Wie Wissenschaft in der Diskussion zur Sicherheit des Pflanzenschutzmittels manipuliert wird
Die Verwendung von glyphosatbasierten Herbiziden hat in den vergangenen 40 Jahren um das Hundertfache zugenommen. Eine weitere Zunahme wird erwartet: gentechnisch verändertes, glyphosattolerierendes Saatgut (Kapitulation vor der Agrarchemie-Industrie), die Ausbreitung glyphosatresistenter Unkräuter, neue Anwendungen. All das wird das weltweit am häufigsten genutzte Herbizid in immer größeren Mengen auf die Felder gelangen lassen. Der Goldesel unter den Pflanzenschutzmitteln soll 2019 neun Milliarden Euro ausspucken – 2012 belief sich die weltweite Nachfrage noch auf fünf Milliarden Euro.
In letzter Zeit mehren sich kritische Stimmen, die die bisher postulierte Unbedenklichkeit des Einsatzes in Frage stellen – und das dahinterstehende System: Denn es sind die Hersteller, die die Marktzulassung suchen und gleichzeitig die Studien erarbeiten, die die regulierenden Behörden von der Unbedenklichkeit ihres Produkts überzeugen sollen. Deren Sicherheitsbewertungen beziehen sich zum Teil auf mehr als 30 Jahre alte Studien, nach denen die Verwendung des Pflanzenschutzmittels keine schädlichen Wirkungen auf Mensch und Umwelt zur Folge hat.
Diese Studien wurden vor allem von Industriewissenschaftlern erstellt: nicht öffentlich publizierte Arbeiten und nicht durch unabhängige Gutachter beurteilt. Die Arbeiten sind Geschäftsgeheimnis. Eine Anzahl anderer, unabhängiger Studien berichtet hingegen seit Jahren vom krebserregenden Potential der Substanz und möglichen, von ihr ausgehenden Schädigungen der Erbsubstanz.
mehr:
- Glyphosat: Datenmasseure bei der Arbeit (Bernd Schröder, Telepolis, 27.04.2017)
siehe auch:
- Ist die Psychopharmakologie verrückt geworden? – Kapitalismus-infizierte Wissenschaft (Post, 31.01.2016)
- Gerichtsprozess gegen Monsanto: Medien verweigern Berichterstattung (Post, 24.08.2015)
- Monsanto? Brauchen wir nicht (Post, 29.04.2009)
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