Dienstag, 21. Juli 2020

Syrien: Die Manipulation durch die Medien geht weiter


Die Berichte zu den Parlamentswahlen in Syrien sind verkürzend und verzerrend. Der Urnengang ist sicherlich mit Defiziten behaftet. Wer aber für den Krieg und den Hunger verantwortlich ist, muss dennoch deutlich gesagt werden. Viele Redakteure verweigern das immer noch. Von Tobias Riegel.

In Syrien haben gerade Wahlen zum Parlament stattgefunden, die Ergebnisse werden am Dienstag erwartet. Für viele große deutsche Medien steht dieses Ergebnis aber schon fest: Der „Machthaber“ Baschar al-Assad wird durch „eine Farce“ seine Macht zementieren. Und das, obwohl Assad doch durch Unterdrückung einen „Bürgerkrieg“ zu verantworten habe, den er zusammen mit Russland „brutal niedergeschlagen“ habe.

Die Kritik an der praktischen Umsetzung der Wahlen und an der restriktiven Auswahl der Kandidaten kann zum Teil berechtigt sein. Aber die Frage, warum sich Syrien teils noch immer in einem furchtbaren Kriegszustand befindet und wer diesen Krieg begonnen und neun Jahre am Leben erhalten hat: Diese Fragen werden tunlichst vermieden – wenn nicht gar falsch beantwortet. Das Gleiche gilt für die Fragen, warum die syrische Wirtschaft am Boden liegt und was westliche Sanktionen damit zu tun haben. Außerdem fehlt der Vergleich zu Nationen, in denen ebenfalls in oder kurz nach Kriegszuständen „gewählt“ wurde, nachdem dort ein westlich unterstützter Regime-Change funktioniert hat: etwa zu Afghanistan, Irak oder Libyen.

mehr:
- Syrien: Die Manipulation durch die Medien geht weiter (Tobias Riegel, NachDenkSeiten, 20.07.2020)
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