Sonntag, 7. August 2016

Ökonomen als kritische Vordenker fürs Gemeinwohl

Bildung In Südwestfalen startet ein Studiengang, mit dem junge Ökonomen zu kritischen Vordenkern fürs Gemeinwohl werden sollen

Mitten im Gespräch springt Helge Peukert auf, öffnet das Fenster und lächelt. „Der Kollege nebenan soll ruhig hören, was wir hier besprechen.“ Peukert ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Erfurt. Gerade erzählt er von dem neuen Studiengang „Plurale Ökonomik“ an der Universität Siegen, im Herbst wechselt er dorthin, nach Südwestfalen. Es ist einer der ersten pluralen Wirtschaftsstudiengänge an einer deutschen Hochschule. In Erfurt sei er mit seinem alternativen Blick auf sein Fach nicht sehr beliebt gewesen, sagt Peukert.

Er ist ein untypischer Ökonom, der sich zu normativer Positionierung bekennt. Viele Kollegen versteckten sich hinter vorgegaukelter Neutralität in wissenschaftlichem Gewand, sagt er. Dabei habe jedes ökonomische Modell bestimmte politisch erwünschte Implikationen. Peukert sieht die Ökonomik in der Pflicht, dem Gemeinwohl zu dienen und ihre Schüler zu verantwortungsbewussten Gesellschaftsmitgliedern zu machen.

Wer den neuen Master mit Schwerpunkt „Management und Mitweltgestaltung“ studiert, soll sich dabei mit dem „Spannungsfeld von wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlicher, ethischer wie ökologischer Verantwortung“ beschäftigen. Alternativ bietet die Uni den Schwerpunkt „Politische Ökonomie“. Vier Semester umfasst der Master, los geht es mit einer Einführung in alternative Wirtschaftsansätze, Theorien der Nachhaltigkeit sowie Wissenschaftstheorie. Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester 2016/17 endet am 31. August. Es soll nicht darum gehen, den heutigen Mainstream zu überwinden, sagt Peukert, sondern um die Ergänzung und Diskussion verschiedener Theorien. Plurale Ökonomik will Wirtschaft heterodox denken, keine Denkschule also kategorisch ausschließen.

Kritik an den Wirtschaftswissenschaften ist nicht neu, schon 2003 gründete sich die deutsche Sektion der „Postautistischen Ökonomik“, einer Studenteninitiative aus Frankreich, die ihren Unmut gegenüber heutigen Wirtschaftsstudiengängen kundtat. Heute bilden die Kritiker das „Netzwerk Plurale Ökonomik“. Es umfasst rund 25 Hochschulgruppen in Deutschland, sie organisieren Ringvorlesungen, Kongresse und alternative Reader.

mehr:
- Von den Siegenern lernen (Jonas Weyrosta, der Freitag, 03.08.2016)
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Die Systemfrage: Helge Peukert [27:54]

Veröffentlicht am 26.12.2014
Helge Peukert, deutscher Wirtschafts- und Staatswissenschaftler und außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.
Quelle: denkfunk: www.denkfunk.de
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Die Finanz- und Staatsschuldenkrise (Helge Peukert) [Ringvorlesung Zur Krise der Ökonomie] [1:31:05]

Veröffentlicht am 17.04.2015
Vortrag am 16.04.2015 auf dem Conti-Campus Hannover
Veranstalter Plurale Ökonomik Hannover
http://plural-hannover.de

Eurokrise - wie Hedgefonds gegen Südeuropa wetten (Monitor/ 14.07.2011) [9:42]

Hochgeladen am 15.07.2011
Ratingagenturen -- ein zutiefst korruptes System
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