Dienstag, 10. März 2020

MHH, Mafia und Qualitätsmedien – Hannover, wie es singt und lacht

Der Leiter der Klinik für Unfallchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Christian Krettek, wehrt sich in der Wochenzeitung "Die Zeit" gegen Vorwürfe, die Identität des angeblichen „Mafia-Paten“ Igor K. nicht ausreichend geprüft zu haben.


„Das LKA, das BKA und Interpol, sie alle haben nichts gegen ihn in der Hand. Aber von uns Medizinern wird erwartet, dass wir das erkennen?“, sagte Krettek der "Zeit".

Die umstrittene Behandlung des Montenegriners verursachte in den vergangenen Wochen Polizei-Einsatzkosten von fast einer Million Euro. Politiker forderten daraufhin, dass sich ein solcher Fall nie wiederholen dürfe. Krettek hingegen sagt, dass etwa zweimal im Monat ein Schussopfer bei ihm auf dem Tisch liege. Igor K. habe vor diesem Hintergrund nicht wie ein Verdächtiger gewirkt, sondern wie ein Routinefall.

Er hege Zweifel, ob Igor K. überhaupt dem Mafia-Clan angehöre. Er und seine Frau wirkten unbedarft „total irritiert. Sie haben uns mehrmals gesagt, dass sie keinen Polizeischutz wollen. Sie haben uns sogar ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt.“

Vizepräsident der Klinik muss gehen
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Insgesamt leistete die Polizei bei dem Einsatz fast 2500 Schichten, mehr als 16.000 Dienststunden fielen an – allein die Personalkosten summieren sich so auf rund 900.000 Euro, wie der Präsident der Polizei Hannover, Volker Kluwe, am Montag in einer Ausschuss-Sondersitzung im niedersächsischen Landtag sagte.
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Das Kommunikationsversagen an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat zudem personelle Konsequenzen. Der Vizepräsident der Klinik, Andreas Tecklenburg, wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt, wie Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) sagte. Im Fall des 35-jährigen Montenegriners Igor K. gebe es "erhebliche Zweifel an der Organisation innerhalb der MHH".

mehr:
- Behandlung kostete fast eine Million Euro – Der rätselhafte Fall Igor K.: Jetzt spricht der Arzt des angeblichen "Mafia-Paten" (Focus, 26.02.2020)
siehe auch:
»… bis zur Ankunft des Patienten war nicht bekannt und auch nicht erkennbar, dass eine besondere Gefahrenlage oder eine Schutzbedürftigkeit bestehen könnte. Erst mit Eintreffen des Patienten bekamen wir den Hinweis, dass der Patient in Montenegro mit Polizeibegleitung zum Flughafen gebracht worden sei. Daraufhin riefen wir, 19 Minuten nach Ankunft des Patienten, die Polizei. […]
Am Tag nach der Aufnahme habe ich folgenden Bericht des diensthabenden Oberarztes bekommen: ›... Polizei sieht aktuell keine allgemeine Gefahrenlage, jedoch eine potenzielle Gefährdung für den Patienten. Daher sitzen zwei Polizisten vor der Tür. Es würden aktuell in Deutschland keine Ermittlungen gegen den Patienten laufen. Das sei eine reine Vorsichtsmaßnahme …‹ […] 
[Und die Polizei hat wirklich erst zum Schluss Fingerabdrücke des Patienten genommen?] Korrekt. 
Im Krankenhaus (in Istanbul, d. Red.), wo der Patient im Anschluss behandelt wurde, sitzt übrigens nur eine Person von der Hospital Security vor der Tür. Das scheint auszureichen. […]
Ich habe viel gelernt in diesen Tagen. Weniger medizinisch-chirurgisch, sondern über die Informationsqualität unserer Presse, und ich hätte mir eine andere Art der Wertschätzung unserer Landesbehörden für die MHH und den Umgang mit ihrem Spitzenpersonal gewünscht. Ich habe gelernt, dass der Umgang mit sicherheitsrelevanten Informationen offensichtlich lax gehandhabt wird. Und ich habe gelernt, dass auch in unserem Parlament parteiübergreifend vereinzelt erschreckende Wissens- und Informationslücken darüber bestehen, was die Pflichten von behandelnden Ärzten sind. Es gibt aus unserer Sicht kein ›gesundheitsunwertes Leben‹ und hoffentlich nie einen Punkt, an dem zwischen guten und schlechten Patienten unterschieden wird. « 
[Christian Krettek, Chef der MHH-Unfallchirurgie in: Britta Lüers, »Habe nicht leichtfertig gehandelt«, Neue Presse, 10.03.2020]
Mafiaaffäre an Klinik in Hannover: Behandelnder Arzt macht Politik Vorwürfe (WAZ, 09.03.2020)
Mafiaboss in MHH: Behandlung von Igor K. kostet 80.605,22 Euro (WAZ, 02.03.2020)
Der begleitende Arzt setzte die MHH-Mediziner in Kenntnis darüber, dass der Patient in Montenegro "von einem starken Polizeiaufgebot geschützt" worden sei. Daraufhin habe die Klinik "19 Minuten nach der Ankunft des Patienten die Polizei informiert", die eine Anonymisierung empfahl. Zunächst sei der Mann von zwei Beamten geschützt worden. Am 10. Februar rückte dann das SEK an. Daraufhin habe Krettek den MHH-Vizepräsidenten Andreas Tecklenburg, im Präsidium verantwortlich für die Krankenversorgung, informiert. "Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass das leider zu spät war", gibt Krettek zu.
[
Polizei-Schutz an Klinik: MHH-Chefs äußern sichNDR, 18.02.2020]

