Mittwoch, 13. Juli 2011

Steuersenkung und Staatsverschuldung

Anscheinend leben wir in einem System, daß wir nur ungenügend kontrollieren können. Das Bild ist das des Schwanzes, der mit dem Hund wedelt. Und zur Zeit sieht es so aus, als ob jede Maßnahme, die unangenehme Situationen vermeiden soll (sprich: Rettungsschirm und Euro-Krise), nur zu anderen unangenehmen Situationen führt. Die politische Flickschusterei, die wir mit anzusehen haben, ist beängstigend: Wir marschieren in Afghanistan rein, tun so, als ob wir da Ordnung zu schaffen imstande sind und hauen dann wieder mit einem blauen Auge und dem Victory-Zeichen ab. Von heute auf morgen ist Atomkraft dann doch so gefährlich wie die Grünen immer sagten, nachdem die Konservativen die Ökos immer für bekloppt gehalten haben. Ein Atommüll-Endlager haben wir immer noch nicht, Alternativen wurden nicht ernsthaft diskutiert, Wissenschaftler massiv unter Druck gesetzt, und Stuttgart-21 wird kommen, und die Kosten werden explodieren, und das Land wird zahlen müssen, und die Bahn reibt sich die Hände.

In den 60er Jahren hatten wir Politiker mit Visionen, die die Gesellschaft gestalteten. Wir erlebten die Frauen-Gleichberechtigung, über Sexualität durfte endlich geredet werden, Homosexuelle und Neger (heute lautet der politisch korrekte Ausdruck »Schwarze«) wurden gleichberechtigt. Heute scheint es nur noch darum zu gehen, sich irgendwelche Pfründe zu sichern und noch ein bißchen mehr zu konsumieren. Die Frage ist nicht mehr: Urlaub, ja oder nein, sondern: Zweit- oder Dritt-Urlaub. Und macht uns das zufriedener? Damals redeten sich die Kerle im Bundestag die Köpfe heiß, und ich verfolgte manchmal die Debatten mit Wehner, Brandt, Scheel und nicht zu vergessen dem Polit-Urgestein Herbert Wehner. Und während der Hamburger Sturmflut überschritt Schmidt Schnauze mal kurz seine Kompetenzen und setzte die Bundeswehr in Bewegung. Heute beschließen Kommissionen die politische Richtung, und die angeblich nicht unter Fraktionszwang stehenden Abgeordneten nicken das dann ab.

Inzwischen ist Geiz geil geworden, die Beatles berieseln einen im Supermarkt, und überall beschleicht einen die Angst vor der Zukunft: Ozonloch, globale Erwärmung, Euro-Krise, Schuldenberge und ununterbrochenes politisches Krisenmanagement. Als Gunter Sachs damals ohne Socken heiratete, war das ein Skandal, heute serviert Thomas Gottschalk zur besten Sendezeit Tierscheiße auf dem Tablett. Sind wir wirklich Lemminge, die sich ins Meer stürzen, wenn’s ihnen zu gut geht?

Da die FDP seit der Ostpolitik Willy Brandts, nach Spaßgesellschaft, Spaßmobil und Möllemann-Sprüchen nichts anderes mehr hat, mit dem sie sich profilieren kann, nervt sie wieder mit Steuersenkungen. Zu Zeiten von Erich Mende wählte meine Großmutter immer FDP, weil sie ihre Stimme »nicht den Großen« geben wollte. Und heutzutage kann sich diese bescheuerte Idee einfach so durchsetzen. Gibt es noch was anderes als Geld und Konsum, das unseren Geist zu bewegen imstande ist? Wir benötigen Leute mit Visionen und keine Ackermänner. Wir brauchen ein Ziel, auf das sich hinzuleben lohnt und für das die Politik den Rahmen schafft. Und das vor allem nicht materiell ist. Besitz vergiftet den Geist. Und der Konsum auf Pump jetzt schafft die Last der Zukunft. Hier ist die deutsche Staatsverschuldung, wie sie sich in den letzten fünfzig Jahren entwickelt hat:


Entwicklung der Staatsverschuldung Deutschlands von 1960 bis 2009[10]

Satyananda stößt in der Osho-Times ins gleiche Horn:

Klartext
 
Das späte Rom – neu aufgelegt
Über die Arro­ganz und den Nie­der­gang der soge­nannten Eliten
von Satya­n­anda

Was der 62-jährige Schür­zen­jäger mit den Frauen anstellte, war bisher nur ein unter­halt­sames Gesprächs­thema im engen Kreis der fran­zö­si­schen Power-Elite gewesen. Ein biss­chen ris­kant waren seine ero­ti­schen Eska­paden ohne Frage, aber in dem hek­ti­schen Milieu der Chef-Etagen ist unkon­ven­tio­nelle Trie­b­ab­fuhr offenbar kein Delikt, son­dern eine harm­lose Ent­span­nungs­me­thode. Bis der Chef des Inter­na­tio­nalen Wäh­rungs­fonds (IWF) Domi­nique Strauss-Kahn (kurz DSK genannt) in einer New Yorker Luxus-Hotelsuite ein schwarzes Zim­mer­mäd­chen anfiel und angeb­lich zum Oralsex zwang.

