Freitag, 27. Dezember 2019

OPCW-Dokument ordnete die Löschung eines Berichts zum Vorfall in Duma an

Weitere geleakte Dokumente verstärken den Zweifel an der Unabhängigkeit der OPCW und am Abschlussbericht zum angeblichen Giftgasangriff in Duma

WikiLeaks hat weitere Dokumente veröffentlicht, die die OPCW, die Organisation für das Verbot chemischer Waffen, weiter unter den verstärkten Verdacht bringen, den Abschlussbericht über den angeblichen Giftgasangriff in Douma (Duma) am 7. 4. 2018 aus politischen Interessen manipuliert zu haben, um Syrien und Russland zu beschuldigen und vielleicht die Bombardierung der Amerikaner, Briten und Franzosen auf angebliche syrische Orte des Chemiewaffenprogramms zu legitimieren. Die Bombardierung erfolgte, als gerade die OPCW-Inspektoren zur Untersuchung des Vorfalls in Syrien eingetroffen waren und außer Beschuldigungen u.a. der Weißhelme noch gar nicht klar war, ob es sich um einen Giftgasangriff handelte und falls ja, von wem er ausging.

Der im März dieses Jahres veröffentlichte Abschlussbericht der Fact-Finding Mission der OPCW (Wahrscheinlich Chlorgas) geht davon aus, dass es "gute Gründe" für den "Einsatz einer toxischen Chemikalie", "wahrscheinlich" Chlorgas, gebe und dass die Kanister aus der Luft abgeworfen worden seien, was einzig die syrische Armee zum Täter machen würde. Allerdings hieß es, es sei nur "möglich", dass die Kanister Chlorgas enthielten. Die Formulierungen waren sehr vorsichtig und ließen Hintertüren offen. Für die meisten Medien reichten diese vagen Formulierungen, um Syrien zu beschuldigen.

Bekannt wurde aber durch Leaks und Whistleblower, dass selbst diese Formulierungen durch Auslassungen von Befunden der Inspektoren herausdestilliert wurden. Dafür interessierten sich dann kaum mehr viele westlichen Medien, offenbar ging das gegen den ideologischen Strich. So kam durch die Working Group on Syria, Propaganda and Media ein geleakter, im Februar verfasster Berichtsentwurf über die technische Bewertung der Kanister zu einem anderen Schluss. Der technische Bericht wurde im Abschlussbericht nicht, nicht einmal als Frage, berücksichtigt, sondern offensichtlich unterdrückt.

Moniert wurde hier, dass in der vorläufigen Fassung des Abschlussberichts nur eine Hypothese, nämlich der Abwurf von Chlorgaskanistern von Flugzeugen, verfolgt wurde, nicht aber, wie man das wissenschaftliche mache, verschiedene Hypothesen aufzustellen, um keinen Vorannahmen anheimzufallen.

Die Ausmaße, die Eigenschaften und das Aussehen der Kanister und der umgebenden Szene der Vorfälle waren inkonsistent mit dem, was man in dem Fall erwarten müsste, wenn einer der Kanister von einem Flugzeug abgeworden wurde. In jedem Fall erzeugte die alternative Hypothese die einzig plausible Erklärung für die Beobachtungen am Tatort. 
Aus dem technischen Bericht

Die Inspektoren folgerten daraus, dass beide Kanister "mit einer höheren Wahrscheinlichkeit händisch an diesen beiden Orten platziert wurden, als dass sie von einem Flugzeug abgeworfen wurden". Das würde in die Richtung weisen, dass die "Rebellen" oder die Weißhelme den Angriff inszeniert haben.

Im Oktober hatte schließlich "ein Whistleblower aus den Reihen der OPCW, der an dieser 'Fact Finding Mission' beteiligt war", einem international besetzten Panel der Courage Stiftung erklärt, dass wichtige Informationen zu chemischen Analysen, toxikologischen Gutachten, ballistischen Studien und Zeugenaussagen in dem Abschlussbericht unerwähnt geblieben seien. Mehrere an der Duma-Mission beteiligte Inspektoren seien bei der Erstellung des Abschlussberichts nicht einbezogen oder konsultiert worden.

Im November veröffentlichte dann WikiLeaks eine Email eines an der Faktenfindungsmission beteiligten OPCW-Inspektors vom 22. Juni 2018, der an den Briten Robert Fairweather, dem damaligen Kabinettschef der OPCW, seinen Stellvertreter Aamir Shouket und Mitglieder der FFM gerichtet war. Der Emailschreiber beschwert sich über die einseitige Darstellung und selektive Aufnahme von Befunden: "Ich bin entsetzt, wie sehr die Fakten falsch dargestellt wurden."

mehr:
- OPCW-Dokument ordnete die Löschung eines Berichts zum Vorfall in Duma an (Florian Rötzer, Telepolis, 27.12.2019)
siehe auch:

Tagesdosis 20.12.2019 – Skandal um Fake-Chemiewaffenangriffe in Syrien (Florian Rötzer, Telepolis, 20.12.2019)
Neue WikiLeaks-Dokumente entlarven Lügen über die Chemiewaffenangriffe in Syrien von 2018 (Post, 19.12.2019)
OPCW-Generaldirektor weist Vorwürfe gegenüber dem Duma-Abschlussbericht zurück (Florian Rötzer, Telepolis, 27.11.2019)
- Ist die OPCW noch vertrauenswürdig? (Post, 25.11.2019)
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