Der Portugiese wird "Präsident ohne Geschäftsbereich" von Goldman Sachs International (GSI) in London
Der Drehtür-Effekt ist bekannt und ehemalige Mitarbeiter der US-Investmentbank Goldman Sachs haben es schon auf viele wichtige Posten geschafft. So kam Mario Draghi zum Beispiel bis auf den Präsidentensessel der Europäischen Zentralbank (EZB), obwohl bekannt war, dass er einst über Goldman Sachs den Griechen beim Schummeln geholfen haben soll. Jetzt gehört er quasi über die Troika mit zu den Aufsehern des abgestürzten Landes. Und auf der langen Liste steht auch Mario Monti, der es schaffte, das eine Zeitlang drittgrößte Euroland Italien zu regieren.
Doch die Drehtür geht auch in die andere Richtung, mit der sich die Bank ihren Einfluss zu sichern versucht. Nun hat sie den ehemaligen portugiesische Ministerpräsident und einstigen EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso angeheuert. Der Konservative liegt ganz auf ihrer Linie und in diese Richtung hatte er auch schon in Brüssel gewirkt. Er wird nun Berater und "Präsident ohne Geschäftsbereich" bei Goldman Sachs International (GSI), die ihren Sitz in der britischen Hauptstadt hat. Er bringe "eine enorme Erfahrung mit und vor allem ein tiefes Verständnis von Europa", teilte GSI mit. "Seine Perspektive, sein Urteil und sein Rat werden für unseren Aufsichtsrat, für Goldman Sachs und unsere Anteilseigner und Mitarbeiter von großem Wert sein." Er soll bei der Beratung von Kunden in einem "unsicheren wirtschaftlichen Marktumfeld" helfen, begründet die einflussreiche große US-Bank offiziell.
Ist es ein Zufall, dass nach dem Brexit von der US-Bank ausgerechnet der ehemalige Kommissionspräsident angeworben wurde, der weiter über einflussreiche Beziehungen nach Brüssel verfügt? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass dies genau jetzt und vor den Verhandlungen über die Vorzugsbehandlung geschieht, die das Königreich ohnehin bekommen wird. Es ist klar, dass die Bank sich ihre Positionen in der EU sichern will. Das wurde bisher über die City in London garantiert.
mehr:
- Drehtür: Ex-Kommissionschef Barroso nun bei Goldman Sachs (Ralf Streck, Telepolis, 09.07.2016)
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