Donnerstag, 18. September 2008

Die Pleite der IKB-Bank

Zu einem Übersichtsartikel über die Bankenkrise bei Wikipedia

Die Bankenkrise begann im Frühsommer 2007 mit der Subprimekrise (im deutschsprachigen Raum auch als US-Immobilienkrise bezeichnet). Die zuvor steigenden Immobilienpreise in den USA stagnierten, während viele Kreditnehmer aufgrund steigender Zinsen ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten. Die Hauskredite, d. h. die Rückzahlungs- und Zinszahlungsansprüche gegen die Schuldner, waren als Wertpapier verbrieft und als Forderungsbesichertes Wertpapier (asset-backed security, ABS) verkauft worden.
Ursache war eine zu hohe Anzahl an Subprime-Krediten (Kredite an Kreditnehmer mit geringer Bonität), denen ungenügende Liquiditätsreserven gegenüberstanden.
Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds vom April 2008 belaufen sich die Verluste als Folge der Finanzkrise auf bis zu 600 Milliarden Euro.

Die Schließung von Hedgefonds und die Verluste bei den Investmentbanken führten zu einer Abnahme der Risikobereitschaft privater und institutioneller Anleger, wodurch sich der durch die Krise ausgelöste Liquiditätsengpaß der Kreditinstitute noch verschärfte.
Die Subprime-Krise in den Vereinigten Staaten und die plötzliche Illiquidität der ABCP-Papiere und ABS-Anleihen brachten im Jahre 2007 die beiden Bankhäuser IKB Deutsche Industriebank und Sachsen LB in existenzbedrohende Krisen, da sie ihre angekauften Forderungen nicht mehr im Geldmarkt refinanzieren konnten.

Größter Anteilseigner an der privaten IKB ist mit 38% die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Diese mußte als Großaktionär die IKB-Bank mehrfach mit Zahlungen in Milliardenhöhe stützen.
Von 1999 bis 2008 war Ingrid Matthäus-Maier (geb. 1945, SPD) Mitglied im Vorstand der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), mit einer Bilanzsumme von 350 Millionen Euro neuntgrößte Bank in Deutschland. Am 9. Dezember 2005 wurde sie zur Vorstandssprecherin der KfW-Bankengruppe gewählt und übernahm das Amt am 1. Oktober 2006. Damit wurde sie zur ersten Frau an der Spitze einer deutschen Großbank. Wegen der Krise der IKB und den Finanzspritzen durch die KfW wurde Matthäus-Maier von der Politik kritisiert. Am 7. April 2008 trat sie, ein Jahr vor Ende ihres Vertrages, von ihrem Vorstandsposten bei der KfW zurück.

Die Schieflage der IKB war hauptsächlich dadurch entstanden, daß sie der in diesem Markt aktiven und sich über ABCP refinanzierenden Emissionsgesellschaft „Rhineland Funding Capital Corporation“ eine Kreditlinie von 8,1 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt hatte.
Insbesondere wegen der sich daraus ergebenden Risiken sahen sich mehrere Banken – darunter die Deutsche Bank – gezwungen, der IKB Kredite zu kündigen, was bei einer Inanspruchnahme der Liquiditätslinie zur Zahlungsunfähigkeit der IKB hätte führen können. Der Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Jochen Sanio, sprach – wohl auch wegen der Bedeutung der IKB für den deutschen Mittelstand – in diesem Zusammenhang sogar von der größten deutschen Bankenkrise seit 1931.

Zur Abwendung der akuten Probleme der IKB wurde durch die KfW sowie die deutschen Bankenverbände ein Bankenpool gegründet, der einen Risikoschirm in Höhe von 3.5 Mrd. Euro bereitstellte. Die EZB steuerte zudem mit einer erhöhten Liquiditätsbereitstellung auf dem Geldmarkt gegen, indem sie den Banken über kurzfristige Refinanzierungstender bis zu 258 Mrd. € zur Verfügung stellte.

Das Geschäftsjahr 2007/2008 schließt die IKB mit einem Fehlbetrag von 600-700 Millionen Euro. Von den fünf Vorständen, die die IKB vor dem 30. Juli 2007 geführt haben, ist lediglich der für Personal verantwortliche Vorstand im Unternehmen verblieben.

Das Hamburger Abendblatt berichtet am 22.08.2008 von Informationen aus der FDP, nach denen KfW, der Bund (und damit auch der Steuerzahler) sowie die Bankenwirtschaft
bislang rund 9,8 Milliarden Euro an Risiken der IKB abdeckten.

Links zu zwei SPIEGEL Online-Artikeln:
Eine Seuche namens Subprime (11.07.2007)
Wie die Hedgefons-Blase entstand – und zerplatzte (21.07.2007)

Zu einem aktuellen Artikel bei den heute-Nachrichten:
KfW: Altehrwürdig und kein bißchen weise? (18.09.2008)

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