Dr. Peter W. Singer von der US-Denkfabrik Brookings Institut beschäftigt sich in „Die Kriegs-AGs“ mit privaten Militärfirmen (PMF).
„Der Krieg gegen den Terrorismus ist ein Vollbeschäftigungsprogramm für diese Jungs“, sagte ein Pentagon-Beamter über die Folgen des 11. September. Von wem sprach er?
Von privaten Militärfirmen, PMFs. Die Reaktion der Politik auf die Terroranschläge lief auf eine Kur für die Brauche hinaus. Die Operationen der US-Streitkräfte in Afghanistan oder Irak wären ohne zugekaufte militärische Dienstleistungen nicht möglich. PMFs übernehmen Aufgaben, die früher Soldaten hatten: von Kampfeinsätzen über Logistik hin zu technischem Service.
Wie ist diese Militärindustrie entstanden?
Drei Kräfte Anfang der 90er Jahre haben sie begünstigt: Das Ende des Kalten Krieges und neue Bedrohungen. Eine neue Art von Kriegsführung, in der die Trennung zwischen Soldaten und Zivilisten verwischt. Und eine Ideologie, die mehr auf Markt als auf Staat setzt.
Wer sind die Firmen?
Halliburton ist die größte. Allein im Irak hat sie mehr als 18 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Die einflussreichste war Executive Outcomes, eine südafrikanische Firma ehemaliger Apartheidssoldaten, die zum Beispiel in Angola und Sierra Leone auf Seiten der Regierung gekämpft hat.
Wie viele dieser Firmen gibt es weltweit?
Die Industrie ist global, mit über 500 Firmen aus aller Herren Länder – von den USA und Großbritannien bis Nepal und Uganda. PMFs haben schon auf jedem Kontinent außer der Antarktis operiert, von den Balkankriegen über Papua-Neuguinea his zum Irak. Mehr als 50 Regierungen haben sie angeheuert, multinationale Konzerne, Drogenkartelle, aber auch mehr als 40 humanitäre Organisationen. Krieg ist keine Staatsaffäre mehr. Mit einem Scheck kann nun jeder militärähnliche Macht kaufen. Die Firmen versuchen, mit Krieg so viel Geld wie möglich zu machen.
Ist das eine moderne Version des Söldnertums?
Mit den PMFs hat sich die Söldnerbranche zu einem gigantischen Unternehmenszweig entwickelt. Söldner galten einmal als Kriminelle und mussten sich verstecken. Im Gegensatz dazu agiert die PMF-lndustrie direkt vor unseren Augen.
Wer kontrolliert sie?
Niemand. Internationale sind nationale Gesetze fehlen völlig. Die meisten Firmen operieren in „problematischen“ Staaten, die ihre Gesetze nicht durchsetzen können. Sich stur auf die Firma und ihre Auftraggeber zu verlassen, ist nicht genug. Das konnten wir in Abu Ghraib [Link 1, Link 2, Link 3, Link 4] sehen, wo 50 Prozent der Verhörspezialisten private Auftragnehmer waren. Ein Zirkus wird schärfer kontrolliert als jede private Militärfirma.
* Peter W Singer: Die Kriegs-AGs, Zweitausendeins, 27,90 Euro
„Der Krieg gegen den Terrorismus ist ein Vollbeschäftigungsprogramm für diese Jungs“, sagte ein Pentagon-Beamter über die Folgen des 11. September. Von wem sprach er?
Von privaten Militärfirmen, PMFs. Die Reaktion der Politik auf die Terroranschläge lief auf eine Kur für die Brauche hinaus. Die Operationen der US-Streitkräfte in Afghanistan oder Irak wären ohne zugekaufte militärische Dienstleistungen nicht möglich. PMFs übernehmen Aufgaben, die früher Soldaten hatten: von Kampfeinsätzen über Logistik hin zu technischem Service.
Wie ist diese Militärindustrie entstanden?
Drei Kräfte Anfang der 90er Jahre haben sie begünstigt: Das Ende des Kalten Krieges und neue Bedrohungen. Eine neue Art von Kriegsführung, in der die Trennung zwischen Soldaten und Zivilisten verwischt. Und eine Ideologie, die mehr auf Markt als auf Staat setzt.
Wer sind die Firmen?
Halliburton ist die größte. Allein im Irak hat sie mehr als 18 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Die einflussreichste war Executive Outcomes, eine südafrikanische Firma ehemaliger Apartheidssoldaten, die zum Beispiel in Angola und Sierra Leone auf Seiten der Regierung gekämpft hat.
Wie viele dieser Firmen gibt es weltweit?
Die Industrie ist global, mit über 500 Firmen aus aller Herren Länder – von den USA und Großbritannien bis Nepal und Uganda. PMFs haben schon auf jedem Kontinent außer der Antarktis operiert, von den Balkankriegen über Papua-Neuguinea his zum Irak. Mehr als 50 Regierungen haben sie angeheuert, multinationale Konzerne, Drogenkartelle, aber auch mehr als 40 humanitäre Organisationen. Krieg ist keine Staatsaffäre mehr. Mit einem Scheck kann nun jeder militärähnliche Macht kaufen. Die Firmen versuchen, mit Krieg so viel Geld wie möglich zu machen.
Ist das eine moderne Version des Söldnertums?
Mit den PMFs hat sich die Söldnerbranche zu einem gigantischen Unternehmenszweig entwickelt. Söldner galten einmal als Kriminelle und mussten sich verstecken. Im Gegensatz dazu agiert die PMF-lndustrie direkt vor unseren Augen.
Wer kontrolliert sie?
Niemand. Internationale sind nationale Gesetze fehlen völlig. Die meisten Firmen operieren in „problematischen“ Staaten, die ihre Gesetze nicht durchsetzen können. Sich stur auf die Firma und ihre Auftraggeber zu verlassen, ist nicht genug. Das konnten wir in Abu Ghraib [Link 1, Link 2, Link 3, Link 4] sehen, wo 50 Prozent der Verhörspezialisten private Auftragnehmer waren. Ein Zirkus wird schärfer kontrolliert als jede private Militärfirma.
Interview: NINA SCHULZ
* Peter W Singer: Die Kriegs-AGs, Zweitausendeins, 27,90 Euro
siehe auch:
- Söldnerherz (Alexandra Fuller, Lettre International 70, Herbst 2005)
Wenn jemand das Video zu dem Boris-Vian-Chanson »Le Deserteur« von Les Sunlights findet, wäre ich für einen Hinweis dankbar!
Ein paar interessante Hintergrundinformationen zu dem Lied
- Söldnerherz (Alexandra Fuller, Lettre International 70, Herbst 2005)
Wenn jemand das Video zu dem Boris-Vian-Chanson »Le Deserteur« von Les Sunlights findet, wäre ich für einen Hinweis dankbar!
Ein paar interessante Hintergrundinformationen zu dem Lied
aktualisiert am 19.09.2014
das ist die andere Seite der Nicht Regierungs Organisationen. Das Universum ist anscheinend symmetrisch.
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