Sonntag, 2. August 2020

Corona: Zahlen im postfaktischen Zeitalter – katastrophisierende Politiker, gleichgeschaltete Medien

Medien dramatisieren Anstieg der Neuinfektionen – Altmaier droht mit höheren Strafen für Fehlverhalten – In Berlin demonstrieren laut Polizei-Angaben 17.000 gegen Corona-Politik. Die Veranstalter sprechen von wesentlich mehr. Update

Wirtschaftsminister Peter Altmaier ist beunruhigt. Nichts fürchten Unternehmer und Wirtschaftsverbände mehr als einen neuen Shutdown. Das Angstwort geht wieder neu herum, die Zahlen Neuinfizierter steigen, aber man müsste doch in den letzten Wochen gelernt haben, damit gefasster umzugehen?

Der viel beschworene Leichtsinn bewegt Altmaiers Sorge und, wie bei Erziehern und Politikern angesichts unvernünftigen Verhaltens üblich, lobt er die einen - "Die ganz große Mehrheit der Bevölkerung verhalte sich nach wie vor außerordentlich verantwortlich", zitiert ihn die dpa – und droht den anderen mit Strafen:

››Was wir im Augenblick an Risikoanstieg erleben, geht im Wesentlichen zurück auf das achtlose und manchmal auch unverantwortliche Fehlverhalten einer sehr kleinen Zahl von Menschen. (…) Das müssen wir wirksamer als bisher unterbinden und in Fällen, bei denen es deshalb zu Infektionen und Ausbrüchen kommt, wirksam ahnden: Das schließt Bußgelder und Strafen mit ein, wenn es sich um Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit handelt.
Peter Altmaier, SZ/dpa
Wer andere absichtlich gefährde, müsse mit "gravierenden Folgen" rechnen, so der Wirtschaftsminister, der befürchtet, dass der gerade beginnende Aufschwung der Wirtschaft gefährdet würde. Man dürfe einen erneuten Anstieg der Infektionen nicht hinnehmen. Er konkretisierte Tatbestände: "Wer ohne Maske Bus oder Bahn fährt, gefährdet nicht sich selbst, sondern andere." Oder: "Wenn eine Party in einer engen Kellerkneipe unter Verstoß gegen alle Abstands- und Hygienevorschriften zum Super-Spreading-Event wird …."

Das sei keine Lappalie und müsse "notfalls" auch bestraft werden, fährt er fort. Wie hoch er die Strafen ansetzen würde, dafür gab Altmaier keine Orientierung. Er hofft anscheinend, dass die Drohung allein genug Machtwort ist. Geht es um ihren Geldbeutel, so werden die Bürger aufgeschreckt, hieß früher eine politische Weisheit.

Hinter seiner Drohung stecken Befürchtungen aus der Wirtschaft, dass die Regierung wieder zu Maßnahmen greifen könnte, die die Krise verstärken. Basis seiner Drohung sind die ansteigenden Infektionszahlen.

7-Tage-Inzidenz


955 neue Corona-Infektionen meldet das RKI am heutigen 1. August (0 Uhr), am Freitag lag diese Zahl bei 870. Das RKI fürchtet eine "Trendumkehr", wie RKI-Chef Lothar Wieler kürzlich äußerte (Eine zweite Welle oder eine einzige große Welle?). Als Grund wird Nachlässigkeit bei der Einhaltung der sogenannten AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) angeführt.

Dass Zahlen von Neuinfektionen, die sich der 1000er-Marke annähern, einen Effekt haben, ist ein Aspekt. Aber das RKI selbst hat seit einigen Wochen einen anderen Rahmen gezogen und einen anderen Fokus aufgestellt, um das Risiko beurteilen zu können, nämlich die sogenannte 7-Tage-Inzidenz. Die Vorgabe lautet, wenn diese Zahl höher als 50 pro 100.000 liegt, dann ist Anlass zur Beunruhigung und für Maßnahmen.

Laut RKI steht diese Kennziffer am 1. August bei 5,1. In keinem der Bundesländer ist sie zweistellig. Dennoch sind die Medien voll von Katastrophen-Alarmen; ob das nun prophetische Weitsicht ist oder einfach die Generierung von Lesern, ein Geschäft mit der Angst, mag jeder für sich selbst entscheiden.

mehr:
- Corona-Sommertheater (Thomas Pany, Telepolis, 01.08.2020)
siehe auch:

Quelle: Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) (RKI, 29.07.2020, Tabelle 5, S. 12)


Die starke Grippewelle von 2015 forderte 40 Prozent mehr Tote (Urs P. Gasche, Info-Sperber, 31.07.2020)
Corona – Pervertierte Wissenschaft: Wir messen nur noch Hausnummern!!! (Post, 25.07.2020)
mein Kommentar:
Ein immunologischer Ringversuch der Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien, an dem 463 Laboratorien aus 36 Ländern teilnahmen, ergab im Schnitt eine Falsch-Positiven-Rate von 1,8%.
[Quelle: Prof. Dr. Heinz Zeichhardt, Dr. Martin Kammel, Kommentar zum Extra Ringversuch Gruppe 340 Virusgenom-Nachweis - SARS-CoV-2, INSTAND Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien e.V., Düsseldorf/Berlin 02.05.2020, Kommentar am 03.06.2020 aktualisiert]

Bei einer Falsch-Positiven-Rate von nur 1% haben alle SARS-CoV-2-Testungen seit der 22. KW (d.h. seit Ende Mai 2020) praktisch keine Aussagekraft mehr!
Seit einschließlich der 22. KW wurden pro Woche im Schnitt 450.000 Testungen durchgeführt. Von denen müssen bei einer Falsch-Positiven-Rate von 1% 4.500 Tests falsch sein.
Alle Panik-Meldungen von Politik und MSM liefern Zahlen, die deutlich unter der Falsch-Positiven-Rate liegen. Wir reden also hier über Zahlen und deren Schwankungen, die keinen Zusammenhang mehr mit der Realität haben!
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