Dienstag, 17. Mai 2011

Vor 70 Jahren: Vorführung des ersten digitalen Rechners

Der erste Computer stand in Berlin

Diese Aussage ist nach wie vor ein wenig umstritten, weil ihr Wahrheitsgehalt davon abhängt, wie man »Computer« definiert. Doch immer mehr Fachleute teilen die Meinung, dass der von Konrad Zuse heute vor 70 Jahren, am 12. Mai 1941, in Berlin erstmals öffentlich präsentierte programmierbare Rechner Z3 der Prototyp jener Maschine war, die die Welt nachhaltig verändert hat. Was dabei besonders beachtenswert ist: Anders als die einige Jahre später in den USA und Großbritannien entstehenden Computer wurde dieser Rechner von Zuse allein entwickelt, ohne finanzielle Unterstützung des Militärs und einer ganzen Heerschar von Forschern und Ingenieuren.

Zuses Z3 wog 1000 kg und besaß eine numerische Tastatur sowie eine numerische Anzeige. Das Rechenwerk hatte 600 Relais, der Speicher 1400 Relais, der Taktgeber erreichte etwas mehr als 5 Hz. Das Programm wurde über einen Lochstreifen eingelesen. Der Z3 wurde im Krieg zerstört. Zuse gründete nach dem Krieg eine eigene Computerfirma. Seine Rechner waren brillant, doch als er in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, kaufte Nixdorf das Unternehmen auf.




Erfinder Konrad Zuse mit einem Nachbau seines Rechner, 1989

aus dem Brockhaus-Kalender »Abenteuer Geschichte«


siehe auch: 
Ein Rückblick: Zu Besuch bei Konrad Zuse (Fuldaer Zeitung)


Kuriosa:
- Zuse meldete sein Patent 1941 an, die Bekanntgabe erfolgte 1952. Triumph und IBM erhoben Einspruch, und das Bundespatentgericht entschied 1967, „mangels Erfindungshöhe“ könne Zuse kein Patent erteilt werden.
- Mit der Z5 berechnete die Firma Leitz Objektive.
- Seine Idee, der Kosmos selbst könnte als gigantische Rechenmaschine aufgefasst werden schrieb Zuse 1969 in dem Buch »Der rechnende Raum« niede. Darin entwickelte er eine Theorie der zellulären Automaten.
- Zuses Firma entwickelte auch den ersten Plotter, den „Graphomat Z64“. Das schnelle Wachstum überforderte jedoch die Firma, Banken waren nur gegen hohe Zinsen bereit, Kredite für das ihnen unbekannte Computergeschäft zu geben, eine staatliche Forschungsförderung gab es noch nicht, und als es zu Verzögerungen bei der Auslieferung der Z25 kam, stand die Firma vor dem Ruin.
- Der Chaos Computer Club ernannte Zuse zu seinem Ehrenmitglied. Konrad Zuse besaß zeitlebens keinen eigenen PC.

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