Samstag, 2. Februar 2019

Die neoliberale Müdigkeitsgesellschaft: Burnout als Herrschaftsinstrument

Wenn wir uns lebendig fühlen wollen, müssen wir den Kampf gegen die Müdigkeitsgesellschaft aufnehmen.

Die Republik wirkt ausgebrannt — körperlich wie geistig. Die meisten Menschen schleppen sich nur noch auf Sparflamme durch ihren Alltag. Reizüberflutung, Multitasking und die immer schneller getakteten Konsumangebote haben uns alle in Verfügbarkeitszombies verwandelt. Diese allgemeine Schlappheit ist aber kein Zufall, sie ist Leitsymptom der Menschenverwertungsmaschine Kapitalismus. Wir müssen endlich den Kampf gegen die Strukturen aufnehmen, die uns auslaugen: durch Entschleunigung, Rückzugsräume und den Mut zur Pause.

Jede Zeit hat ihr progressives Aufgabenfeld. In den Sechzigern ging es um die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit. In den nächsten beiden Jahrzehnten kam es zur Anti-AKW-Bewegung oder man engagierte sich gegen das Waldsterben. Danach wurde es stiller, der Fortschritt schien vollbracht, das Ende der Geschichte verlesen. Es wirkte fast so, als sei da kein Auftrag mehr für einen progressiven Aufbruch auffindbar. Den Gewerkschaften brach in jener Zeit die Klientel weg, die Linken haben seither Schwierigkeiten damit, massenkompatibel anzusprechen: Ein Proletariat gibt es ja nicht mehr. Die Arbeiterklasse ist zerrissen. Zwischen Fach- und Leiharbeitern klafft eine Versorgungslücke, Arbeitnehmer von heute sind eben nicht mehr die klassische Arbeiterklasse von einst.

Die chronische Müdigkeit, in der wir uns gesamtgesellschaftlich zu befinden scheinen, böte jedoch einen Auftrag für den progressiven Elan an. Obgleich sich so gut wie niemand mehr durch 60-Stunden-Wochen über Wasser halten muss, hat man den Eindruck, dass es zwei Ressourcen in rauen Mengen gibt: Die Müdigkeit und die Schlappheit. Sie sind zum Naturgesetz unseres modernen Gemeinwesens geworden.

Stress, Hochfrequenzalltage, Multitasking und die strikte Taktung täglicher Verrichtungen ermüden. Eilmeldungen am laufenden Band, Breaking News, Sensationsmeldungen im Dauerticker stumpfen ab, machen uns mürbe. Die Schlappheit ist das Prinzip der Stunde, die Konstante, die jeden erfasst. Ob nun physisch als Pendler oder eher psychisch als Langzeitarbeitsloser: Gähnen ist die Präambel der Alternativlosigkeit, die man nun seit Jahren predigt. Wer einen Wechsel anstrebt, emanzipative und progressive Politik möchte, eine Abkehr vom TINA-Prinzip — „There is no alternative“ —, der muss als ersten Schritt den Kampf gegen die allseitige Müdigkeit aufnehmen.

mehr:
Planet der Schlaffen (Roberto J. De Lapuente, Rubikon, 02.02.2019)
siehe auch:
Warum man Burn-out nicht als Modeerscheinung abtun sollte (Rudolf Hänsel, Rubikon, 02.02.2019)
Endlich Widerstand! (Rudolf Hänsel, Rubikon, 02.02.2019)
Raus aus der Matrix! (Dirk C. Fleck, Rubikon, 02.02.2019)
- Die unfreie Welt (Dirk C. Fleck, Rubikon, 01.02.2019)

Prof. Mausfeld Der Neoliberalismus und das Ende der Demokratie. (Ton überarbeitet) {1:46:51}

geeepoint
Am 04.05.2016 veröffentlicht 
Prof. Mausfeld (warum schweigen die Lämmer) Der Neoliberalismus und das Ende der Demokratie. (Ton überarbeitet)
Ursprüngliche YT Quelle: https://youtu.be/vBc4A1HNmPk
Prof Dr.Rainer Mausfeld von der Universität Kiel in der Fortsetzung seiner Vortragsreihe: "Warum schweigen die Lämmer."
Was wurde aus dem Projekt "Aufklärung"?
Der Neoliberalismus ist das von den Eliten geplante finale Ende der Demokratie.
Zur Einführung in diesen Vortrag empfehle ich seinen in -=newscan=- oder anderen Kanälen verfügbaren Vortrag: "Warum schweigen die Lämmer".
Dieser Vortag hier ist als Fortsetzung dazu gedacht.
Ausserdem empfehle ich den Vortag von Werner Rügemer "Herrscher und Vasallen". Die schrittweise Eroberung Europas durch die USA.Hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=w23nU...
Falls sie einen Kommentar zum Video hinterlassen möchten, dann nur hier:
https://youtu.be/n8R7dcaai9g

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