Sonntag, 20. Juli 2014

Heute vor 60 Jahren – 20. Juli 1954: Verfassungsschützer läuft in die DDR über

Verführt oder entführt? 

Vor 60 Jahren verschwand der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Otto John, und tauchte in Ostberlin wieder auf. Damit sorgte er für einen der größten politischen Skandale in der frühen Bundesrepublik. Was er vom Osten aus via Rundfunk verlautbarte, schlug in Bonn ein wie eine Bombe: Die Politik der Bundesrepublik zerreiße Ost und West und mache eine Wiedervereinigung unmöglich. Dem wolle er mit einem Übertritt in die Deutsche Demokratische Republik entgegenwirken. 
 
Otto John (Mitte) in Ostberlin bei der Besichtigung
eines Modells der Stalinallee, August 1954

Knapp 17 Monate später kehrte er wieder zurück. Seither ist es strittig, ob er damals freiwillig in die DDR ging oder ob er entführt wurde. Unklar blieb auch, ob er sich nur für die Propaganda einspannen ließ oder auch dienstliche Geheimnisse preisgab. John beteuerte jedenfalls, er sei betäubt und entführt worden und habe eine Kooperation mit dem SED-Staat nur vorgetäuscht. Diese Version glaubte ihm im Westen kaum jemand. Elf Tage nach seiner Rückkehr wurde John verhaftet und wegen Staatsgefährdung zu vier Jahren Haft verurteilt. [Wikipedia: »Prominente Politiker wie Herbert Wehner, Willy Brandt und Franz Josef Strauß setzten sich für eine Wiederaufnahme des Prozesses ein.«] Bis zu seinem Tod im Jahr 1997 kämpfte John um seine Rehabilitierung. 

John-Brüder als Widerstandskämpfer
▪︎ Otto John und sein Bruder Hans gehörten 1944 zu Stauffenbergs Widerstandskreis 
▪︎ Otto flüchtete nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler nach Großbritannien
▪︎ Hans wurde 1945 von den Nationalsozialisten hingerichtet.
Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014

German News - Dr John Defects To Communists (1954) [0:28]


Der Fall Otto John [2:41] (Einbetten auf Anfrage deaktiviert)

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