Ein Blick in die Nachrichten zeigt: Hört die eine Krise auf, übernimmt die nächste. Die Erklärungskraft der Weltwirtschaft definiert nicht wenige dieser Krisen - durch eine funktionierende Wirtschaft können Revolutionen verhindert werden, so der geläufige Sermon der Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik. Eine prosperierende Ökonomie schaffe Sicherheit, Stabilität und Wohlstand.
David C. Korten arbeitete mehr als 30 Jahre in führenden Wirtschafts-, Wissenschafts- und Entwicklungsinstituten, bevor er sich vom Establishment abwendete. Er machte seinen Doktor der Wirtschaft an der Stanford University Graduate School of Business. Heute ist er Mitbegründer des YES! Magazins und Vorsitzender der New Economy Working Group.
Im Phänomen-Verlag erschien Ende 2015 sein neues Buch Change the Story, Change the Future. Weltsichten und ökonomischer Wandel. Korten plädiert für einen Narrationswechsel: Statt einer Story des heiligen Geldes und Marktes wäre es an der Zeit, von der lebendigen Erde zu sprechen. Im Telepolis-Interview geht er auf die Eckpunkte dieses Story-Turns ein. Was kommt nach der Narration der Krise?
mehr:
- Was kommt nach der Krisenerzählung? (Dominik Irtenkauf, Telepolis, 12.03.2016)
Unsere derzeitige Wirtschaft arbeitet vor allem mit der Annahme, dass wir konsumgetriebene, geldgierige Roboter sind, die auf einem toten Felsen leben. Dieser Weg führt uns in den Konsum als eine willkommene Ablenkung von unserer Bedeutungslosigkeit und Einsamkeit, dass wir uns einbilden können, wir wären bewusste Lebewesen.
Wenn wir mit dieser tieferen Erzählung beginnen, würden wir das gesamte Abenteuer der Schöpfung als einen Prozess des Lernens, der Individuation und der Kreativität hin zu einer größeren Komplexität, Bewusstheit, Schönheit und Möglichkeiten wahr- und ernstnehmen. Dann realisieren wir, dass wir Teil eines viel Größeren sind. Wir können eine Bedeutung finden, uns wieder mit anderen Menschen verbinden und vor allem auch ein neues Verhältnis zu den Kräften der Erde eingehen, wovon unsere Existenz letztlich abhängig ist. […]
Ich glaube, der Schlüssel für eine Befreiung von der Herrschaft der Konzerne ist eine authentische Erzählung. Je tiefer man sich mit unserer Realität beschäftigt, mit der Hilfe unserer fortgeschrittenen Wissenschaften, desto klarer wird die authentische Erzählung. Die tiefsten Erklärungen für die Gründe, warum wir hier sind, woher wir kommen und wie unser ganzes Leben funktioniert, befinden sich jenseits unseres menschlichen Verständnisses, sogar die Avantgarde der Wissenschaften versteht das nicht völlig. Was ich in meinem neuen Buch darzulegen versuchte, war, diese Erzählung in einem eher zugänglichen Rahmen zu präsentieren. Was mir die größte Hoffnung für die menschliche Zukunft schenkt, ist die Tatsache, dass diese Geschichte im menschlichen Herzen wohnt. Wir werden mit ihr geboren. […]
Doch selbst die Menschen in Machtpositionen sind bis zu einem gewissen Grad Gefangene dieses Systems. Es fasziniert mich hierbei, dass wir alle miteinander verbunden sind und wir erzogen werden, uns mit der Kultur zu arrangieren, in der wir leben. Jene Menschen leben in einer ziemlich anderen Kultur, die das heilige Geld und den heiligen Markt in den Fokus rückt, was sie in ihrem Glauben bestätigt, sie seien diejenigen, die Wohlstand schaffen. Geld bedeutet Wohlstand, Geldverdienen schafft Wohlstand und die Superreichen verdienen unser besonderes Lob und höchste Anerkennung. Dies ist aber falsch. Meine Hoffnung setzt darauf, dass immer mehr Menschen diese Erkenntnis selbst machen. Sie sind bereit für eine neue Geschichte.
Das existierende System hat nur so viel Energie, wie wir ihm leihen. Wenn wir unsere Lebensenergie zurückhalten, und sie stattdessen in den Wiederaufbau unserer Gemeinschaften investieren, in den Aufbau unserer eigenen Wirtschaftssysteme, können wir die Energie über unsere Lebenszusammenhänge wieder zurück erlangen. Mit jedem Schritt, den wir in diese Richtung machen, ziehen wir unsere Lebensenergie aus einem Mangelsystem zurück und übertragen diese zur Schaffung eines neuen Systems, das auf einer authentischen Beziehung zu unseren Mitmenschen und zur lebenden Erde gegründet ist, der Gemeinschaft des Lebens, die die Konditionen schafft und aufrecht erhält, die für die Existenz unseres Lebens essenziell sind.
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Korten benutzt zwei Modelle um das Verhältnis des Menschen zur Erde zu beschreiben, das „Cowboy“- und das „Raumschiff“-Modell. Dem „Cowboy“-Modell nach betrachten die meisten Menschen die Erde als ein unerschöpfliches Reservoir an Rohstoffen um die menschliche Spezies zu versorgen und dass diese Ressourcen stetig erneuert werden. In Wirklichkeit ähnelt die Erde laut Korten mehr einem „Raumschiff“ in dem die Ressourcen weitaus stärker begrenzt sind und in der sich der Mensch fortlaufend bemühen muss, diese aktiv zu erneuern und zu erhalten. (David Korten, Wikipedia)
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Hochgeladen am 31.10.2011
For tonight's Conversations with Great Minds - Thom is joined by David Korten. David is an economist, author, and former Professor of the Harvard Business School. His political activism has made him a prominent critic of corporate globalization. His 2006 book "The Great Turning: From Empire to Earth Community" argues that the development of empires about 5,000 years ago initiated unequal distribution of power and social benefits to a small portion of the population.
xDavid Korten: From Serving Money to Serving Life: A Sacred Story for Our Time [1:19:38]
Veröffentlicht am 05.05.2015
When we get our story wrong, we get our future wrong. Much like the Trans-Pacific Partnership "trade deal", everything we are told about capitalism and our economy is a pack of lies. Time for a new story, says preeminent scholar and critic of corporate globalization, David Korten, the best-selling author of When Corporations Rule the World and The Great Turning. David has a brand new book, Change the Story, Change the Future - a Living Economy for a Living Earth. He is the co-founder and board chair of YES! Magazine, co-chair of the New Economy Working Group, founder and president of the Living Economies Forum (formerly the People-Centered Development Forum), a member of the Club of Rome, and a former board member of the Business Alliance for Local Living Economies (BALLE) and associate of the International Forum on Globalization.
This Earth Day address was recorded April 22, 2015 at Seattle University Pigott Auditorium.
mein Kommentar:
ethisches Leben erfordert viele kleine Entscheidungen, deren Konsequenzen Anstrengung ohne sofortige Belohnung nach sich ziehen. Die Oligarchen der Welt werden begierig darauf sein, ihr Handeln zu korrigieren.
siehe:
- Die drei Geistesgifte als Motor des Lebensrades (Post, 13.03.2016)
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