Donnerstag, 7. März 2019

Norwegen, Russland und ein Spion, der sich erwischen ließ

Der Vorfall eröffnet den Blick auf die schwierige Situation des Nato-Landes an der russischen Grenze

Demnächst beginnt in Moskau der Prozess gegen den 63-jährigen Norweger Frode Berg. Der Vorwurf: Spionage. Der Anwalt hofft auf eine politische Lösung, doch das wird nicht einfach: Das Verhältnis der beiden Staaten, die eine knapp 200 Kilometer lange Land- und eine sehr viel längere Seegrenze teilen, ist nicht das beste. Allerdings wird Ministerpräsidentin Erna Solberg persönlich Anfang April zum Arktischen Forum nach St. Petersburg reisen.

Als Frode Berg am 5. Dezember 2017 in Moskau vom FSB verhaftet wurde, dachten die meisten an ein Missverständnis, das sich bald aufklären werde. Frode Berg kommt aus Kirkenes an der norwegisch-russischen Grenze. Bis zu seiner Pensionierung 2014 arbeitete er dort als Grenzinspektor. Nach den Medienberichten war er vor Ort bekannt und beliebt, er war engagiert im Kulturbereich und in der Kirche. Er hatte Bekannte in Russland und setzte sich für ein gutes Verhältnis zu Russland ein.

Ein solcher Mann ein Spion? Niemals! In Kirkenes gab es sogar einen Solidaritätsumzug für ihn. Merkwürdigkeiten wie die 3000 Euro, die Berg in Moskau dabei hatte, im Auftrag eines "Bekannten", würden sich aufklären. Von offizieller Seite in Norwegen hörte man nichts - außer, dass ihm konsularischer Beistand gewährt werde.

Die Bombe schlug dann im April 2018 ein: Über seine Anwälte, den Russen Ilja Nowikow und den Norweger Brynjulf Risnes, ging Berg mit einer Art Geständnis an die Öffentlichkeit. Er gab zu, mehrfach für den norwegischen Nachrichtendienst Aufträge als Kurier ausgeführt zu haben. Allerdings sei ihm die Tragweite dieser Aktionen nicht bewusst gewesen.

Die Geschichte wurde gestützt von der norwegischen Journalistin Trine Hamran, die das bei gemeinsamen Reisen im Rahmen von Projekten bemerkt hatte und der er sich anvertraut hatte. Sie berichtete auch, dass Berg eigentlich aussteigen wollte, doch man habe ihn unter Druck gesetzt, noch einmal nach Moskau zu reisen. Norwegische Medien gruben in der Geschichte, trieben sogar den Kontaktmann auf, dessen Name allerdings nicht veröffentlicht wurde.

mehr:
- Norwegen, Russland und ein Spion, der sich erwischen ließ (Andrea Seliger, Telepolis, 06.03.2019)

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