Mittwoch, 2. Oktober 2019

Christian Hess: Ein streitbarer Arzt, der den Menschen als Ganzheit verstand

Zum Tod von Christian Hess, langjähriger Chefarzt am Bezirksspital Affoltern am Albis und Mitgründer der «Menschenmedizin».


«Wenn der Mensch nur Maschine ist und es weder Geist noch Beziehung und Tod geben darf, kann man ihn unbeschränkt reparieren. Dies ist die tiefere Ursache der permanenten Krise im Gesundheitswesen.» Davon war Christian Hess, ehemaliger Chefarzt des Bezirksspitals Affoltern und Pionier einer menschengerechten Medizin überzeugt. Und dafür ist er auch Risiken eingegangen, die ihm letztlich den Job gekostet, der Schweiz aber die wichtige «Akademie Menschenmedizin» gebracht haben.

Christian Hess (*1950) war sich des Menschen als Ganzheit gewiss, die auch im kranken Zustand als Ganzheit behandelt werden soll. Konsequenterweise führte er als Chefarzt im Bezirksspital Affoltern die Psychotherapie, die Seelsorge oder die Ethik ins Angebot ein und integrierte auch die Angehörigen der Patienten in den Heilungsprozess. Dies führte zwar zu etwas längeren Aufenthaltszeiten, aber mit positivem Ergebnis, auch wirtschaftlich. Die ehemaligen Patienten brauchten weniger ärztliche Nachbetreuung und blieben länger gesund. Dies schlug sich u.a. in den tiefsten Gesundheitskosten im Bezirk Affoltern des ganzen Kantons Zürich nieder. Das gefiel allerdings nicht allen. Christian Hess’ Arbeit als Chefarzt wurde zunehmend von Konflikten mit Behörden geprägt, die das mit seiner Frau Annina Hess-Cabalzar entwickelte Konzept der «Menschenmedizin» zunehmend erschwerten (ausführlich dargestellt in ihrem Buch «Menschenmedizin – für eine kluge Heilkunst», Suhrkamp, 2006).

mehr:
- Ein streitbarer Arzt, der den Menschen als Ganzheit verstand (Christoph Pfluger, Info-Sperber, 02.10.2019)

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