Da hörte der Spaß auf. Das war ein Schock. Plötz­lich sah man, wie einer der mäch­tigsten Männer der Welt mit Hand­schellen gefes­selt in einem New Yorker Gerichts­saal mitten unter Zuhäl­tern, Dro­gen­dea­lern, Tot­schlä­gern, Ein­bre­chern und anderen Ganoven erleben musste, dass eine kleine Haft­rich­terin ihn eis­kalt in die Zelle eines Unter­su­chungs­ge­fäng­nisses ein­wies, obwohl seine Anwälte eine Mil­lion Dollar Kau­tion ange­boten hatten. Der Spiegel machte aus dem DSK-Skandal eine inter­es­sante Titel­ge­schichte unter dem Titel „Macht und Sex“. Aber im Grunde geht es um mehr – es geht um die Bezie­hung zwi­schen dem Volk und seinen Eliten.

Die Bezie­hung ist zutiefst gestört. „Die Men­schen draußen im Lande“ (Parlamentarier-Jargon) fühlen sich von ihren Eliten ver­arscht – nicht nur hier­zu­lande, son­dern inzwi­schen welt­weit. Das ist der Grund, warum die Affäre DSK überall mit einer sol­chen Wucht einschlug.

Die Arro­ganz der Mäch­tigen bekam ein Gesicht und mani­fes­tierte sich in einer unver­gess­li­chen Szene mit hohem Fan­ta­sie­ge­halt: DSK kommt split­ter­nackt aus dem Bade­zimmer und steht plötz­lich vor einem Zim­mer­mäd­chen – 1,80 groß, 32 Jahre alt, dun­kel­häutig, schlank, attraktiv. Was macht man in einer sol­chen Situa­tion? Man zieht sich einen Bade­mantel an und geht dem Mäd­chen aus dem Weg. Nicht so DSK. Der geht auf das Zim­mer­mäd­chen los wie ein Hengst auf die Stute.
An den Schalt­he­beln der Macht

Der Mega-Skandal ver­brei­tete sich mit Licht­ge­schwin­dig­keit über den ganzen Globus. Der Mann, der die Macht hatte in das Leben von Mil­lionen von Men­schen ein­zu­greifen, wurde als Reprä­sen­tant einer her­un­ter­ge­kom­menen poli­ti­schen Elite wahrgenommen.

Das Ver­hältnis zwi­schen dem Volk und seinen Eliten ver­än­dert sich ständig im Auf und Ab der Geschichte. Wenn die Eliten sich an Werten ori­en­tieren und ihnen das Wohl­er­gehen der Men­schen wichtig ist, herrscht zwi­schen Volk und Eliten Har­monie. Nach dem Zweiten Welt­krieg, als die Deut­schen ihr kaputtes Land wieder auf­bauten, gab es zwi­schen oben und unten ein starkes Gemeinschaftsgefühl.

Die Manager dieser Zeit waren nicht nur am Geld­ver­dienen inter­es­siert. Ihnen lag auch das Wohl­er­gehen der Men­schen am Herzen. Der Kon­sens zwi­schen Wirtschafts-Elite und Volk erhielt später einen Namen: soziale Markt­wirt­schaft. Sie war das Fun­da­ment für einen rasanten Wie­der­aufbau, der schließ­lich darin gip­felte, dass die Bun­des­re­pu­blik zur zweit­stärksten Export-Nation der Welt aufstieg.

In Epo­chen kul­tu­rellen Nie­der­gangs schlägt das Pendel in die andere Rich­tung aus: Die soge­nannten Eliten ver­lieren ihre Glaub­wür­dig­keit. Ihre Mit­glieder sitzen immer noch an den Schalt­he­beln der Macht. Aber sie haben ihre Vor­bild­funk­tion ver­loren. Wäh­rend sie damit beschäf­tigt sind, ihre Pri­vi­le­gien zu genießen und zu ver­tei­digen, fallen sie in der Öffent­lich­keit vor allem durch hem­mungs­lose Gier auf. Ihre Affären gehören zum gewinn­träch­tigsten Nach­rich­ten­stoff der Medien-Sexskandale, Steu­er­hin­ter­zie­hung, Kor­rup­tion, Betrug, Pleiten, Intrigen und so weiter und so fort.
Kos­ten­loses Risiko

Es gibt natür­lich auch Manager, die in den Chef­etagen der Kon­zerne gute Arbeit machen und nicht unan­ge­nehm auf­fallen. Aber auch sie sind vom Milieu ihrer Kaste geprägt. Sie freuen sich über ihre mil­lio­nen­schweren Boni und Aktien-Optionen. Und sie genießen die Sta­tus­sym­bole, die für Spit­zen­po­li­tiker schon seit langem selbst­ver­ständ­lich sind: Body­guards, gepan­zerte Luxus­li­mou­sine und oben­drauf noch das Große Bundesverdienstkreuz.
zu finden auf der Osho-Times-Seite

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