Sonntag, 4. Februar 2018

Wenige Tage vor den Winterspielen: Manipulierbare Dopingproben

Berlin (dpa) - Die Aufdeckung des Skandals um manipulierbare Urin-Flaschen für Dopingproben durch die ARD hat kurz vor Eröffnung der Olympischen Winterspiele für massive Verunsicherung gesorgt.

Sportrechtler Michael Lehner geht sogar soweit, die Aussetzung aller Wettkampf-Kontrollen bei Olympia in Pyeongchang zu fordern. "Um ein Rechts-Chaos zu vermeiden, müsste das IOC jetzt zugeben: Wir haben einen Fehler gemacht. Ein System, das Fehler macht, muss die Größe haben, so etwas auch zu verkraften", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Für Lehner ist das bisherige System der Anti-Doping-Kontrollen am Ende. Man habe kein Ersatzsystem, und jetzt könne man nicht "eine Wischiwaschi-Übergangszeit ausrufen, nur um den Schein zu wahren", betonte Lehner. "Ich erwarte jetzt eine klare, ehrliche Kante vom IOC", fügte er hinzu.

Die Glaubwürdigkeit des Anti-Doping-Kampfes ist im Internationalen Olympischen Komitee nun massiv infrage gestellt. "Sehr besorgt" äußerte sich daher das IOC. "Wir haben sofort die WADA gebeten, dafür zu sorgen, dass die Anti-Doping-Tests in Pyeongchang glaubwürdig und zuverlässig durchgeführt werden können", sagte ein IOC-Sprecher.

"Wenn irgendetwas unsicher ist, nehme ich das sofort vom Markt, wie in der Autoindustrie - da gibt es eine Rückrufaktion, bis das Auto wieder sicher ist", konterte Lehner. "Da ist es besser, ich mache keine Doping-Kontrollen. Das würde dem Sport und seiner Ethik nutzen", fügte der Heidelberger Experte hinzu.

mehr:
- Problemflaschen: Manipulierbare Doping-Proben - IOC "sehr besorgt" (ZON, 30.01.2018)

Zitate aus einer Meldung von n-tv (Anti-Doping-Experte vergleicht IOC mit VW-Skandal, 04.02.2018. 19:06h)
  • "Die offiziellen Dopingbekämpfer Wada und das IOC agieren für mich wie der VW-Konzern im Diesel-Skandal", sagt Sörgel der "Bams". "Es wird erst etwas zugegeben, wenn es schon an die Öffentlichkeit gelangt ist und ich es nicht mehr verheimlichen kann."
  • Der jüngste Skandal um die nicht sicheren Urinflaschen der Schweizer Dopingkontrollfirma Behringer überrascht Sörgel ganz und gar nicht. "Dass die Flaschen nicht sicher sind, ist vorläufig der GAU dieser Winterolympiade, weitere nicht ausgeschlossen", mahnt er in der Zeitung. Bereits 2016 habe Behringer diese Flaschen "schon sehr unter Verschluss gehalten. Und schon damals sagte mir ein Kriminologe: Er glaubt nicht, dass die fälschungssicher sind."
  • Allerdings, so Sörgel, könne das IOC die Verantwortung "nicht der Firma und der Wada zuschieben. Würde eine Weltfirma eine wichtige neue Sicherheitstechnik in ihre Gebäude einbauen lassen, ohne sie selbst vorher gründlich geprüft zu haben?" Und außerdem: "Wer überprüft eigentlich die Wada? Das IOC offensichtlich nicht, obwohl man ja mit Craig Reedie einen wichtigen IOC-Amtsträger bei der Wahl als Chef installiert hat."
siehe auch:
- Doping in Russland : "Dass Putin vom Staatsdoping wusste, überrascht nur Herrn Hoeneß" (Oliver Fritsch interviewt Mediziner Fritz Sörgel, ZON, 31.01.2018)
- Frustrierender Kampf gegen das System: Doping-Forscher Simon schmeißt hin (Post, 04.09.2017)
- Mehmet Scholl im Kampf um die Deutungshoheit nicht mehr auf Linie (Post, 16.08.2017)
- Eier, Diesel, Doping: Wir konnten es uns nicht vorstellen (Post, 04.08.2017)
- Birgit Dressel nahm der BRD die Unschuld (Post, 12.04.2017)
- Doping bei Olympia: Der schwarze Medaillenspiegel (Post, 21.08.2016)
- Sport, Staats-Doping und zweierlei Maß (14.08.2016)
- Doping: Neue Anschuldigungen gegen Kenia (Post, 25.08.2015)
- Kämpfer gegen Doping und die Mafia (Post, 04.06.2007)

Rainhard Fendrich - Es lebe der Sport {3:23}

Am 11.12.2011 veröffentlicht
Schlagermusikgirl39
Rainhard Fendrich - Es lebe der Sport
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