Mittwoch, 26. November 2014

Ein Meilenstein bei der Debatte um häusliche Gewalt


"Auf dem Gebiet der häuslichen Gewalt findet eine Revolution statt." Mit diesem Satz beginnt die Einleitung, die der in vielfacher Hinsicht renommierte Gewalt-Experte John Hamel und die Psychologie-Professorin Tonia L. Nicholls dem von ihnen herausgegebenen Fachbuch Familiäre Gewalt im Fokus. Fakten – Behandlungsmodelle – Prävention vorangestellt haben: ohne Frage ein Meilenstein in der Fachliteratur über dieses Thema. Das Buch ist 744 Seiten stark (eine E-Book-Version ist in Planung) und umfasst über zwei Dutzend Beiträge von Experten im Bereich der häuslichen Gewalt. Die jüngst veröffentliche deutsche Ausgabe des in den USA seit mehreren Jahren vorliegenden Bandes enthält ein eigenes Vorwort des bekannten Soziologen und AGENS-Mitbegründers Professor Gerhard Amendt. 

Die bisherige Gewaltdebatte sei von "Schuldzuweisung" geprägt, führt Amendt darin aus, "und nicht um das Verstehen von Ursachen, mit dem der Wiederholung entgegengewirkt werden kann. (...) Das Buch ist ein Beitrag zu einer Wende in der Gewaltdebatte, nämlich einer Wende von der politisch-ideologisch motivierten Parteilichkeit hin zu einer wissenschaftlich begründeten Hilfe." Wie der bisherige Weg aussah, wird in Professorin Linda G. Mills Vorwort zur englischen Ausgabe deutlich: "Eine Staatsanwältin aus Los Angeles argumentierte leidenschaftlich, häusliche Gewalt müsse mit einer Waffe bekämpft werden – einem großen Knüppel – die größer sei als die des Täters. Und natürlich waren die Täter, auf die sie sich bezog, ausschließlich männlich." Dieses die Debatte beherrschende Paradigma von der notwendigen Bestrafung von Männern habe "Frauen und ganze Familien von einer ernstzunehmenden Rolle bei der Behandlung und Therapie ausgeschlossen." 
mehr:
- Rezension: Neues Buch Meilenstein bei der Debatte um häusliche Gewalt (Arne Hoffmanns genderama, 23.11.2014)

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