Ob Fridays for Future, Ende Gelände, Gelbwesten, Hambi-Aktivisten oder natürlich Extinction Rebellion — noch nie stand der drohende Ökozid so enorm im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung und so nah an der Pforte unserer Gegenwart. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch!“, schrieb einst Friedrich Hölderlin. Natürlich verhält es sich umgekehrt ebenso. Und so muss bei aller Entschlossenheit und Euphorie auch stets damit gerechnet werden, dass der Aufbruch in eine neue, nachhaltige und friedliche Welt von den Schergen der alten sabotiert werden wird. Denn diese wollen ihre dem Tode geweihte Welt um keinen Preis aufgeben. So müssen die Fridays-Kids und alle anderen Bewegungen sich vor Infiltrationen, Manipulationen, Irreführungen und dem Bann falscher Propheten und vermeintlicher Heilsbringer hüten. Ein kritischer und analytischer Rückblick auf ein turbolentes Jahr der Umwelt-Kämpfe.
„Ich will, dass ihr in Panik geratet“, lautet einer der bekanntesten Aussprüche von Klima-Ikone Greta Thunberg. In Anbetracht der Tatsache, dass die Erde gerade und insbesondere an ihrem nördlichen Pol brennt, (1) mag diese Forderung auf den ersten Blick berechtigt klingen.
Aber ist Panik bei einem Brand ein guter Rat? Sollten Sie im öffentlichen Raum mal wieder an einem Hinweisschild über richtiges Verhalten im Brandfall vorbeikommen, studieren Sie es gründlich. Lesen Sie, ob dort irgendwo – vielleicht auch noch fett markiert – die Aufforderung steht, man solle im Brandfall in Panik geraten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie auf so ein Hinweisschild stoßen werden, dürfte faktisch Null sein.
Panik bei einem Brand ist nämlich denkbar ungünstig. Komprimiert man den Weltenbrand auf den Fettbrand in einer Pfanne und fügt ihm noch eine ordentliche Mischung Panik hinzu, kommt es zu folgendem Ergebnis: Die Person am Herd, erschrocken über das entflammte Öl, gerät in Panik und hält die Pfanne, nicht lange darüber nachdenkend, unter den Wasserhahn. Eine dramatisch folgenreiche Entscheidung! Statt das Feuer zu löschen, kommt es zur Fettexplosion.
Natürlich ist das Gegenteil, also den Brand – ob in der Pfanne oder auf der Welt – zu ignorieren und zu hoffen, dass dieser sich von selbst lösche, ebenso wenig zielführend. Es bedarf also eines rationalen, ruhigen, aber bestimmten Handelns. In einem Panikzustand strebt der Mensch immerzu nach Stressreduktion und unternimmt all das, wovon er glaubt, es könne die Quelle seiner Panik ersticken.
Leider parkt die heutige Generation junger Menschen zumeist auf einem der beiden Extrempole: völlige Ignoranz oder irrationaler, blinder Aktionismus. Zeit für das Innehalten und die Suche nach durchdachten Lösungen scheint es in den schnelllebigen Tagen des Jetzt nicht mehr zu geben.
Täglich wird eine neue Sau durch das Social-Media-Dorf gejagt, dass man schon gar nicht mehr weiß, wo der Saustall eigentlich ist. Lamentiert werden die neuen Dementierungen des menschengemachten Klimawandels durch irgendwelche AfD-Politiker, Trump, Bolsonaro oder sonst wem. Man gibt sich den eigenen Affekten hin und fokussiert sich auf Symptome statt auf das große Ganze.
mehr:
- Unter falscher Flagge (Nicolas Riedl, Rubikon, 14.09.2019)
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