Anscheinend leben wir in einem System, daß wir nur ungenügend kontrollieren können. Das Bild ist das des Schwanzes, der mit dem Hund wedelt. Und zur Zeit sieht es so aus, als ob jede Maßnahme, die unangenehme Situationen vermeiden soll (sprich: Rettungsschirm und Euro-Krise), nur zu anderen unangenehmen Situationen führt. Die politische Flickschusterei, die wir mit anzusehen haben, ist beängstigend: Wir marschieren in Afghanistan rein, tun so, als ob wir da Ordnung zu schaffen imstande sind und hauen dann wieder mit einem blauen Auge und dem Victory-Zeichen ab. Von heute auf morgen ist Atomkraft dann doch so gefährlich wie die Grünen immer sagten, nachdem die Konservativen die Ökos immer für bekloppt gehalten haben. Ein Atommüll-Endlager haben wir immer noch nicht, Alternativen wurden nicht ernsthaft diskutiert, Wissenschaftler massiv unter Druck gesetzt, und Stuttgart-21 wird kommen, und die Kosten werden explodieren, und das Land wird zahlen müssen, und die Bahn reibt sich die Hände.
In den 60er Jahren hatten wir Politiker mit Visionen, die die Gesellschaft gestalteten. Wir erlebten die Frauen-Gleichberechtigung, über Sexualität durfte endlich geredet werden, Homosexuelle und Neger (heute lautet der politisch korrekte Ausdruck »Schwarze«) wurden gleichberechtigt. Heute scheint es nur noch darum zu gehen, sich irgendwelche Pfründe zu sichern und noch ein bißchen mehr zu konsumieren. Die Frage ist nicht mehr: Urlaub, ja oder nein, sondern: Zweit- oder Dritt-Urlaub. Und macht uns das zufriedener? Damals redeten sich die Kerle im Bundestag die Köpfe heiß, und ich verfolgte manchmal die Debatten mit Wehner, Brandt, Scheel und nicht zu vergessen dem Polit-Urgestein Herbert Wehner. Und während der Hamburger Sturmflut überschritt Schmidt Schnauze mal kurz seine Kompetenzen und setzte die Bundeswehr in Bewegung. Heute beschließen Kommissionen die politische Richtung, und die angeblich nicht unter Fraktionszwang stehenden Abgeordneten nicken das dann ab.
Inzwischen ist Geiz geil geworden, die Beatles berieseln einen im Supermarkt, und überall beschleicht einen die Angst vor der Zukunft: Ozonloch, globale Erwärmung, Euro-Krise, Schuldenberge und ununterbrochenes politisches Krisenmanagement. Als Gunter Sachs damals ohne Socken heiratete, war das ein Skandal, heute serviert Thomas Gottschalk zur besten Sendezeit Tierscheiße auf dem Tablett. Sind wir wirklich Lemminge, die sich ins Meer stürzen, wenn’s ihnen zu gut geht?
Da die FDP seit der Ostpolitik Willy Brandts, nach Spaßgesellschaft, Spaßmobil und Möllemann-Sprüchen nichts anderes mehr hat, mit dem sie sich profilieren kann, nervt sie wieder mit Steuersenkungen. Zu Zeiten von Erich Mende wählte meine Großmutter immer FDP, weil sie ihre Stimme »nicht den Großen« geben wollte. Und heutzutage kann sich diese bescheuerte Idee einfach so durchsetzen. Gibt es noch was anderes als Geld und Konsum, das unseren Geist zu bewegen imstande ist? Wir benötigen Leute mit Visionen und keine Ackermänner. Wir brauchen ein Ziel, auf das sich hinzuleben lohnt und für das die Politik den Rahmen schafft. Und das vor allem nicht materiell ist. Besitz vergiftet den Geist. Und der Konsum auf Pump jetzt schafft die Last der Zukunft. Hier ist die deutsche Staatsverschuldung, wie sie sich in den letzten fünfzig Jahren entwickelt hat:
Satyananda stößt in der Osho-Times ins gleiche Horn:
Klartext
Das späte Rom – neu aufgelegt
Über die Arroganz und den Niedergang der sogenannten Eliten
von Satyananda
Was der 62-jährige Schürzenjäger mit den Frauen anstellte, war bisher nur ein unterhaltsames Gesprächsthema im engen Kreis der französischen Power-Elite gewesen. Ein bisschen riskant waren seine erotischen Eskapaden ohne Frage, aber in dem hektischen Milieu der Chef-Etagen ist unkonventionelle Triebabfuhr offenbar kein Delikt, sondern eine harmlose Entspannungsmethode. Bis der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) Dominique Strauss-Kahn (kurz DSK genannt) in einer New Yorker Luxus-Hotelsuite ein schwarzes Zimmermädchen anfiel und angeblich zum Oralsex zwang.
