Sonntag, 20. Februar 2011

Heute vor 20 Jahren – 20. Februar 1991: Bob Dylans versteckte Botschaft bei der Grammy-Verleihung – Terrorakt beim Fest

Obwohl Dylan auf dem folgenden Video (anlässlich der Verleihung des Grammy’s für sein Lebenswerk am 20. Februar 1991) wieder mal so furchtbar nuschelt, daß man den Liedtext nicht verstehen kann, habe ich es trotzdem reingestellt. Es enthält nämlich eine geniale Inszenierung…(und der genuschelte Text ist so gewollt!)



Man genieße die Einleitung durch Jack Nicholson und die darauf folgende »Inszenierung innerhalb der Inszenierung« der Grammy-Verleihung… (Meine liebe Kollegin Hanna nennt so etwas »Szene in der Szene in der Szene«:)



»Paradox: Eine scheinbar widersprüchliche Aussage, die dabei möglicherweise die Wahrheit ausdrückt. […] Ein Poet ist eine nackte Person, manche nennen mich einen Poeten. […] Dieser Mann ist ein Krawallmacher.« (Nicholson in seiner Einleitung)

1. Die wie Gangster aus der Prohibitionszeit gekleidete Band (= Masters of War = Militärisch-industrieller Komplex, s.u.) beschießt das wehrlose Publikum lustvoll mit ihrer unverständlichen Krachmusik. Alle bleiben brav sitzen – das gehört sich bei einer Grammy-Verleihung und einem solch großartigen Künstler so, und keiner schmeißt Tomaten.


2. Das malträtierte Publikum muß dann, so fordert es der Anstand, applaudieren. Man genieße den Anblick der fein herausgeputzten Leute, die, mit braver Ehrfurcht und einer dem Anlaß geschuldeten Begeisterung, Beifall klatschen, obwohl sie nicht verstanden haben, welches Lied der heimliche Regisseur Dylan mit seinen Begleit-Gangstern da herausgekotzt hat!

3. Dabei achte man auf Folgendes: Während des Beifalls und nachdem sich Dylan und Nicholson gegenseitig kurz beklatscht haben verläßt Dylan den Platz hinter dem Mikrophon und zieht sich nach hinten zum Vorhang zurück. Seinen Positionswechsel interpretiere ich so: »Ich bin nicht da, wo Ihr meint, daß ich bin bzw. wo Ihr möchtet, daß ich sein sollte.« Das Publikum applaudiert einem leeren Platz…



4. Der ehemalige Joker-Darsteller Nicholson geht ihm hinterher (10:14), holt ihn zum Mikrofon zurück, und Dylan folgt brav. Brav nimmt er dann auch seinen Hut ab, während Nicholson ihm und dem Publikum erklärt, wofür er den Preis bekommt. Dylan macht den Mund auf und ein dummes Gesicht, sieht zeitweilig auch scheinbar unbeteiligt an dem Laudator vorbei, als ob ihn die Huldigung überhaupt nichts angeht und er sich unbehaglich fühlt und nicht wirklich weiß, was er da soll.


(Der Künstler will Abstand von der Menge und seiner ihm zugedachten Rolle halten, das ist aber nicht möglich, weil das Publikum jemanden braucht, den es großartig findet.)

5. Dieser Inszenierung der Inszenierung der Herrschaftsverhältnisse (das meine ich exakt so, wie ich das geschrieben habe: die Herrschaftsverhältnisse werden inszeniert!), der Inszenierung der geforderten und pflichtschuldigst abgelieferten Huldigung durch das unwissende Publikum und der Inszenierung von Dylans Großartigkeit (, die so gar nicht zu dem desinteressiert und deplaziert wirkenden Künstler und seiner scheinbaren intellektuellen Überforderung paßt,) folgen – nach einigen ungläubigen und ratlosen Blicken auf den Preis, den er in Händen hält, die dahingenuschelten Worte des scheinbar überforderten Geehrten (in einigen Youtube-Kommentaren wird spekuliert, er habe unter Drogen gestanden), die – ähnlich der Beschießung durch die schmerzhafte Musik – die schwer verstehbare und improvisiert wirkende Vermittlung der tief versteckten Wahrheit enthalten (, für die Dylan nur der Bote ist). Alle – auch scheinbar der Geehrte – spielen brav mit, und keiner versteht was – außer Dylan, der einen Rollenwechsel erzwungen und sich heimlich zum Regisseur der Show aufgeschwungen hat.

mein Kommentar:
Ein kleines Theaterstück in fünf Akten mit einer (offensichtlichen und trotzdem) kaum verstehbaren, komplexen und stark verdichteten (verbalen und nonverbalen) Botschaft, welches seine Sicht der Machtverhältnisse, der Menschen und seines Verhältnisses zu der Inszenierung der Macht dem unwissenden Volk gegenüber inszeniert. 
Da hat wirklich einer nachgedacht! Chapeau!

