Seit dem Erscheinen der Zeitschrift »Eltern« kriegen Eltern immer mehr Angst, bei ihren Kindern was falsch zu machen. Die Kleinen werden gehätschelt und gepflegt, als ob die Zukunft der Menschheit davon abhinge, daß die noch desorientierten Erdenbürger möglichst ohne jegliche Verletzung das Erwachsenenalter erreichen. (Als ob das möglich wäre!) Über das Errichten von Trinkwasserspendern auf Schulhöfen reden sich auf Elternabenden hochengagierte Gutmenschen die Köpfe heiß, als ob dadurch die Erderwärmung gestoppt werden könne.
Jedesmal bin ich genervt, wenn ich morgens an einer Schule vorbeikomme: Eine materialisierte Massenhysterie von Tunnelblickern. Möglichst wenige Meter vorm Schuleingang parken, aus dem Kofferraum den gerade angesagten Design-Schul-Trolley rausziehen und dann diesen möglichst noch in der einen, das sich augenscheinlich in ein Minenfeld bewegende Kind in der anderen zum Eingang ziehen, dem Kleinen noch ein Küsschen geben, als ob zweifelhaft wäre, daß es den Vormittag in dieser feindlichen Umgebung überlebt und man sich schon nach wenigen Stunden wieder sieht.
Gehen mir diese Leute auf den Wecker! – zumal sie mir widerspiegeln, wie ich’s selber gemacht habe.
Wer bei dieser Massenhysterie nicht mitmacht, ist ein schlechter Elter!
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Psychologen haben Kinder beobachtet, die mit dem Auto zur Schule chauffiert werden. Ihr Fazit: Eltern tun ihnen damit keinen Gefallen.
Müde Kinder, die aus Autos stolpern und mit ihren großen Rucksäcken in Richtung Klassenzimmer trotten: Immer mehr Schüler werden von ihren Eltern zur Schule gefahren. Wie Psychologen in einer schwedischen Studie zeigen, verursachen die Mütter und Väter mit ihren Elterntaxis nicht nur tägliche Verkehrsinfarkte vor den Schultoren, sondern können ihren Kindern richtig schaden.
"Wir müssen neu über die Schulwege unserer Kinder nachdenken", fordert Psychologin Jessica Westman von der Universität Karlstad. Sie hat Schüler der 4., 6. und 8. Klasse beobachtet. Das Ergebnis: "Die Autofahrt macht sie müde und passiv. Am besten ist es, wenn sie mit Freunden zur Schule kommen, laufen, Rad fahren oder im Schulbus sitzen."
Kinder, die gebracht würden, verlören die Chance, die Umgebung auszukundschaften und mit anderen zu interagieren. "Dadurch werden sie weniger selbstständig und weniger sicher in ihrer Umgebung", sagt Westman.
In den Siebzigerjahren machten sich noch mehr als 90 Prozent der Grundschüler in Deutschland allein auf den Schulweg. Im Jahr 2012 war es einer Forsa-Umfrage zufolge nur noch jeder zweite, andere Umfragen sprechen inzwischen von nur noch jedem dritten Grundschüler. Dabei ist die nächstgelegene Schule in vielen Fällen gar nicht so weit entfernt oder so schlecht erreichbar, dass Autofahrten nötig wären.
mehr:
- Überbehütung: Warum Eltern ihre Kinder nicht zur Schule fahren sollten (SPON, 29.01.2018)
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