Da hörte der Spaß auf. Das war ein Schock. Plötzlich sah man, wie einer der mächtigsten Männer der Welt mit Handschellen gefesselt in einem New Yorker Gerichtssaal mitten unter Zuhältern, Drogendealern, Totschlägern, Einbrechern und anderen Ganoven erleben musste, dass eine kleine Haftrichterin ihn eiskalt in die Zelle eines Untersuchungsgefängnisses einwies, obwohl seine Anwälte eine Million Dollar Kaution angeboten hatten. Der Spiegel machte aus dem DSK-Skandal eine interessante Titelgeschichte unter dem Titel „Macht und Sex“. Aber im Grunde geht es um mehr – es geht um die Beziehung zwischen dem Volk und seinen Eliten.
Die Beziehung ist zutiefst gestört. „Die Menschen draußen im Lande“ (Parlamentarier-Jargon) fühlen sich von ihren Eliten verarscht – nicht nur hierzulande, sondern inzwischen weltweit. Das ist der Grund, warum die Affäre DSK überall mit einer solchen Wucht einschlug.
Die Arroganz der Mächtigen bekam ein Gesicht und manifestierte sich in einer unvergesslichen Szene mit hohem Fantasiegehalt: DSK kommt splitternackt aus dem Badezimmer und steht plötzlich vor einem Zimmermädchen – 1,80 groß, 32 Jahre alt, dunkelhäutig, schlank, attraktiv. Was macht man in einer solchen Situation? Man zieht sich einen Bademantel an und geht dem Mädchen aus dem Weg. Nicht so DSK. Der geht auf das Zimmermädchen los wie ein Hengst auf die Stute.
An den Schalthebeln der Macht
Der Mega-Skandal verbreitete sich mit Lichtgeschwindigkeit über den ganzen Globus. Der Mann, der die Macht hatte in das Leben von Millionen von Menschen einzugreifen, wurde als Repräsentant einer heruntergekommenen politischen Elite wahrgenommen.
Das Verhältnis zwischen dem Volk und seinen Eliten verändert sich ständig im Auf und Ab der Geschichte. Wenn die Eliten sich an Werten orientieren und ihnen das Wohlergehen der Menschen wichtig ist, herrscht zwischen Volk und Eliten Harmonie. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Deutschen ihr kaputtes Land wieder aufbauten, gab es zwischen oben und unten ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Die Manager dieser Zeit waren nicht nur am Geldverdienen interessiert. Ihnen lag auch das Wohlergehen der Menschen am Herzen. Der Konsens zwischen Wirtschafts-Elite und Volk erhielt später einen Namen: soziale Marktwirtschaft. Sie war das Fundament für einen rasanten Wiederaufbau, der schließlich darin gipfelte, dass die Bundesrepublik zur zweitstärksten Export-Nation der Welt aufstieg.
In Epochen kulturellen Niedergangs schlägt das Pendel in die andere Richtung aus: Die sogenannten Eliten verlieren ihre Glaubwürdigkeit. Ihre Mitglieder sitzen immer noch an den Schalthebeln der Macht. Aber sie haben ihre Vorbildfunktion verloren. Während sie damit beschäftigt sind, ihre Privilegien zu genießen und zu verteidigen, fallen sie in der Öffentlichkeit vor allem durch hemmungslose Gier auf. Ihre Affären gehören zum gewinnträchtigsten Nachrichtenstoff der Medien-Sexskandale, Steuerhinterziehung, Korruption, Betrug, Pleiten, Intrigen und so weiter und so fort.
Kostenloses Risiko
Es gibt natürlich auch Manager, die in den Chefetagen der Konzerne gute Arbeit machen und nicht unangenehm auffallen. Aber auch sie sind vom Milieu ihrer Kaste geprägt. Sie freuen sich über ihre millionenschweren Boni und Aktien-Optionen. Und sie genießen die Statussymbole, die für Spitzenpolitiker schon seit langem selbstverständlich sind: Bodyguards, gepanzerte Luxuslimousine und obendrauf noch das Große Bundesverdienstkreuz.
zu finden auf der Osho-Times-Seite
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