Freitag, 29. Mai 2015

Griechische Militärausgaben in Zeiten der Finanznot

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist Griechenland das am höchsten gerüstete Land in Europa


Die Staaten der Eurozone zahlen Griechenland Milliardenbeträge, damit es seine Schulden zahlen kann. Doch wohin fließt das Geld? Schamhaft verschwiegen wird meistens, dass Griechenland auch deshalb so viel Geld braucht, weil es sich eine völlig überdimensionierte Armee leistet. Rund 11 Millionen Menschen leben in Griechenland, ungefähr so viele wie in Baden-Württemberg. Aber das kleine Land leistet sich den Luxus einer 130.000 Mann starken Armee. Auch unter der Regierung von Alexis Tsipras, die doch alles anders machen wollte.

Wer sich die Größenordnungen vor Augen führt, dem müssen die Haare zu Berge stehen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist Griechenland das am höchsten gerüstete Land in Europa. Und das schon seit Jahrzehnten. In der NATO sind nur die USA noch höher gerüstet.

Man tut Griechenland kein Unrecht, wenn man ihm bescheinigt, das Land sei vom militärischen Größenwahn befallen. Daran hat sich auch unter Tsipras nicht viel geändert. Und es gibt auch keinerlei Anzeichen dafür, dass die neue Regierung daran in absehbarer Zukunft etwas ändern will. Schon vor ihrem Wahlsieg versprachen führende Vertreter von Syriza der Armee großzügige Unterstützung. Alexis Tsipras traf sich noch im Wahlkampf mit Vertretern der Armeeführung und versicherte, seine Partei werde dafür eintreten, die Schlagkraft der Armee zu erhöhen und die Truppenstärke von 130.000 Soldaten beizubehalten.

Im 2013 setzte Syriza sogar ihren Fraktionsvorsitzenden Nassos Theodoridis ab, weil der sich von dem vorherrschenden Anti-Türkei-Chauvinismus distanziert hatte. Syriza stellte sich damit uneingeschränkt hinter die griechische Armee und ihre Führung.

Wenn selbst die Linke keinerlei ernsthaftes Bestreben an den Tag legt, die horrenden Militärausgaben zu senken, die Armee zu verkleinern, abzurüsten und alle geplanten Einkäufe neuer Waffensysteme zu streichen, kann man davon ausgehen, dass ein weitgehender nationaler Konsens herrscht: Griechenlands schimmernde Wehr bleibt auf absehbare Zeit von allen Sparmaßnahmen verschont.

Deutschlands Bevölkerung ist mit über 80 Millionen mehr als siebenmal größer als die Griechenland. Doch die Bundeswehr hat eine Truppenstärke von nur 179.000 Mann (und Frau) – gerade mal 49.000 Mann mehr. Deutschland müsste umgerechnet fast eine Million Soldaten und knapp 10.000 Panzer besitzen, um auf dasselbe Rüstungsniveau wie Griechenland zu kommen.

mehr:
- Die Troika, aber auch Syriza sparen nicht bei den griechischen Militärausgaben (Wolfgang J. Koschnik, Telepolis, 28.05.2015)

siehe auch:
- Griechenland: Was die Krise übrig ließ (ZEIT Online, Bilder von Yannis Behrakis)

Ein Schelm ist, wer sich wundert, wie das alles kommt. Hier schimmert durch, wer wirklich die Macht hat: der militärisch-industrielle Komplex
Für die folgende Inszenierung muß die EU nicht herhalten, die finanziert die UNESCO als Weltkulturerbe!

Griechenland Wachablösung (Греция Greece) [3:22]

Hochgeladen am 01.07.2011
Wachablösung vor dem griechischen Parlament - Juni 2011
siehe auch:
- Gasschulden der Ukraine: EU-Steuerzahler muss Finanzierung übernehmen (Deutsche WirtschaftsNachrichten, 18.10.2014)

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