Im Fall der aufsehenerregenden Behandlung eines mutmaßlichen Clan-Mitglieds an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) spricht der Anwalt des Patienten von einer Verwechslung. Sein Mandant Igor K. sei nicht vorbestraft und habe nichts mit der Mafia in Montenegro zu tun, sagte Rechtsanwalt Harald Lemke-Küch am Montag.

Schon bei dem Anschlag in Montenegro, bei dem der Mann verletzt wurde, habe eine Verwechslung vorgelegen. Laut „Hannoverscher Allgemeinen Zeitung“ (Link zum haz-Artikel) gab die Frau des Patienten an, dass es in Montenegro einen anderen Mann gleichen Namens gebe, dem Kontakte zur Mafia nachgesagt würden.

Anwalt Lemke-Küch sagte, seiner Auffassung nach seien die aufwendigen Schutzmaßnahmen der Polizei unter diesen Umständen nicht notwendig. Er prüfe zudem mögliche Schritte wegen falscher Verdächtigung. Sein Mandant sei wegen der Qualität der medizinischen Behandlung nach Hannover gekommen. Zum Zustand des Mannes machte er keine Angaben.

Die Polizei Hannover teilte dazu auf Anfrage mit, es sei zusammen mit anderen Sicherheitsbehörden eine Gefährdungsbewertung durchgeführt worden. Demnach würden die Sicherheitsmaßnahmen „weiterhin für unbedingt erforderlich gehalten“. Zu der angeblichen Verwechslung äußerte sich ein Polizeisprecher nicht.

[
Christina Sticht, Christopher Weckwerth, VERWECHSLUNGS-POSSE IN HANNOVER? Schützt die Polizei gar keinen Mafia-Boss?, nwzonline, 18.02.2020]
TOLERANZ - Gerhard Polt's Toleranzgrenzen {13:25}

ThiefTimeless2
Am 23.02.2018 veröffentlicht 
Das Erste, November 2014
ARD-Themenwoche "Toleranz"
#GerhardPolt über #Toleranz…
Kabarett und die ARD-Themenwoche
"Toleranz" - man könnte meinen, das passt nicht zusammen. Es passt aber, wenn sich der Meister der geschliffenen Pointen, Gerhard Polt, überhöht und satirisch brillant zum Thema äußert. Pointiert und kraftvoll sinniert er über den Begriff "Toleranz" und stellt erst einmal lakonisch fest, dass Toleranz kein deutscher Begriff ist: Das Tolerieren ist schließlich nicht der Deutschen Stärke! Mit dem ihm eigenen Humor zitiert Gerhard Polt auch bei diesem heiklen Thema wie selbstverständlich den engstirnigen Bürger, der wenig reflektiert, aber dafür lautstark seine Meinung propagiert.

mein Kommentar:
Es gibt in unerer deutschen Sprache eine schöne Redensart: 
»sich nicht (gerade) mit Ruhm bekleckern«…

😂

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