Erfahrungen von Unterlegenheit und Ausgrenzung beeinträchtigen das Denkvermögen. Das muss aber nicht heißen, dass die Stärksten auch die Schlauesten sind
Alle Säugetiere sind soziale Lebewesen. Ihre Artgenossen bilden einen maßgeblichen Teil ihrer Umwelt, den sie laufend überwachen und mit einem breiten Repertoire spezialisierter Verhaltensweisen ihrerseits formen. Das gilt sogar für die klassischen Einzelgänger wie die großen Raubkatzen: Auch sie etablieren Territorien, unterhalten Beziehungen zu Nachbarn, werben um Partner, erziehen ihren Nachwuchs. Die völlige Vereinzelung ist schädlich - sogar Hauskatzen sollte man mindestens zu zweit halten -, und zumindest bei Mäusen hat man sogar eine eigene neuronale Bahn gefunden, die Einsamkeit signalisiert. Und dieses Signal ist den Tieren unangenehm.
Für den Menschen gilt das in besonderem Maße. Er ist ein Zoon politicon, mehr noch als seine nächsten Anverwandten. Als Einziger unter den Primaten haben wir die Zwillingsfähigkeiten zur Sprache und zur Musik - beides grundsätzlich soziale Verhaltensweisen. Mehr als vielleicht jedes andere Säugetier - mit möglicher Ausnahme der Wale - sind wir auf den Kontakt zu Artgenossen angewiesen.
Leider ist dieser Kontakt nicht immer positiv. Auch Aggression gehört zum sozialen Verhalten. Und wo Mitglieder einer Art zusammenleben, entsteht eine Gruppenorganisation, die häufig eine Rangordnung beinhaltet. Dann gibt es die Starken, die auf alle Ressourcen den ersten Zugriff haben. Und die Schwachen, die das Nachsehen haben und sich unwohl fühlen. Ja, das fühlt sich dann fast so an wie Einsamkeit.
mehr:
- Die Klugen und die Starken (Konrad Lehmann, Telepolis, 06.01.2019)
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Sonntag, 6. Januar 2019
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