Mittwoch, 5. Juni 2019

Die Grünen: je konturloser desto mehr Stimmen

Erst die Reaktion auf das Rezo Video, dann das Ergebnis der Europawahl und jetzt liefert auch noch die Sonntagsfrage, also, „welche Partei würden Sie wählen, wenn am Wochenende Bundestagswahl wäre“, katastrophale Ergebnisse für die staatstragenden Parteien. Die Grünen waren erstmals die stärkste Kraft mit 27%, gefolgt von der CDU mit 26%, während die SPD 12% ereichte. Das ist keine Ohrfeige des Wählers, das ist ein beherzter Tritt ins Gemächt. Zumindest, wenn man dem Umfrageinstitut Forsa glaubt. Bei Emnid waren die Werte etwas anders, da lag die CDU mit 28% noch deutlich vor den Grünen mit 20% und die SPD war nicht totalvernichtet, sondern mit 16 statt 12 Prozent immer noch der größte Zwerg der Welt. Und die AfD steigt auch nicht weiter auf, sondern dümpelt herum wie ein Quietscheentchen im merkwürdig gelben und warmen Babybecken.
Aber das sind graduelle Unterschiede, was offenbar wird, ist, dass die Plattentektonik in der Bevölkerung Ausmaße erreicht hat, die Erdbeben möglich machen. Im Willy Brandt Haus hat die provisorische Führung gerade beschlossen, nach dem Rücktritt von Andrea Nahles den von ihr favorisierten Werbespot für die nächsten Landtagswahlen doch nicht zu verwenden. Er bestand aus einer einzigen Einstellung, in der man sieht, wie ein großer Passagierdampfer nachts vollerleuchtet auf einen Eisberg zufährt. Dazu sagt eine sonore Stimme: „Man hat schon ganz andere Sachen als unsinkbar bezeichnet. S – P -D.“ 
Der wichtigste Wert der Forsa Umfrage war nicht, dass erstmals die Grünen den Kanzler stellen könnten, sondern die Frage nach der politischen Kompetenz. Jeweils 17% der Wähler trauen der CDU und den Grünen zu, mit den Problemen in Deutschland am besten fertig zu werden. Und 55% trauen keiner Partei irgendetwas zu. 55% glauben, dass keine politische Partei in Deutschland irgendetwas verändern wird. 55% wollen nicht mehr. Ich habe dafür großes Verständnis, denn ich gehöre dazu.
Glaubt irgendwer, dass irgendein Politiker den internationalen Konzernen Vorschriften machen darf? Steuern auferlegen kann? Glaubt irgendwer, dass irgendeine Regierung des sogenannten Freien Westens sich z.B. Gedanken über einen Austritt aus der NATO machen kann, ohne dass es einen Regime Change der Geschmacksrichtung Olof Palme oder Venezuela gibt? Ohne dass Claus Kleber oder Marietta Slomka dann den „charismatischen“ deutschen Guaido in einer Homestory vorstellen, bevor die Ausgangssperre beginnt?
Die Grünen glauben das auch nicht. Deswegen fordern sie auch nicht mehr, wie im ersten Bundesprogramm 1982, die Auflösung der NATO (und des Warschauer Paktes, aber der wurde ja tatsächlich aufgelöst) sie forderten 1999 die Bombardierung Serbiens und würden jetzt schon gerne in der Ukraine einmarschieren. Ich wette ein kühles Alster, dass sie auch beim Kampf gegen die  Klimaerwärmung im entscheidenden Moment auf der falschen Seite der Barrikade auftauchen. Ich wette aus Erfahrung.
mehr:
- Tagesdosis 4.6.2019 – Deutsche Plattentektonik: Eine Satire (Satire von Dirk Pohlmann, KenFM, 04.06.2019)
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