Am späten Montagabend versteckte die ARD zwei Dokumentationen zu einem in diesem Bundestagswahlkampf besonders heißen Thema: politische Fake News im Internet. Beide Dokus sind durchaus sehenswert, scheitern aber am verfehlten Selbstanspruch gepachteter Wahrheit.
Im Netz der Lügen
Im Netz der Lügen untersucht u.a. mit einer von einem Kommunikationswissenschaftler lancierten Fake News, wie sich eine eigentlich leicht erkennbare Lügengeschichte im Netz verbreitet, etwa wenn sie das gewünschte Feindbild bedient. Neben den absichtlichen Fake News sind den Autoren allerdings selbst erstaunliche Fehler unterlaufen.
"Denn die Behauptung falscher Tatsachen ist laut Presserecht unzulässig. Dagegen hätte beispielsweise die Polizei juristisch vorgehen können", heißt es ab Minute 13:30. Wirklich? Über erfundene Personen kann man bis zur Grenze der Volksverhetzung fabulieren, was man will. Staatsanwaltschaften (oder Medienanwälte) werden erst aktiv, wenn existente Personen in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt werden. Soweit im Pressekodex des Deutschen Presserats etwas von Wahrheitspflicht zu lesen ist, ist das eine Fake "News", denn auch dort kümmert man sich vor allem um Persönlichkeitsrechte.
Politische Fake News bekämpfen weder der Presserat noch eine Behörde. Die Autoren dozieren weiter: "Die Meinungsfreiheit endet da, wo das Strafrecht beginnt." Auch das ist ungenau, denn etliche Äußerungsverbote werden privatrechtlich durchgesetzt, ohne dass es auf eine Strafbarkeit ankäme. Unkritisch präsentieren dann die Autoren als Mittel gegen Fake News ausgerechnet das Recherche-Büro Correctiv, das sich inzwischen mehrfach für seriösen Journalismus disqualifiziert hat.
mehr:
- Fake News in ARD-Dokus (Markus Kompa, Telepolis, 01.08.2017)
ScreenShot aus der Fernsehdoku |
Bild-Fake für 12 Millionen Leser |
siehe auch:
- Bericht: BND findet keine Beweise für russische Fake-News-Kampagnen (Axel Kannenberg, heise News, 06.02.2017)
- Demagogen: "Alle sprechen vom 'Volk', das von 'der Elite' unterdrückt wird" (Marcus Klöckner im Interview mit Walter Ötsch, Telepolis, 01.08.2017)
zwei Rezensionen zu Ötschs Buch »Mythos Markt«:
- Mythos Markt – Marktradikale Propaganda und ökonomische Theorie (Rezension auf Kritisch-Lesen, 2010)
- Mythos Markt. Alles nur Propaganda? (Rezension von Gérard Bökenkamp, Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, 02.02.2010)
- Warum profitiert die Linke nicht von der Krise? (NachDenkSeiten, 11.08.2009)
- Ukraine 15 – Die – zumindest teilweise – Vernichtung eines gepanzerten russischen Phantom-Konvois (Post, 15.08.2014)
- Tagesschau sachlich und objektiv: »Putin, einsam und verlassen« (Post, 19.11.2014)
Volker Pispers - Realität und Wirklichkeit {52:32}
Veröffentlicht am 03.01.2017
aktualisiert am 12.08.2017
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