Feb 20 '91… 33rd annual Grammy Awards… {11:25}   Text (a-zLyrics)   Übersetzung (Songtexte.com)   Interpretation


Michl Mayr
Am 01.06.2019 veröffentlicht 
February 20, 1991 / Radio City Music Hall, NYC
BD receives his Lifetime Achievement Award.
The award is presented by Jack Nicholson …

Dylans Rede enthält einige Worte mit tiefem Hintergrund, wie man beim Examiner nachlesen kann:
Bob Dylan's Grammy history - 1991 Lifetime Achievement Award revisited (Examiner, 30.01.2010) Der Text ist aus dem Buch von Seth Rogovoy – Bob Dylan, Prophet, Mystic, Poet übernommen.

zur Vorgeschichte:

Wenige Wochen vor der Grammy-Verleihung hatte der erste Irak-Krieg begonnen (am 17. Januar 1991). Offizieller Auslöser war die irakische Invasion Kuweits. Auf Wikipedia kann man nachlesen, 
  1. daß es immer wieder Grenzstreitigkeiten zwischen dem Irak und Kuweit gegeben hatte,
  2. daß der Irak nach dem Iran-Irak-Krieg hohe Schulden – vor allem bei Kuweit (80 Mrd. Dollar) – hatte und Kuweit beschuldigte, seine Förderquoten nicht eingehalten, dadurch den Ölpreis gedrückt und den Irak um 14 Mrd. Dollar geschädigt zu haben und
  3. daß es mehrere Rückzugsangebote Saddam Husseins gegeben hatte:
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Der Irak beharrte darauf, dass der Rückzug aus Kuwait mit einem gleichzeitigen Rückzug der syrischen Truppen aus Libanon und der israelischen Truppen aus dem Westjordanland, dem Gazastreifen, den Golanhöhen und dem Südlibanon verbunden werden müsse. Französische Vorschläge, den irakischen Rückzug aus Kuwait mit der Einberufung einer allgemeinen Nahost-Konferenz zu verknüpfen, scheiterten am Veto der USA und Großbritanniens. 
[Zweiter Golfkrieg, Verhandlungen über einen irakischen Abzug aus Kuwait, Wikipedia, drittletzter Absatz, abgerufen am 15.08.2017, Hervorhebung von mir]
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April Catherine Glaspie (* 26. April 1942 in VancouverBritish Columbia) ist eine US-amerikanische Diplomatin.Von 1988 bis 1990 war sie Botschafterin der Vereinigten Staaten im Irak. In dieser Funktion signalisierte sie Saddam Hussein kurz vor dem Einmarsch der irakischen Truppen in Kuwait 1990, dass die Vereinigten Staaten in dieser Frage keine Haltung hätten. Ihr damaliger Stellvertreter an der US-Botschaft in Bagdad Joseph C. Wilson nimmt sie in seiner Autobiographie gegen diesen Vorwurf explizit in Schutz. Er schreibt: „Ihre Erläuterung der amerikanischen Politik gegenüber innerarabischen Konflikten wich in keinem Punkt von unserer gewohnten Haltung und den Instruktionen ab. Die Vereinigten Staaten bezogen in solchen Zwistigkeiten zwischen arabischen Ländern zwar keine Position, drangen aber schärfstens darauf, dass die jeweiligen Parteien ihren Streit diplomatisch oder über internationale Vermittler beilegten und nicht durch militärische Drohungen oder Aktionen.“[1] Weiter führt Wilson aus, dass „die Iraker“ und insbesondere der damalige irakische Außenminister Tariq Aziz später öffentlich versichert hätten, die amerikanische Position bestens verstanden zu haben.
Sie war die erste weibliche Botschafterin in einem Land des Nahen Ostens.[2]
Anschließend arbeitete sie in der Auslandsvertretung der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen in New York. Bis zu ihrer Pensionierung 2002 leitete Glaspie das US-Generalkonsulat in Kapstadt. 
[April Glaspie, Wikipedia, abgerufen am 15.08.2017]
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zur Vorgeschichte siehe auch:
- Irak: „Herzlich und warm“ (SPON, 06.12.2010) 
Das Komplott der CIA mit Kuweit: Was sagte eigentlich April Glaspie zu Saddam? (Malcom Lagauche, Hintergrund, 04.08.2009) 

Die wahre Geschichte des1. Golfkrieges [59:48]

Hochgeladen am 19.11.2011
Die wahre Geschichte des 1. Golfkrieges
Am 2. August 1990 fallen irakische Truppen in Kuwait ein und lösen die internationalste Krise seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion aus. Die USA startet die größte Bodenoffensive seit dem 2. Weltkrieg und fällt in Kuwait ein. Es ist ein Sieg in ganzer Linie. Doch was steckt wirklich dahiter? Ist es so abgelaufen, wie man uns damals erzählt hat?

Laut Wikipedia entspricht der Grammy dem Oscar. Er gilt als die höchste Auszeichnung  für Künstler und Aufnahmeteams. (Die Grammy-Verleihung 2012 hatte allein in den USA etwa 40 Millionen Zuschauer.)

Der schnodderige und etwas dümmliche Eindruck, den Dylans Auftritt provoziert, ist beabsichtigt. (Der Name seiner Begleitband: The B-52’s) Er legt es weder darauf an, von möglichst vielen Menschen verstanden noch für voll genommen zu werden. Im Gegenteil: Er weiß seit vielen Jahren, daß und weshalb er mißverstanden wird. (Mr. Mark & Mr. Bob) Er zielt auf Menschen, die sich vom Schein nicht ablenken lassen, nachdenken und verstehen wollen. 

Nach der Überreichung des Preises sagt Dylan – zögerlich und mit kurzen Unterbrechungen – folgenden Satz:
»Well, my daddy, he didn’t leave me much – you know he was a very simple man, and he didn’t leave me a lot – but what he did tell me was this. He did say, son, he said… he said so many things, you know….[kurze Pause, Lachen im Publikum, das endlich mal was zu verstehen glaubt] He say, you know it’s possible to become so defiled in this world that your own mother and father will abandon you, and if that happens, G-d will always believe in your own ability to mend your own ways.«
(
»So, mein Daddy, er hat mir nicht viel hinterlassen - Ihr wißt, dass er ein sehr einfacher Mann war, und er hinterließ mir nicht sehr viel - aber was er mir wirklich gesagt hat, war das. Er hat wirklich gesagt, Sohn, er hat gesagt … er hat so viele Dinge gesagt, wißt Ihr …. Er sagt, Ihr wißt, es ist möglich, in dieser Welt so beschmutzt zu werden, dass Eure eigene Mutter und Vater Euch verlassen werden, und wenn das geschieht, wird G-d immer an Eure eigene Fähigkeit glauben, Eure eigenen Wege auszubessern.«)

Das Metsudah Siddur ist ein unter Juden weit verbreitetes Gebetbuch. Im seinem Anhang interpretiert Samson Rafael Hirsch, ein führender Vertreter des orthodoxen Judentums in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts, Psalm 27:10 (»When my father and mother abandon me… «) folgendermaßen:
»Even if I were so depraved that my own mother and father would abandon me to my own devices, God would still gather me up and believe in my ability to mend my ways.« (»Selbst wenn ich so verdorben würde, dass meine eigene Mutter und Vater mich meinen eigenen Geräten (Hilfsmitteln, Lehren) überlassen würden, würde Gott mich noch sammeln und an meine Fähigkeit glauben, meine Wege auszubessern.«)

Psalm 27 wird von den jüdischen Gläubigen in den Wochen vor und nach Yom Kippur täglich rezitiert. 
Der Psalm, gemäß dem Metsudah Siddur  “äußert unser Gebet, dass Gott unser Licht auf Rosh Hashanah sein wird, das es uns ermöglicht, die Dunkelheit der Sünde durch das wahre Bedauern zurückzutreiben, und dass Er unsere Erlösung auf Yom Kippur durch Seine mitleidsvolle Sühne unserer Sünden sein wird.”
Bob Dylan's Grammy history - 1991 Lifetime Achievement Award revisited (Examiner, 30.01.2010)
Wer Augen hat zu sehen, der sehe… (Math. 13.9-16
siehe auch:
- Bob Dylan's Grammy speech 1991 (Expecting Rain, Kommentar, 10.08.1998)
He had managed to get in and out without thanking anybody,
and this night it really did seem as if he owed nobody anything.
- Amos, Ezekiel, Jeremiah and Bob (Seth Rogovoy, Jewish Quarterly, 25.11.2010)

Übrigens:

Der Silvestergruß „Guter Rutsch“ ist etymologisch möglicherweise eine Verballhornung aus dem Jiddischen beziehungsweise Bibel-Hebräischen und leitet sich vom hebräischen ראש השנה טוב Rosch ha-Schana tov (= einen guten Anfang; wörtlich: Kopf – des Jahres – gut; also etwa: „Gutes Neujahr“) ab. Diese Floskel dürfte Anfang des 20. Jahrhunderts im Deutschen geläufig geworden sein. (Rosh Hashanah, Zeitpunkt und Einbettung in den jüdischen Kalender, Wikipedia)

Zusammenfassung:
Dylan benutzt die Show der Grammy-Preisverleihung, um unter Zuhilfenahme des Kommentars eines wichtigen deutschen orthodoxen Juden in einem angesehenen jüdischen Gebetbuch und unter dem Beifall des Publikums demselben und Millionen von Couch potatoes kundzutun, daß Amerika am Krieg mit dem Irak schuld ist, sich damit selbst beschmutzt und nur durch Gebet und wahres Bedauern seiner Taten durch Gott von seinen Sünden erlöst werden kann.
Für einen Menschen ohne Scheuklappen gibt es kein schöneres Schauspiel als die Intelligenz im Kampf mit einer ihr überlegenen Wirklichkeit. Das Schauspiel des menschliches Stolzes ist unvergleichlich. (Albert Camus)

Über seinen Auftritt bei der Grammy-Verleihung 1991:
- Stories of a Bad Song (Greil Marcus, The Three Penny Review, Winter 2006, Hervorhebungen von mir)
It was an instantly infamous performance, and one of the greatest of Dylan's career. He sang the song in disguise; at first, you couldn't tell what it was. He slurred the words as if their narrative was irrelevant and the performance had to communicate as a symbol or not at all. He broke the words down and smashed them up until they worked as pure excitement, until the appearance of a single, whole signifier—"Jesus," "Guns," "Die"—lit up the night like tracer bullets. The performance was faster, the beat snapping back on itself, then fragmenting as guitar lines shot out of the music as if without human agency—and it might have been a minute, it might have been two, it might have been as long as the performance lasted for the melody to creep out of the noise and the song to reveal itself for what it was.
Bob Dylan with Richards & Wood - Ballad Of Hollis Brown (BBC - Live Aid 7/13/1985) [4:52] verkehrter Titel, richtig: Blowin’ in the Wind

Hochgeladen am 08.10.2011
Live aid 1985

Maurenbrecher bezeichnet Dylans Auftritt bei der Grammy-Veleihung als »Terrorakt beim Fest« (4. Abs., Hervorhebungen im folgenden Zitat aus dem Artikel von mir):
1988 liegt in Bob Dylans Biografie genau zwischen seiner unüberzeugten Mitwirkung an jener weltweiten Charity-Aktion der Chosen Few, die Geld aufbringen sollte für notleidende Afrikaner und sich grandios selbst feierte – Phil Collins jettete zu dem Zweck einsam in einer Concorde zwischen London und New York hin und her – und einer weiteren Lebenswerk-Belohnung für Dylan von 1991, wo er in schön derangiertem Zustand eine hellwache Kurzrede hinlegte und danach mit seiner Schrottband ein hässliches, stechendes Masters of War – mitten im Golfkrieg einen Todesfluch auf die Regierenden, Terrorakt beim Fest.
[BOB DYLAN – VOLKSSÄNGER, Manfred Maurenbrecher, Februar 2002 für das Magazin ‘Wir selbst’ ]

President Eisenhower's Farewell Speech Warning Of Military and Corporation Take Over [14:04]

Hochgeladen am 07.12.2011
President Eisenhower's Warning

"Masters Of War" by Bob Dylan Lyrics [2:49]

Veröffentlicht am 27.05.2014
photos about wwII, Vietnam war, Cold War

zur Einflußnahme des Militärisch-Industriellen Komplexes auf die US-amerikanische Politik siehe:
- Ein Meisterstück der Propaganda des militärisch-industriellen Komplexes: Die Raketenlücke (Post, 15.06.2015) 
- “Masters of War”: An Analysis (songfacts, Kommentar 17, 3. Absatz)
President Eisenhower warned of the dangers of the military industrial complex in a farewell address in February, 1961. This remark is one of the sparks that ignited Dylan’s rage and the release of the song. Decades after the release of The Freewheelin’ Bob Dylan and “Masters of War,” Dylan said, “It’s not an anti-war song. It’s speaking against what Eisenhower was calling a military industrial complex.” (Lynskey 56, Hervorhebung von mir). Dylan also wrote this song to criticize American leaders and the military industrial complex that Eisenhower warned of. “It was meant as a realization of the times, what war was coming to and why war became a pointless act, rather than a means of defense.” (Masters… 1). As you can see, Bob Dylan was very young when this remarkable song was written and released. His senses were heightened with the alarming, warring times of 1960’s and he had an emotional climax with the conflicts that were taking place around him. The lyrics of song prove just how disgusted he really was with the “war profiteers.”

- Bob Dylan singt sein 'Masters of War' 1990 in der U.S. Militärakademie (TomtheCat’s Blog, Video nicht mehr verfügbar)

- Bob Dylans MASTERS OF WAR aus den 1960er Jahren (ZEIT Online, Leserartikel, 02.04.2011, Übersetzung ins Deutsche) 


- Gottlieb Florschütz: Bob Dylans geheime Botschaften (Uni Kiel, 3. Absatz, Hervorhebung von mir)

Diese Songs waren aber keine Protestlieder in der Tradition von Woody Guthrie oder Pete Seeger, oder etwas Lieder der sich emanzipierenden Arbeiterbewegung. Dylans "Masters of War" ist demgegenüber ein "Anti-Song", der dem Tenor der Anti-Vietnam-Demonstrationen entsprach. Bob Dylan war nicht der Protagonist des Protestsongs, sondern der Showmaster, der die skeptische Stimmung der Jugend gegenüber dem Establishment aufzufangen wusste. So erklärte er in einem Interview: "Songs wie 'Masters of War' waren leicht zu machen. Es gab Tausende und Abertausende, die Songs dieser Art hören wollten. Deshalb schrieb ich sie. Ich war ja fast ständig auf Tourneen, und ich wusste, was das Publikum wollte. Wenn man jede Nacht vor Leuten spielt, weiß man genau, was sie hören wollen. Es ist dann viel einfacher, Songs zu schreiben."[6] Dylan tat also nicht anderes, als den Zeitgeschmack einer revoltierenden Generation zu bedienen und musikalisch zu untermalen. So können seine alten Songs heute noch als Zeitdokument einer in Aufbruch und Revolte befindlichen Generation angesehen werden.
- Hypnotherapie: Pacing und Leading (Hypnosis-Zentrum, siehe auch: Rapport, Wikipedia)
- Analysis of Bob Dylan's Masters of War (Brian Baist, Prezi, 13.11.2012) 
- Why did Bob Dylan write Masters of War? (wiki.answers.com zitiert aus einem Interview 2001)
- The Times They Are A–Changin' – Bob Dylan – Sendemanuskript (waltpolitik.powerbone.de, 5./6.03.2006)
„Masters of War“ fällt schon deshalb aus dem Rahmen, weil sich Dylan nur in diesem Lied tatsächlich haßerfüllt zu Wort meldet. Er wünscht seinen Feinden, den Feinden des Friedens, ausdrücklich den Tod. Daß es ein solcher Song damals auf eine Platte einer großen Plattenfirma schaffte, ist eigentlich ein Wunder. Heute wäre es ein guter Werbegag und die entsprechende Textzeile würde aus promotion-Gründen extra herausgestellt werden.
Alle meine Lieder sind Protestlieder!
(Bob Dylan auf die Frage eine Reporters, weshalb er keine Protestsongs mehr schreibe, zitiert von Heinz-Rudolf Kunze in „Kein Recht mehr auf Langeweile“, im Interview mit Holger Erdmann, Focus Online, 07.02.2009)
René Magritte drückt die Schwierigkeit, auf die Existenz zweier Parallelwelten hinzweisen, so aus:
»Wenn der Betrachter findet, daß meine Bilder dem gesunden Menschenverstand Hohn sprechen, wird er sich einer offensichtlichen Tatsache bewußt. Ich möchte aber trotzdem hinzufügen, daß für mich die Welt ein Hohn auf den gesunden Menschenverstand ist.« [René Magritte, siehe Bewältigungsstrategien von Kindern psychisch kranker Eltern am Beispiel des surrealistischen Malers René Magritte, Post, 11.06.2008]

siehe auch:

Bob Dylan – Jokerman, Teil 1 (27.11.2014)
- Bob Dylans geheime Botschaften (Gottlieb Florschütz, Uni Kiel, Datum unbekannt)
aktualisiert am 12.12.2015

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