Donnerstag, 7. März 2019

»Wenn Briten zu Erkenntnissen kommen, ist Vorsicht geboten«

Eine Studie von britischen Psychologen versucht nachzuweisen, dass Anhänger von Verschwörungstheorien zu "antisozialem" und "kriminellem" Verhalten neigen.

Die Studie mit dem Titel "Glaube an Verschwörungstheorien und Bereitschaft zur Alltagskriminalität" erschien im Januar 2019 im renommierten "British Journal of Social Psychology". Eine der Autorinnen, Karen Douglas, Psychologieprofessorin an der University of Kent, fasst die Ergebnisse so zusammen:

Unsere Forschung hat zum ersten Mal gezeigt, welchen Einfluss Verschwörungstheorien auf die persönliche Haltung zur Alltagskriminalität haben können. Menschen, die der Auffassung sind, dass andere sich verschworen haben, könnten unethischen Handlungen gegenüber aufgeschlossener sein.
Karen Douglas

Was dabei mit Alltagskriminalität gemeint ist, beschreibt die Studie so:

Zur Alltagskriminalität zählen allgemein übliche Delikte, die von den meisten Menschen irgendwann in ihrem Leben einmal begangen werden, wie etwa das Überfahren einer roten Ampel, eine Barzahlung mit dem Ziel, Steuern zu hinterziehen, oder das Verschweigen von Mängeln beim Verkauf von Waren.
Aus der Studie

Von den Autoren werden solche Verhaltensweisen als "antisozial" und "low level crime" eingestuft. Als "Glaube an Verschwörungen" gilt dabei bereits die Annahme, dass "Regierungen Informationen vor der Öffentlichkeit geheim halten" - eine Mutmaßung, die wohl eher dem gesunden Menschenverstand entsprechen dürfte.

Grundlage der Studie ist eine Onlinebefragung von 250 Briten. Diesen wurden unter anderem 7 Verschwörungstheorien vorgelegt, von denen allerdings nur eine in der Untersuchung auch genannt wird ("Es gab eine offizielle Operation des britischen Geheimdienstes MI6, Prinzessin Diana zu ermorden, die von Teilen des Establishments gebilligt wurde"). Dass die Anhänger solcher Sichtweisen selbst zu kriminellem Verhalten neigten, wird von den Autoren so erklärt:

"Verschwörungstheorien könnten Menschen zu unethischem Verhalten ermuntern, als Möglichkeit, mit einer Welt zurechtzukommen, in der sich Verschwörungen ereignen."

Mit anderen Worten: Wenn im Großen betrogen wird, muss man sich im Kleinen auch nicht an die Regeln halten – eine Sichtweise, die sicherlich weit verbreitet ist. Die Autoren schreiben von einem "Gefühl des Mangels an sozialem Zusammenhalt und gemeinsamen Werten". Die tieferliegende Frage, welche der ganz großen Betrügereien ("Verschwörungstheorien") womöglich real und welche nur Fantasie sind, blendet die Studie aus. Nahegelegt wird, dass Verschwörungstheorien generell falsch und "schädlich" seien.

mehr:
- Verschwörungstheoretiker fahren bei Rot über die Ampel (Paul Schreyer, Telepolis, 05.03.2019)

mein Kommentar:
» Grundlage der Studie ist eine Onlinebefragung von 250 Briten. «
?????
siehe dazu auch:
Repräsentativität, Zufallsstichprobe vs. „repräsentative“ Stichprobe und das Problem der Repräsentativität (Wikpedia)
aus den Leserkommentaren:
»Wenn Britten zu Erkenntnissen kommen, ist erfahrungsgemäß Vorsicht geboten!« (Rechtschreibfehler im Original)

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Falsche Vorstellungen kursierten über Jahrhunderte, dass „Selbstbefleckung“[31] die gesunde geschlechtliche Entwicklung eines Knaben behindere und zur Gehirnerweichung und zum Rückenmarksschwund führe. Auch KrebsLepra und Wahnsinn sowie weitere psychiatrische Krankheitsbilder[32] sollten angeblich die Folge der Masturbation sein.
[Masturbation, Medizingeschichtlich, Wikipedia, abgerufen am 07.03.2019]
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[Bildquelle: Watson.ch]
Warum schweigen die Lämmer? Rainer Mausfeld im Gespräch mit Westend {17:21}

Westend Verlag
Am 06.03.2019 veröffentlicht 
Der Psychologe und Kognitionswissenschaftler Rainer Mausfeld spricht über die Denkfehler der modernen Psychologie, Fehlentwicklung unserer demokratischen Institutionen und die Rolle der Medien.
Weitere Infos zu seinem Buch und Leseprobe finden Sie hier:
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