Die Gerichte urteilen nach Erdogans Wünschen – und Satiriker zensieren sich selbst. Kritik aus Deutschland kommt dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan gelegen – sagt Baris Uygur, Schriftsteller und Mitbegründer der Satire-Zeitschrift "Uykusuz" (Schlaflos). Auch seine Krimis sind voller Seitenhiebe auf die türkische Gesellschaft und Politik, eine Zensur der Literatur fürchtet Uygur aber vorerst nicht. Erdogan brauche Feinde, die er instrumentalisieren könne, sagt der Künstler.
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- "Eine Kritik aus Deutschland ist für Erdogan Gold wert" (Gerrit Wustmann im Gespräch mit Baris Uygur, Telepolis, 14.04.2016)
Es gibt jetzt einfach zwei Teile der Türkei. Ein größerer Teil steht zu Erdoğan, egal was passiert, egal was er sagt oder tut. Für diesen Teil ist es eine Unverschämtheit - nicht weil sie so denken, sondern weil Erdoğans Medien es ihnen so diktieren. Vielen Kolumnisten und Journalisten in diesen Medien schreiben nur wenn sie einen Startschuss von Erdoğan oder seinen Leuten bekommen. Das Ergebnis sind oft zehn oder mehr Zeitungen, die am selben Tag dieselben Schlagzeilen haben. Viele sehen die Angelegenheit als eine Verschwörung gegen Erdogan. Das würgt jede Diskussion ab. Diskussionen dazu sind auch nicht gewollt.siehe auch:
Ein gutes Beispiel ist der Reporter, der vor der ZDF-Zentrale kürzlich versuchte zu provozieren. Er hat bereits ein Interview mit einem Baum im Gezi-Park geführt und ein gefälschtes Interview mit Christiane Amanpour veröffentlicht. Als man beim ZDF auf seine Provokationen nicht einging, verwies er auf die "Respektlosigkeit" und darauf, dass man ihm mit Händen in den Hosentaschen begegnet. Das ist die Parallelrealität dieser Medien: Obwohl jeder sehen kann, dass gar nichts passiert, kreieren sie eine Realität, an die sie und ihr Publikum glauben wollen. [Uygur]
- Erneut: Campino vs Böhmermann: "Wenn jemand 'Ziegenficker' sagt ..." (n-tv, 26.05.2017)
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