"Mein Heinrich, wenn wir uns erst wiedersehen! Die Stunde und den Tag stelle ich mir als den schönsten meines Lebens vor, wie oft, wie glücklich male ich es mir jetzt schon aus!"Als Helene diese Zeilen schreibt, ist Heinrich schon fünf Jahre in Australien. Zwei weitere bleibt er noch, bevor er 1862 zu Helene nach Hamburg zurückkehrt, die Taschen voller Geld. Endlich eine gute Partie für sie, die Tochter aus bestem Unternehmerhause.
Sieben Jahre lang vergehen die beiden fast vor Sehnsucht, getröstet nur durch Briefe, die sechs Monate unterwegs sind, oft aber auch verloren gehen. 33 blieben erhalten. Eine Flut von Schnörkeln auf hauchzartem Papier, mal hellblau, mal beige. Hübsch anzuschauen – und nahezu unleserlich.
Was genau drinsteht, dass Helene diverse Heiratsanträge anderer Männer ausschlug, wie erzürnt der Vater zunächst darüber war, all das weiß Anne Wenzel erst jetzt – dank der Sütterlinstube Hamburg. "Plötzlich entstand ein Bild der beiden, mit all ihren Ängsten und Hoffnungen", sagt die 56-jährige Hamburgerin und strahlt, zärtlich streichelt sie über die eng beschriebenen Blätter. Familiengeschichte ist der Grafikerin wichtig, ihre Ahnen kann sie mütterlicherseits bis ins Jahr 1530 zurückverfolgen.
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- Vergessene Sütterlinschrift – Ururomas Liebesbriefe (Katja Iken, SPON, 02.08.2017)
Senioren halten altdeutsche Handschrift "Sütterlin" am Leben {2:45}
Veröffentlicht am 28.01.2015
Wenn die Kinder heute Schreiben lernen, dann lernen sie die Schreibschrift und die Druckschrift. Die Erstklässler in den 30Jahren, die haben eine ganz andere Schrift gelernt: Sütterlin. Damit Sütterlin nicht ausstirbt, gibt es eine Gruppe von Senioren, die die alte Schrift retten wollen. CityVision Reporterin Stefanie Anders hat die Sütterlin-Fans mal besucht!
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