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- Die gut gelaunt Resignierten (Christiane Florin, Berliner Republik, 6/2014)
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Nur 32 Prozent der Befragten halten Politik und öffentliches Leben für relevant, so das Ergebnis des Studierendensurveys. Dies sei ein Tiefstand, bemerken die Autoren ratlos. Noch im Jahr 2001 hatten immerhin 45 Prozent ein starkes Interesse bekundet. Als „bedauerlich“ bezeichnete die zuständige Ministerin diesen Rückgang um knapp ein Drittel – und ging zur Tagesordnung über.
Politisches Engagement war immer die Sache einer Minderheit, auch 1968. Es nützt nichts, den heute 20-Jährigen die Was-waren-wir-jung-und-wild-Geschichten zu erzählen. „Provoziert euch doch selbst!“, erwidern die Kritisierten auf Online-Foren eher höflich als mit ausgestrecktem Mittelfinger – und wenden sich der nächsten Prüfungsvorbereitung zu.
Wer in den Seminarräumen der Uni etwas genauer nachfragt, was es mit diesem Desinteresse auf sich hat, bekommt zwei Sorten von Antworten. Die erste lautet: Ist doch egal, ob CDU, SPD oder Grüne regieren, im Großen kann ich eh nichts ändern! Also versuche ich, für mich im Kleinen das Optimum rauszuholen. Der Studierendensurvey belegt diese Egal-Haltung: Es sei auffällig, dass sich immer weniger Studenten in ein Rechts-links-Schema einordnen wollen. Vor allem die Selbsteinschätzung als „links“ ist nicht mehr hip; sie gilt nicht mehr als Synonym für die Sehnsucht nach Veränderung. Woher soll diese Sehnsucht auch kommen, wenn sich abseits der Politik schon so viel verändert?
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