Dienstag, 26. Juli 2016

Europa – Nachkriegsgeschichte und Neuaufbruch…

Die Bundesregierung will die deutsch dominierte EU nach dem Brexit zu einer eigenständigen militärischen Großmacht transformieren
Für gewöhnlich bereitet russischen Medien kaum etwas mehr Freude, als Berichte über Verwerfungen und Machtkämpfe innerhalb des übermächtigen westlichen Bündnissystems zu verfassen, mit dem sich Russland konfrontiert sieht. Beim Ausscheiden Großbritanniens aus der EU dürften somit die Sektkorken im Kreml geknallt haben. Doch eine Folge des "Brexit" scheint auch russischen Kommentatoren ein flaues Gefühl in der Magengrube zu verschaffen.

Habe der Brexit "Großbritannien aus dem Weg" geräumt, um nun Deutschland die strategische Option zu verschaffen, die eigene Armee zu verstärken, fragte sich besorgt Russia Today (RT) Mitte Juli. Der staatliche Auslandssender verwies dabei auf die "militaristische Nazivergangenheit", die Deutschlands jahrzehntelang davon abhielt, zu einer Militärgroßmacht aufzusteigen. Doch nun scheine Berlin trotz alledem entschlossen, dabei "helfen" zu wollen, "die Weltordnung zu formen".

Russia Today bezog sich dabei auf ein strategisches Positionspapier aus dem Berliner Regierungsbezirk, das schon vor dem Brexit - im Rahmen der üblichen Vorgehensweise bei heiklen Themen - zuerst als eine "europäische" Initiative der konservativen Fraktion des EU-Parlaments lanciert worden war (Die Militarisierung der EU). Nach dem Brexit wurden die ambitionierten Planungen am 13. Juli der Öffentlichkeit präsentiert. Neben der anvisierten massiven Aufrüstung der Bundeswehr, plädiert das "Weißbuch" für den raschen Aufbau europäischer Militärstrukturen - jenseits der NATO.

mehr:
- Die Mobilmachung Resteuropas (Tomasz Konicz, Telepolis, 25.07.2016)

mein Kommentar:
Das Vorhaben paßt gut in den amerikanischen Wahlkampf. Leider berichten unsere Leitmedien mal wieder nicht davon. Die haben aber anscheinend genug mit sich selbst zu tun:
- Lügenpresse? Wieso Lügenpresse?!? (Dietmar Jazbinsek, Telepolis, 25.07.2016)
Die Neue Zürcher Zeitung hat ihre ganz eigene Sichtweise auf das aktuelle Post-Brexit-Geschehen:
- Europäische Integration nach dem Brexit: Geschichtsphilosophisch taub (Oliver Zimmer, Neue Zürcher Zeitung, 25.07.2016)

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