meinungen der Minderheit.
Nebenbei gesagt, lehrt man uns - Russland – ständig Demokratie. Nur die, die uns lehren, haben selbst, aus irgendeinem Grund, keine rechte Lust zu lernen.
Ich denke, dass für die heutige Welt das monopolare Modell nicht nur ungeeignet, sondern überhaupt unmöglich ist. Nur nicht, weil für eine Einzel-Führerschaft in der heutigen, gerade in der heutigen, Welt weder die militärpolitischen, noch die ökonomischen Ressourcen ausreichen. Aber was noch wichtiger ist – das Modell selbst erweist sich als nicht praktikabel, weil es selbst keine Basis hat und nicht die sittlich-moralische Basis der modernen Zivilisation sein kann. […]
[Quelle: russland.ru, veröffentlicht bei der AG Friedensforschung, Kassel: "Ich denke, dass für die heutige Welt das monopolare Modell nicht nur ungeeignet, sondern überhaupt unmöglich ist" – Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der 43. Münchner "Sicherheitskonferenz" in deutscher Übersetzung – Hervorhebung von mir]
mehr zur Putin-Rede:
Der Ukraine-Konflikt 3 – Westliche Naivität oder westliche Machtpolitik? (Post, 15.08.2017)

siehe auch:
Prof. Michael Hartmann: Die wirkliche Lage der Vermögensverteilung (27. Pleisweiler Gespräch) (Post, 15.08.2017)
Aufräumarbeiten nach dem G20-Gipfel: Was würde geschehen, wenn… (Post, 23.07.2017)
"Der Status quo ist der ideale Zustand für die 0,1 Prozent der Eliten" (Post, 28.05.2017)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen