Donnerstag, 12. Juni 2014

Leseempfehlungen für den 12. Juni 2012

- Der Irak vor dem Kollaps? (Telepolis, 12.06.2014)
Sunnitische Islamisten rücken auf Bagdad vor und haben 80 türkische Geiseln. Wie reagieren Türkei und Nato? 
Der Bürgerkrieg in Syrien hat den islamistischen Kräften in der Region weiteren Aufschub gegeben, aber es war schon lange klar, dass die Politik der schiitisch dominierten Maliki-Regierung, die die Sunniten schnitt und sich dabei auch über Wahlergebnisse hinwegsetzte, die Gewaltspirale nach dem Abzug der Amerikaner weiter anheizen würde.

- Bundessozialgericht auf Sarrazin-Kurs (Telepolis, 12.06.2014)
Wie hochbezahlte Richter dafür sorgen, dass sich Erwerbslose im Winter warm anziehen müssen 
 "Einfach warm anziehen und die Heizung drosseln", empfahl der damalige Senator und heutige Fachmann für Tugendterror Thilo Sarrazin Hartz-IV-Empfängern vor 6 Jahren. So könnten sie prima Heizkosten sparen und ihre knappen Finanzen besser schonen, sagte der Mann mit den hohen Verdiensten und sorgte 2008 für Empörung.

- Mit Kalkül abgewürgt (Telepolis, 11.06.2014)
Innerhalb nur eines Jahres hat sich die Anzahl der Beschäftigten in der Photovoltaikbranche halbiert und jetzt werden nicht einmal mehr die Zubaugrenzen erreicht

- USA nutzen Ukraine-Konflikt zur Verstärkung der Truppenpräsenz (Telepolis, 11.06.2014)
Die Ukraine will die Grenze zu Russland abschließen, angeblich kontrollieren Separatisten die Grenzübergänge in Donezk und Lugansk 
Die US-Regierung setzt nicht nur im Zuge des Ukraine-Konflikts die EU-Staaten unter Druck, mehr Geld für die Rüstung auszugeben und sich stärker militärisch zu engagieren, sondern setzt auch die Strategie fort, die osteuropäischen Länder auf ihre Seite zu ziehen und Russland als militärischen Gegner aufzubauen. So wurden nach drei B52-Bombern weitere 2 B2-Stealth-Bomber, die ebenfalls mit Atomwaffen bestückt werden können, nach Osteuropa verlegt. Zudem bilden US-Soldaten bereits Spezialkräfte von osteuropäischen und baltischen Staaten aus.

- Kameras sehen Kameras (Telepolis, 11.06.2014)
Wie Apparate Nachrichten- und Fernsehästhetiken verändern 
Tag für Tag sendet das Fernsehen eine unübersehbare Flut an Bildern - und nicht wenige Zuschauer sind davon überzeugt, dass diese Bilder aus Nachrichten, Talksendungen oder Dokumentationen auch die Wirklichkeit zeigen; Fernsehen gilt noch immer als "Fenster zur Welt". Doch tatsächlich zeigt auch das Fernsehen - wie Marshall McLuhan schon in den 1960er Jahren gezeigt hat - höchstens Ausschnitte der Realität. Es zeigt jene Ausschnitte, auf die die Kameras und ihre Objektive gerichtet waren. Was außerhalb des Kamerafeldes geschieht, bleibt ungesehen, unbekannt - und es sollte lange Zeit auch unbekannt bleiben. Doch vor den Kameras ist es eng geworden.

- Hinweise des Tages (NachDenkSeiten, 11.06.2014)

- Wie Meinungsmache funktioniert. Oder: Wie man aus dem Vertreter einer Steueroase die Hoffnung Europas machen kann. (NachDenkSeiten, 10.06.2014)
Am 6. Juni erschien ein Aufruf von Wissenschaftlern und anderen Prominenten zur Wahl von Jean-Claude Juncker zum Kommissionspräsidenten. (Siehe den Text des Aufrufs und die Liste der Unterzeichner im Anhang.) Unterzeichnet haben auch Personen, die man normalerweise dem fortschrittlichen Lager zurechnet: Habermas, Horn, Offe zum Beispiel. Sie haben sich offenbar mit dem Kandidaten nicht näher beschäftigt. Juncker ist nett, aber er ist mit Banken und großen Medieninteressen verfilzt und auch noch der Geburtshelfer einer der größten Steueroasen. Für ihn mit dem Argument zu streiten, er sei der Spitzenkandidat der siegreichen Europäischen Volkspartei und deshalb gebiete der demokratische Anstand, ihn zum Präsidenten der Kommission zu machen, ist ziemlich komisch. Damit, dass als fortschrittlich geltende Personen, den Aufruf unterschrieben haben, passiert das, was wir auch schon bei der Durchsetzung der Agenda 2010 und der Privatisierung der Altersvorsorge erlebt haben. Als einigermaßen links geltende Personen wie etwa Rürup und Walter Riester zur Unterstützung neoliberaler Interessen zu gewinnen, ist hilfreicher als die Unterstützung von Personen, denen man solche Ideen sowieso zutraut.


- Auch Erbarmen geht nicht ohne Coca Cola – Nun engagiert sich der Getränkekonzern auch in der Armutsökonomie der „Tafeln“ (NachDenkSeiten, 10.06.2014)
Angesichts eines Werbeplakats im öffentlichen Raum stellt sich mir die Frage, ob es eher gut oder schlecht ist, wenn die eigenen Thesen von der Wirklichkeit überholt werden. Es handelt sich dabei um eine Anzeige von Coca Cola Deutschland in einer Zeitschrift, auf dem die Unterstützung der „Tafeln“ erklärt wird, zu denen der Konzern nun eine „stolze Partnerschaft“ aufgenommen hat. 
Tafeln? Das sind doch die inzwischen als äußerst ambivalent eingeschätzten „Lebensmittelretter“, die bundesweit immer mehr arme Hartz-IV-Empfänger, Langzeitarbeitslose, Rentner und mancherorts sogar Studierende versorgen. Regelmäßig werden die Tafeln kritisiert, weil sie dazu beitragen, das Problem der Armut zu entpolitisieren. Armut, so der Kern der Kritik, entwickele sich durch die stetige Präsenz der Almosensysteme in diesem Land von einem politischen Skandal zu einer gesellschaftlich arrangierten Bedürftigkeit. Und innerhalb der sich immer weiter ausdifferenzierenden neuen Armutsarrangements lassen sich auch Gewinne erwirtschaften. Armutsökonomie bedeutet, dass Armut zur (ver)handelbaren Ware wird.

"You'll have to answer to the Coca-Cola company"(Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben)



- Der Griff nach der Hand Gottes (der Freitag, 12.06.2014)
WM Sie leben in L. A. Sie sind zornig und traurig. Sie tragen Shirts von Independiente oder Santos. Die US-Latinos sind die Seele des Fußballs


- Wie viel Mangan braucht China? (der Freitag, 14.05.2014)
Ukraine Tief im Süden träumt das Städtchen Stepnogorsk von einer lichten Zukunft. Es wartet auf Investoren, die den Bergbau zurückbringen


- Fremde Freunde (der Freitag, 14.05.2014)
Verhältnisse In der Ukraine-Krise wird die Beziehung zwischen Deutschland und Russland erneut auf die Probe gestellt. Eine kurze Geschichte eines wechselvollen Mit- und Gegeneinanders


- Vaterlandsverräter (der Freitag, 11.06.2014)
Zeitgeschichte 1974 Das Sparwasser-Tor besiegelt die Niederlage der DFB-Auswahl im Spiel gegen die DDR. Beckenbauers Team muss sich schwere Vorwürfe anhören und holt dann doch den WM-Titel


- Das volle Spähprogramm (der Freitag, 11.06.2014)
Eventkritik Die Magical Secrecy Tour führt zu Abhöranlagen und Geheimdiensten in Berlin


- Mit Conchita gegen die NSA (der Freitag, 05.06.2014)
Überwachungsangriff Die NSA saugt täglich Millionen Bilder aus dem Netz. Was hilft gegen ihre Gesichtserkennungsprogramme? Camouflage Art. Und Conchita Wurst


- Katheder der Kultur (der Freitag, 05.06.2014)
Selbstoptimierung Juliette Binoche und Clive Owen tragen in „Words and Pictures“ einen Streit im Namen der Kunst aus


- Kein Bild, kein Ton (junge Welt, 12.06.2014)
Ungarn: Gegen eine Sondersteuer protestieren sogar regierungsnahe TV-Sender und Zeitungen. Deutsche Telekom auf Orbáns Linie

- Kontra Datenschutz (junge Welt, 12.06.2014)
Müssen chronisch Kranke ihre Leidensgeschichte dem Jobcenter mitteilen? Das Amt weiß es nicht genau. Doch einer Hamburgerin wurde die Grundsicherung gesperrt

- Es gibt keine WM (junge Welt, 12.06.2014)
Hintergrund. Heute beginnt die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Vom Turnier profitieren die FIFA und große Baukonzerne. Ein Spektakel für eine reiche Elite. Die sportbegeisterten Massen bleiben ausgeschlossen 





- Etabliert im Mainstream (junge Welt, 12.06.2014)
»Friedensgutachten 2014« beschwört die EU als »Friedensprojekt Europa«. Auch bei Bewertung des Ukraine-Konflikts wird der im Westen vorherrschende Diskurs bedient

- Merkels Mordsgeschäfte (junge Welt, 12.06.2014)
Bundesregierung veröffentlicht Rüstungsexportbericht. Deutsche Waffenschmieden dürfen sich über klingelnde Kassen freuen

- Enteignung – Der Sparer ist der Blöde – und jammert nicht mal (Cicero, 10.06.2014)
Warum regen sich die Menschen nicht auf, wenn das Ersparte keine Zinsen mehr abwirft? Das Vertrauen in den Fürsorgestaat ist anerzogen. In Deutschland wuchs man seit Jahrzehnten auf im Gefühl: Du wirst weich fallen. Jetzt wurde das „weich“ gestrichen. Ein Beitrag in Kooperation mit dem Tagesspiegel

- Inklusion? – Bildung braucht Hierarchie (Cicero, 10.06.2014)
Kisslers Konter: Der Ruf nach Inklusion ist derzeit in aller Munde. Doch die Gleichmacherei bringt nichts. Denn es sind die Unterschiede, die Schüler vor Unterforderung schützen und zur Leistung anspornen

- Bild-Studie zur Bundestagswahl – Merkel hofiert, die Grünen verteufelt (Cicero, 10.06.2014)
Die gewerkschaftsnahe Otto-Brenner-Stiftung hat die Berichterstattung der Bild-Zeitung im Bundestagswahlkampf 2013 untersuchen lassen. Ergebnis: Das Blatt berichtete enorm positiv über Angela Merkel und fast durchweg negativ über die Grünen. Die Autoren sprechen der Bild sogar ab, Journalismus zu betreiben 


aaach! Jetzt geht’s mir gleich wieder besser!

- Krise in der Ukraine – „Die NATO stellt keine Lösung dar“ (Cicero, 10.06.2014)
Das Militärbündnis NATO ist mit dem Konflikt in der Ukraine überfordert, sagt Karl Schlögel. Im Gespräch geht der Osteuropahistoriker mit den westlichen Maidan-Kritikern hart ins Gericht

- Erbschaft – Er war tot. Wir dachten: Jetzt gibt’s Geld. (Cicero, 11.06.2014)
Wenn wohlhabende Verwandten sterben, erwarten die Hinterbliebenen oft einen warmen Regen. Der Autor schämt sich ein wenig dafür

- EU-Kommissionschef – Der absurde Zirkus um Jean-Claude Juncker (Cicero, 11.06.2014)
Jean-Claude Juncker soll als „Spitzenkandidat“ der Europäischen Volkspartei (EVP) Kommissionspräsident werden. Klingt gut. Aber in Wahrheit wäre es ein illegitimer Akt der Selbstermächtigung

- EU-Parlament – David Camerons Spiel mit der extremen Rechten (Cicero, 11.06.2014)
Vor der Wahl forderte David Cameron noch eine EU-Reform, um die Macht der Rechtspopulisten einzuschränken. Nun bietet er ihnen in seiner Fraktion selbst eine Plattform. Am Donnerstag entscheidet sich auch, ob Cameron sich für die AfD öffnet

(aus Cicero)
- Bewerber-Bluff der HU Berlin: Mathematiker gesucht, aber nur weibliche (SPIEGEL online, 12.06.2014)
Frauenförderung ist wichtig an der Humboldt Universität - zum Leidwesen von Matthias Aschenbrenner: Der Topmathematiker hatte eine Professur so gut wie sicher, doch ein Mann war nicht gewünscht. Die Uni brach die Berufung lieber ab.

empfohlene aktualisierte ältere Posts:
- Heute vor 45 Jahren – 25. Juli 1965: Die Geburtsstunde des Folk-Rock (25.07.2010)
- Heute wird Bob Dylan 70 Jahre alt (24.05.2011)

It's Alright, Ma (I'm Only Bleeding)
 (auf »Bringing It All Back Hime, 1965, Text)


- Jon Lord ist 70 geworden (17.06.2011)
- Searching for Sixto Rodriguez (02.01.2014)
- Nochmal: The Nice (27.02.2014)
- Der Ukraine-Konflikt 5 – Die Nagelprobe des Journalismus (21.04.2014)
- Best of Triumvirat (15.05.2014)
- Emerson, Lake & Palmer – Pictures at an Exhibition (01.06.2014)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen